MAK
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG 
Nr. 15 
Seite 165 
den Luxus des Großherzogs von Toskana ins Leben 
gerufen wurde. Diese Rahmen, in großer Zahl im Pa 
lazzo Pitti erhalten, sind wesentlich verschieden von 
den Florentiner Barockrahmen des 16. Jahrhunderts. 
Waren jene durch phantastische Erfindung, Mannig 
faltigkeit und Zierlichkeit ausgezeichnet, so sind 
diese späteren Arbeiten eher einförmig, dabei aber 
übertrieben breit, prächtig und glänzend in der Ver 
goldung, wenn auch einzelne Motive im Detail aus 
jenem Michelangelo-Barock entlehnt und weiter ent 
wickelt sind. Auf derb und groß profilierter, sehr 
breiter Unterlage, die die Mittelleiste ganz ausge 
schieden hat, liegen große Voluten, Stäbe und der 
gleichen, in phantastischer Weise sich durchschnei 
dend und häufig mit Muscheln in der Ecke ge 
schmückt, Im Aufbau und in der Wirkung sind diese 
Rahmen nicht unähnlich den /eben beschriebenen 
breiten venetianischen Blattwerkrahmen der gleichen 
Zeit. Wie bei diesen, so fällt auch hier allmählich 
die Unterlage fort und die kräftigen Ornamente wer 
den durchbrochen gearbeitet. Die geschmackvolle, 
eigenartige Weiterbildung des Bilderrahmens geht 
mit dem 17. Jahrhundert auf den Norden über, und 
zwar übernimmt Frankreich die führende Rolle. Im 
Anfang des 16. Jahrhunderts, etwa zwischen den 
Jahren 1510 bis 1525, hatte die italienische Renais 
sance auch in der Zeichnung der Rahmen ihren Ein 
fluß auf die nordische Kunst ausgeübt. Der Altar 
rahmen kommt freilich nur zu einer spärlichen und 
dürftigen Entwicklung; am interessantesten ist er, 
wenn die Künstler, wie Dürer bei seinem bekannten 
Rahmen zum Allerheiligen-Bild, nur im allgemeinen 
Aufbau sich an die italienischen Rahmen anlehnen, 
Sonst pflegen sie, weder in den Verhältnissen, noch 
in den Ornamenten glücklich, überhaupt nur eine 
schwache, oft mißverstandene Nachahmung italieni 
scher Vorbilder zu sein. Dagegen erhält der Leisten 
rahmen unter den gleichen Einflüssen eine, wenn 
auch etwas einförmige, nüchterne, so doch gute und 
wirkungsvolle Form, die sich der Form der gotischen 
Rahmen anschließt. Der breiten flachen Mittelleiste 
gibt man nach außen ein schmales, aber ziemlich 
hohes, nach innen ein kleines Profil, das feingeglie 
dert und meist vergoldet ist, während die Mitteileiste 
regelmäßig einen hellschwarzen Anstrich, selten 
einen mattfarbigen oder weißen Anstrich erhält, auf 
den in den Ecken und in der Mitte Ornamente in 
Gold aufschabloniert werden. Für die reichfarbigen 
Bilder der deutschen wie der niederländischen 
Schule dieser Zeit, die den gleichzeitigen prächtigen 
Glasmalereien oft nur zu verwandt in der Wirkung 
sind, bieten diese Rahmen einen ruhigen ernsten Ab 
schluß. Gelegentlich behalten sie auch die wenig ge 
tönten Naturfarben des Holzes, wie der breite Eichen 
holzrahmen um Dürers Holzschuherbildnis zeigt. 
Diese Form des Leistenrahmens erhält sich in 
den Niederlanden, auf die-sich mit dem Niedergang 
der Malerei in Deutschland auch die Weiterentwick 
lung der Bilderrahmen zunächst beschränkt, bis zum 
Ende des 16. Jahrhunderts und bleibt hier für die 
schwarzen Rahmen sogar bis in das 18. Jahrhundert 
vorbildlich. Während gleichzeitig die Skulpturen, 
namentlich die in den Niederlanden sehr beliebten 
kleinen Alabaster-Reliefs, und die Grabtafeln sehr 
reiche in Holz geschnitzte Einrahmungen in zierli 
chem Frühbarock mit Blattvergoldung in farbigem 
(meist blauem) Grund erhalten, denen die meist in 
ihrer Naturfarbe belassenen, sehr zierlich geschnitz 
ten Spiegel in Eichenholz sich anschließen, werden 
die Bilderrahmen fast noch einfacher bei kräftiger 
Bildung der Profile; sie werden regelmäßig schwarz 
gestrichen und verlieren allmählich die goldenen Or 
namente. Mit der Einführung der feinen ausländi 
schen Hölzer, infolge der Ausbreitung des Handels 
nach Ost- und Westindien, wird am Anfang des 17. 
