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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Nr. 2
NUMISMATIK.
(Versteigerung der Münzensammlung Georg Pflümer.)
Henry Seligmann in Hannover kündigt für den
25. März und die folgenden Tage die Versteigerung der altbe
rühmten Münzensammlung Georg P f 1 ii m e r (Hameln) an,
neben einer Generalsammlung, die sich auf alle Zeiten und
Länder erstreckt, Spezialsammlungen von Hameln, Goslar und
dem Königreich Westfalen enthält. Es sind darunter große
Raritäten, wie ein 5-Dukaten-Stück von Hameln, eine Hamler
Talerklippe und ein Montforter Taler vom Jahre 1546,
(Preise für Münzen.) Die Münzsammlungen aus dem Be
sitz Franz Pauli in Knauthain bei Leipzig sind bei Dr. Franz
Ferdinand Kraus in Braunschweig versteigert worden und
erzielten bei lebhafter Beteiligung sehr gute Preise. So brach
ten: ein Goldabschlag zu 10 Dukaten vom Rigaer Taler 1660
Karls XI. von Schweden 850 Mark, ein bayerischer Probe-
dukat 1855 der Grube „Gold Cronach 1200 Mark, der preu
ßische Dukat 1803 der Grube „Fiürstemzeche“ 900 Mark, ein
Goldabschlag des Klausthaler Ausbeutegulden 1811 im Gewicht
von 6 Dukaten, in Westfalen von Hieronymus Napoleon ge
prägt, 925 Mark, eine Doppelpistole 1696 aus westfälischem
Golde des Kurfürsten Joseph Clemens von Köln 1200 Mark,
eine goldene .Medaille 1827 aus Rheinsand von Ludwig von
Baden 1425 iMark, ein sechsfacher Taler aus Silber der St. Ja-
cobsgrulbe von Friedrich Ulrich von Braunschweig 1925 Mark,
ein schlesischer Dukat 1585 aus den Gruben von Reichenstein,
geprägt durch die Herren zu Rosenberg, 650 Mark.
PHILATELIE.
(Hainisch-Marken.) Die neuen österreichischen Wohltä
tigkeitsmarken mit dem Bilde des gewesenen Bundespräsiden
ten H a i n i s c h sind tatsächlich vollkommen ausverikauft.
Die kleine Auflage —< 100.000 Sätze — war im Nu vergriffen,
und schon Ende November sah sich die Generalpostdirektion
veranlaßt, den Verkauf gänzlich einzustellen und die geringen
zurückgebliebenen Sätze einzuziehen. Sie werden zur Befrie
digung jener Besteller benützt, die seinerzeit schon Bestel
lungen und den Betrag hiefiür eingesendet hatten. Das Ge
rücht, daß ein Neu- oder, richtiger gesagt, Nachdruck der
Marken geplant sei, entbehrt jeder Begründung. Ebenso ist die
Nachricht, daß noch größere Mengen aus Spekulationsrück
sichten zurückbehalten wurden und später eventuell zu hö
heren Preisen auf den Markt gebracht werden sollen, falsch.
Seit Anfang Dezember sind die Nibelungenmarken wieder bei
allen Postämtern erhältlich.
(Versteigerung in Paris.) Vom 22. November bis 3. De
zember v. J. wurde im Hotel Drouot in Paris durch die Herren
A u 1 a r t und Perigand eine Markenkollektion versteigert,
wobei folgende bemerkenswerte Preise (in Francs) erzielt wur
den:. Marokko, 12, 13 B., Provisorium, karmin, Ueberdruck
1350.—; Guyana 1877, überdruckt im Dez. 1887 auf 30 cmes
1200.— ; Frankreich, tl Frcs,, Zinnober „Venezianer Rot“,
1950,—; Dasselbe, 1 c., schwarz, auf Preußischblau, 1000.—;
Dasselbe, 5 Frcs., karmin auf grün, 1450.—; Parma, 80 cente-
simi, rauchgelb, 1200.—■; Sachsen, 3 Pf., rot, 1850, 1675.—;
Schweiz, Basel, 2 ys h, rot, blau und schwarz, 2125,—; Win
terthur, 2 ys 14, schwarz und rot, 1050.—.
