MAK
Nr. 8 
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Inte.rnatiojiale-Sammler-Zeitung. 
das sich für dieses Manuskript besonders interessierte, konnte 
die von dem Amerikaner gebotene Summe nicht aufbringen. 
PHILATELIE. 
(Neuheiten.) Die deutschen Wohlfahrtsmarken wer 
den in diesem Jahr wieder mit Wappenzeichnung erscheinen. 
Es sind folgende vier Marken angekündigt: 8 (+ 7) Pfennig, 
Wappen von Hamburg, 15 (+- 15) Pfennig, Wappen von 
Mecklenburg-Schwerin, 25 (+ 25) Pfennig, Wappen von 
Oldenburg, 50 (+ 50) Pfennig, Wappen von Braunschweig. 
(Fehldruck e.) Weil Fehldrucke immer noch ein be 
gehrter Sammelartikel sind, ja, die Nachfrage größer ist als 
die vorhandene Ware, versucht man hier abzuheifen. So 
melden englische Briefmarkenzeitschriften, daß vor kurzem 
die Druckplatten der Festausgabe von Peru aus dem Jahre 
1S19 gelegentlich der Verfassungsfeier mit dem Bildnis des 
Pi äsidenten Leguia von einer Privatperson erworben 
wurden. Der jetzige Besitzer fabriziert nun mit den Platten 
allerlei „Fehldrucke“ mit kopfstehendem, doppeltem oder 
zuweilen auch gänzlich fehlenden Porträt. 
(Brie f m atkc n schwindle r.) Aus K a 11 o w i t z 
wird uns geschrieben: Vor dem hiesigen Landgericht hatte 
sich der frühere Bureaubeamte Domogalla wegen Be 
truges zu verantworten. Er hatte sich als Vermittler wert 
voller Briefmarken ausgegeben und die Firma Track in Linz 
'(Oberösterreich) um 300 Schweizer Franken, zwei italienische 
Briefmarkensammler um 1000 Lire, bezw. 3680 Lire, ferner 
drei deutsche Salmmler um insgesamt 1139 Mark geschädigt. 
Domogalla wurde zu vier Jahren Zuchthaus und 787 Zloty 
Geldstrafe verurteilt. 
VERSCHIEDENES. 
(Tod bekannter Sammler.) Am 4. April starb in 
Wien der Vorsitzende der Repräsentanz der Anglo Austria 
Lmtd und. Verwaltungsrat der Kreditanstalt Sigismund Frei 
herr von Springer. Der Verblichene war als großer 
Sammler bekannt. Seine Jagdtrophäensammlung gehört zu 
den bedeutendsten ihrer Art. 
(Katalogisierung des. städtischen Kunst 
besitzes in Prag.) In diesen Tagen ist, wie man uns aus 
Prag meldet, die Katalogisierung des städtischen Kunst 
besitzes im Altstädter Rathaus und im Neuen Rathaus beendet 
worden. Die nächste Etappe der Katalogisierung betrifft die 
gesamten Gemeindeämter der mit Prag vereinigten Orte 
und die detachierten Aemter. Die Katalogisierung wird vorn 
städischen Archivvorstand Dozenten Dr. V o j t i s e k durch 
geführt. 
(Die gestohlene Pieta.) Mitte Juli v. J. wurde 
in der evangelischen Kirche zu Großballhausen bei 
Erfurt eine aus dem 13. Jahrhundert stammende wertvolle 
Holzskulptur, eine romanische Pieta, gestohlen, die eine Reihe 
von Jahren auch im Erfurter Museum zur Schau gestellt war. 
Das Kunstwerk war von der Gemeinde auch schon einmal 
nach Amerika verkauft worden, doch war es dem Eingreifen 
des Reichskunstwarts Redslob zu danken, daß es nicht ins 
Ausland kam. Erst im Oktober 1927 gelang es, die Pieta bei 
dem Grundstücksmakler Franz W o l f in Kassel ausfindig zu 
machen, dem sie zum Preis von 5000 Rm. zum Kauf ange- 
boten worden war. Wolf hatte den Kaufmann Tannen- 
b a u m als Sachverständigen zugezogen, der einem Bekannten 
in Langensalza Mitteilungen von der Sache machte, wodurch 
der Verbleib der Pieta entdeckt wurde. Der eine der beiden 
Diebe, der 55 Jahre alte Traugott Nicolai aus Großball 
hausen, hatte sich Tannenbaum gegenüber als Mitglied des 
Kirchenvorstandes von Großballhausen ausgegeben, der ihn 
mit dem Verkauf beauftragt habe. Das Erfurter Große 
Schöffengericht verurteilte Nicolai zu drei Jahren und 
seinen Helfershelfer Kurt Bennewitz aus Gedesee zu 
zwei Jahren Gefängnis und beide zu je fünf Jahren 
Ehrverlust. 