Jahrhunderts die Anfertigung der dunklen Rahmen 
aus solchen Hölzern, namentlich Ebenholz, in den 
spanischen Niederlanden wie in den holländischen 
Freistaaten eine allgemeine. Ihren Glanz erhielten 
sie durch eine leichte Politur, welche zugleich den 
Ton, je nach der Farbe des Bildes ins rötliche oder 
lila spielend, grau, oder tiefschwarz, kräftiger zur 
Geltung brachte. Die kleine Schlußleiste, nach innen, 
glatt oder mit einem bescheidenen Barockornament 
verziert, wurde regelmäßig vergoldet; gelegentlich 
erhielten auch noch einige andere Profile des 
Rahmens eine Vergoldung. Die Profilierung ver 
liert mit dem Fortschreiten des 17 Jahrhunderts die 
eckige, kastenartige Form. Die Durchführungen 
werden bewegter, ausgeschwungen, und die Profi 
lierung wird in der mannigfachsten Art variiert, so- 
daß sich noch Hunderte von Mustern nachweisen 
lassen. 
Die Ebenholzrahmen blieben in den spanischen 
Niederlanden die gewöhnlichen und sind auch in Hol 
land bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts am häufig 
sten. In Belgien waren unter Rubens und seinem Ein 
fluß die Altar-Tafeln und die großen Dekorations- 
Bilder, namentlich Deckenbilder, bevorzugt, die in 
der Architektur ihre Rahmung erhielten. Diese Rich 
tung der Malerei verlieh auch kleineren Tafelbildern 
vorwiegend dekorativen Charakter; sie wurden zum 
größten Teil über der hohen Wandtäfelung und dan 
Türen der Zimmer angebracht und daher nur mit 
einem schlichten Leistenrahmen versehen. Kleine, 
besonders geschätzte Bilder von intimen Charakter, 
wie z. B. die Bilder von Jan Breughel, erhielten 
ähnliche schmale, aber sehr fein profilierte Leisten 
rahmen, meist aus Nußbaumholz, auf deren flachen 
Mittelleisten, ganz ähnlich wie auf den eben bespro 
chenen Rahmen des 16. Jahrhunderts zierliche Gold- 
Ornamente aufschabloniert wurden. Ein einfacher 
schwarzer Rahmen wurde hier auch dadurch allge 
mein Sitte, daß unter dem Vorgang der Regenten 
(namentlich des Erzherzogs Leopold Wilhelm) 
und einzelner Maler, wie vor allem Rubens selbst, 
umfangreiche Bildergalerien entstanden, welche die 
Wände bis zur Decke füllten, und für die ein schlich 
ter, einheitlicher Leistenrahmen, schwarz oder ver 
goldet, Mode wurde. (Schluß folgt) 
Der Sammler Otto JCenckell. 
Aus Berlin wird uns geschrieben: 
In Bad Gast ein starb dieser Tage der durch 
die Sektmarke „Henckell-Trocken" wohl in der 
ganzen Welt bekanntgewordene deutsche Groß 
industrielle Otto H e n c k e 11. Die Nekrologe wurden 
dem süffigen Erzeugnis Henckells im vollsten Maße 
gerecht, was man aber vermißte, war der Hinweis 
darauf, daß wir in dem Verstorbenen einen der be 
deutendsten Sammler Deutschlands verloren haben. 
In Wiesbaden, wo Otto Henckell seinen 
Wohnsitz hatte, war man stolz auf die Sammlung 
Henckells und Kunstliebhaber verabsäumten es 
selten, sich eine Empfehlung zu Henckell zu ver 
schaffen, um seine Schätze zu besichtigen. 
Den Grundstock der Sammlungen bildete die 
Kollektion holländischer Meister, die aus 
der Sammlung Michel in Mainz, der vornehmen 
Galerie seines Schwiegervaters, stammte. Zu die-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.