(Die Briefmarken-Produktion.) Nach dem „Echo de la
Timbrologie" sind bis zum Oktober 1928 insgesamt 56.874 ver
schiedene Briefmarken festgestellt worden. Davon stammen
17.089 aus Europa, 13.519 aus Amerika, 12,147 aus Afrika,
10.488 aus Asien und 3631 aus Ozeanien. Von allen Ländern
der Welt hat bisher Nicaragua die größte Zahl von Brief
marken herausgebracht, nämlich 1183.
VERSCHIEDENES
(Das graphische Kabinett in München) nimmt, wie es uns
mitteilt, nach Schluß der Van-Gogh-Ausstellung die Ausstellun
gen von Malern unserer Zeit wieder auf und gibt im Jänner
zum ersten Male in München einen LJeberblick über Gemälde
Otto M u e 11 e r s. Der Künstler, von Geburt Schlesier, zählt
mit Erich Heckei, Emil Nolde, E, L. Kirchner, Max Pechstein
zu den Begründern der „Brücke“, Das Verzeichnis enthält eine
Einführung von Willi Wolfradt,
(Kunsttopographie und Fundortplan von Linz.) Aus
Linz wird berichtet: Die Arbeitsgemeinschaft für Linzer Ge
schichtsforschung hielt im Rathause unter dem Vorsitze des
Obmannes Dr. Karl Ludwig eine Sitzung ab bei der die
bevorstehenden Arbeitspläne vom Schriftführer Dr. Z ö h r e r
erörtert wurden. Fürs erste gelte es, eine Kunsttopographie und
eine prähistorische und antik-römische Fundortkarte in An
griff zu nehmen. Die Stadtgemeinde habe einstweilen dafür
800 S ins Präliminare eingesetzt. Dr. Zöhrer berichtete dabei
auch über den Erwerb der Pachi. nger-Sammlung
durch die Stadtgemeinde Linz. Er führte auch an, daß die Ge
meinde mit dem Land Verhandlungen gepflogen habe, um die
sozialpolitische und nationalökonomische Abteilung der Stadt
bibliothek durch Verkauf abzustoßen und so nur Lizentia pfle
gen zu können. Die Verhandlungen hätten aber zu keinem Er
gebnis geführt. Die Frage der Kunsttopographie brachte ver
schiedene Vorschläge, vor allem wegen des Verfassers, da
Dr, Oberwald er (Wien), genannt wurde. Der Vorstand des
Landesdenkmalamtes Dr. Ha inis c h beantragte, zuerst die
notwendigsten Vorarbeiten, im besonderen die archivalischen,
durchzuführen und dann erst die Frage, wer mit der Redaktion
des Materials betraut würde, anzupacken. Als Bearbeiter des
Fundstadtplanes wurde vom Landesarcbivdirektor Dr. Z i b e r-
mayr der bereits durch seine Arbeiten in Linz bekannte
Mitarbeiter des Museums Paul Karnitsch genannt. Es sei
notwendig, die Fundortkarte nach einem neuen Stadtplan in
größerem Maßstabe auszuführen und die prähistorischen und
Römerfundstellen gesondert zu behandeln. In diesem Zusam
menhänge teilte Dr. Zöhrer auch mit, daß das Stadtbauamt
Linz bereits einen neuen Stadtplan im Jahre 1927 ausgearbei
tet habe; im übrigen werde zu seiner Fortführung ein eigener
Fachmann nach Linz berufen. Zuletzt wurde der Beschluß ge
faßt, monatlich einmal, und zwar am ersten Montag, in einer
Zusammenkunft der Arbeitsgemeinschaft zu den jeweils ge
genständlichen Fragen Stellung zu nehmen,
(Ein venezianisches Deckelglas aus dem 16, Jahrhundert,)
Wie Adolph Donath im „Berliner Tgbl.“ mitteilt, hat das
Kunsthaus der Brüder Lion in Berlin ein 48>3 cm hohes
venezianisches Deckelglas erworben, das reich mit