(Eine alte ägyptische Himmelskarte ge- 
funde n.) Eine Entdeckung von hoher Bedeutung wurde 
erst kürzlich im Tal der Königsgräber zu Theben von der 
ägyptischen Expedition gemacht, die das Metropolitan-Kunst 
museum in Ncwyor k ausgeschickt hat. Bei Grabungsarbei 
ten in einem geschlossenen Gelände beim Tempel der Königin 
Hatshepsut in Deir ei Bahri stieß man auf das Grab, das der 
Architekt der Königin, Senniut, vor dreitausendvierhundert 
Jahren, zur Zeit der achtzehnten Dynastie, als sein Mauso 
leum erbaut hatte. Gleichwohl wurde er hier nicht beigesetzt, 
da er inzwischen in Ungnade gefallen war. „Nur ein Raum des 
Mausoleums,“ so schreibt H. E. W i n i o c k, der Leiter der 
Ausgrabungen, in dem offiziellen Bericht über den Fund, „ist 
vollständig ausgestattet; jedoch sind auch hier die Bildhauer 
arbeiten nicht vollständig fertiggestellt wordenl In einer Seite 
der Mauer sieht man noch die Pläne und Bemerkungen der 
Bauleitung unter der Ueberschrift „Vierter Monat der Ueb.er- 
schwemmung, 29. Tag“. Diese Bemerkungen sind in schwarzer 
Tusche quer über die Wand geschrieben, und die Hiero 
glyphenschrift bedeckt die ganze. Fläche, soweit sie damals 
vollendet war. Es wäre hochinteressant, wenn man den Be 
weis erbringen könnte, daß die handschriftlichen Aufzeich 
nungen von dem Oberaufseher aller königlichen Werke, Sen 
niut selbst, stammen. Alle vier Wände sind sorgsam mit 
Hieroglyphenzeichen bedeckt, die Textstellen aus den Büchern 
der „Unterwelt“, der „Tore“ und des „Todes“ enthalten, den 
religiösen Werken, die den Seelen bei ihrer Reise ins Jenseits 
als Führer dienten. Gegenüber dem Eingang befindet sich eine 
im üblichen Stil gehaltene Stelle, die indessen so wenig Be 
merkenswertes bietet, wie das Tor selbst, durch das Senniuts 
Seele die Reise angetreten hat, die sie mit der Sonne quer 
durch den Ozean der Nacht führte. Wir sehen diesen Senmut 
in verschiedenen bildlichen Darstellungen, einmal in Unter 
haltung mit seinem Vater und seiner Mutter, dann mit seinen 
Brüdern und»seinen Frauen, und endlich am Tisch, vor seiner 
Mahlzeit sitzend.. Das Kabinettstück des kleinen Raumes bildet 
aber. die Decke. Wir sehen über uns das Himmelsge 
wölbe in Gestalt einer Karte, die zu den besten und den 
frühesten Erzeugnissen der astronomischen. Karto 
graphie geiiört, die bisher gefunden worden sind. Die her 
vorragendsten Zeichner der mittleren Zeit der achtzehnten 
Dynastie haben an ihr mitgearbeitet. Im Mittelpunkt der 
nördlichen Himmelshälfte erscheint der mit einem Stierkopf 
geschmückte Stern „Meskhetin“, unser „Großer Bär“ und die 
ihn umgebenden Sterngruppen, quer über den Himmel sind 
die zwölf alten Monatsfestzeiten bildlich dargestellt, jede als 
ein Kreis mit der Einteilung von 24 Stunden. Darunter ziehen 
die Sternbilder der nördlichen Himmelshäifte im Zuge vorbei. 
Auf der anderen Seite wendet am Südhimmel Orion sein 
Gesicht von der lächelnden Sotis, die ihm ergebnislos Jahr 
für Jahr folgt. Kurz, wir haben hier eine Himmelskarte aus 
uralter Zeit in schönerer Ausführung, als in dem Grab des 
Königs Seti gefunden. Niemand, der sich mit dem Studium 
altägyptischer Astronomie beschäftigt, wird diese Karte unbe 
rücksichtigt lassen dürfen.“ 
MUSEEN. 
(Danhausers „Augenarzt“.) Das Museum der 
Stadt Wien hat das Oeigemälde von Josef Danhauser 
„Der Augenarzt“ für 25,000 S erworben. Das Bild ist eines 
der Hauptwerke des bedeutenden Gcnremalers der Alt- 
Wiener Schule und stellt den Augenblick dar, wo der Wiener 
Augenarzt Jaeger v. Jaxtthal einem an Star erkrankt ge 
wesenen und von ihm operierten Mann die Binde von den 
Augen nimmt und dieser freudig seine Frau und Kinder er 
kennt. Um die Hauptfiguren sind noch andere Personen 
gruppiert, darunter ein junger Mann, dessen Porträt vermut 
lich ein Selbstbildnis Danhausers ist. Danhauser hat nach 
seinen eigenen Aufzeichnungen das Werk 1837 für den Holz- 
händler Matthias F e 1 d m ü 11 e r den Jüngeren (die 
Wiener Tageszeitungen verwechselten ihn mit dem älteren 
Feldmüller, dem sog. „Dönauadmirai“) gemalt. Das Bild war 
später im Besitz von Jakob Fellner und dann in dem der 
Frau Baurat Hauser. 
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Gemälde ungarischer 
Meister des 19. 
Jahrhunderts 
Max H e v e s i 
Wien, S., Habsburgergasse Nr. 5 
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VOM KUNSTMARKT. 
(Eine Haarlocke Schuberts unter dem 
H a m m e r.) im Rahmen einer Sonderauktion der Bücher 
abteilung des Dorotheums gelangt am 19. April eine Haar 
locke Schuberts zur Versteigerung. Die Reliquie be 
findet sich in einem Kuvert, das die Anschrift „Herrn Finanz 
wachkommissär Josef H o f m a n n“ trägt. Als Absender ist 
Andreas Schubert, ein Stiefbruder des Tondichters, an 
gegeben. Ueber die Geschischte der Locke gibt ein beige 
schlossenes Attest einen Anhaltspunkt. In diesem Attest, das 
von den bekannten Wiener Schubert-Forschern Hofrat Doktor 
Eusebius Mandiczewski, und dem Schriftsteller Otto 
Erich Deutsch unterfertigt ist, wird darauf hingewiesen, 
daß hei der ersten Exhumierung Schuberts auf dem kleinen 
Währinger Friedhofe und der Uebertragung. der Gebeine nach 
dem neuen Währinger Friedhofe am 22.,. beziehungsweise 
23. Oktober 1863 die zweite Exhumierung erfolgte anläßlich
	        
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