Gold und Email dekoriert ist und nach der maßgebenden An
sicht Robert Schmidts,- des Direktors vom Schloßmuseum
Berlin, ein besonders stattliches Exemplar der venezianischen
Glaskunst, vom Beginn des 16. Jahrhunderts ist. Das nächste
verwandteste Stück, das man mit dem Lionschen Glaspok^l
vergleichen könnte, ist der 1511 datierte Becher des Jörg von
Kopidlnansky im Dresdener Stadtmuseum, den Schmidt in sei
nem Handbuch „Das Glas“ reproduziert hat. Mit diesem Dres
dener Becher hat diese jüngste Berliner Rarität gemeinsam die
äußerst seltene Erhaltung des Deckels, der sonst fast allen
Robert Schmidt bekannten Exemplaren fehlt. Hier ist die ra
dierte Golddekoration, wie der Berliner Gläserkenner meint,
vorzüglich im Stil, und ebenso vorzüglich ist der Erhaltungs
zustand des Glases und des Emails; der etwas ungewöhnliche
von unten her farbig emaillierte Zackenrand am unteren Ende
der Kuppa hat eine schlagende Analogie bei dem sogenann
ten Corvinus-Pokal im Breslauer Museum, der um 1490 ent
standen ist.
(Herzog und Kunsthändler.) Aus Berlin wird uns ge
schrieben: Am 21. Jänner wird vor dem Berliner Kammerge
richt eine Klage des Kunsthändlers Gurlitt gegen den Her
zog Joachim Ernst von Anhalt in zweiter Instanz ver
handelt. Der Herzog, der die Tochter des Intendanten des
Plauener Stadttheaters, die an einer Bremer Bühne tanzte,
heiraten wollte, bei dieser Absicht aber auf den Widerstand
seiner Verwandtschaft stieß, versuchte durch Veräußerung sei
ner kostbaren Kunstsammlung sich Geld zu verschaffen. Er
trat mit Gurlitt in Verbindung. Zwischen beiden soll ein Ver
trag abgeschlossen worden sein, nach dem Gurlitt gegen eine
Provision von 10 Prozent Bilder verkaufen sollte. Gurlitt
zahlte 30.000 Mark an und erhielt drei Bilder und eine Cra-
nach-Bihel ausgehändigt. 100 weitere Bilder sollten durch ein
Lastaulo nach Berlin an Gurlitt geliefert werden. Dies unter
blieb. Statt dessen wußte ein Vertrauensmann des Herzogs
Gurlitt zur Herausgabe der Bibel und eines Bildes zu veran
lassen. Die beiden anderen Bilder verkaufte Gurlitt für 150.000
Mark, die er ohne jeden Abzug an den Herzog überwies. Die
ser erklärte aber den Vertrag für ungültig, weil Gurlitt sich
vor dem Verkauf mit ihm über die Preise nicht verständigt
habe. Gurlitt klagte daraufhin auf entgangene Provisionen in
Höhe von 500.000 Mark, wurde abe-r vom Berliner Landgericht
in erster Instanz abgewiesen. Von Interesse ist, daß der jetzt
in den Nürnberger Prozeß wegen des Cadolzer Bilderraubes
verwickelte Kunsthändler Meyer den Verkauf der Cranach-
Bibel an Morgan für 1% Millionen Mark vermittelt hat.
(Em bedeutsamer Schatz gefunden.) Aus Moskau wird
gemeldet; Bei Ausgrabungen im Gouvernement Wjatka
wurde ein wertvoller Schatz gefunden, der aus der Zeit zwi
schen dem 4. und dem 7, Jahrhundert stammt. Es ist dies ein
großer silberner Kessel, worin zwei silberne Schüsseln mit
Ornamenten lagen, die Jagdszenen aus dem Leben der persi
schen Herrscher darstellten, weiter zwei Schüsseln im byzan
tinischen Stil, ein indischer Oelleuchter und mehrere Hals
ringe, Der Schatz wurde dem Uralmuseum in Swerdlowsk
übergeben.