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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG 
Nr. 8 
wählten R e mbr an dt-Radier ungen und 
Dürer-Stichen, die in einem eigenen Katalog 
zusammengefaßt sind. 
Unter den Rembrandt-Blättern dieser 
Sammlung begegnen wir, um nur das Wichtigste 
herauszugreifen, dem. prachtvollen Exemplar der 
„Rückkehr aus Aegypten“ aus der Sammlung des 
Freiherrn Adalbert von L a n n a in Prag, das im. 
Katalog der Versteigerung im Jahre 1909 als „Ab 
druck von unvergänglicher Schönheit und Frische, 
voll Grat, tadellos erhalten und mit Rändchen“ be 
schrieben wurde. Ein Abdruck von herrlicher Qua 
lität ist auch das Blatt „Die drei Kreuze"; Dutuit 
erklärte von den verschiedenen frühen Plattenzu 
ständen diesen als den vollendetsten. 
Unter den Dürer- Stichen möchten wir 
„Adam und Eva“ und „Die Geburt Christi“ hervor 
heben, die in Blättern von solcher Schönheit und 
Vollkommenheit äußerst selten zu finden sind. 
Die Sammlungen werden vor der Versteigerung, 
der man mit Spannung entgegensieht, noch in 
Amsterdam und natürlich in Leipzig zu 
sehen sein. 
Der Katalog der Sammlung York von Warten 
burg kostet sechs Mark, der der Handzeichnungen 
aus der Leningrader Eremitage vier und der Katalog 
der ausgewählten Rembrandt - Radierungen und 
der Dürer-Stiche aus einer alten Sammlung zwei 
Mark, 
Der Domschatz von Salzburg. 
Man berichtet uns aus Salzburg: 
Der mit den Erhebungen über die unbefugter 
weise durchgeführten Verkäufe aus dem Dom 
schatz betraute Oberpolizeirat 1 n g o m a r ist von 
seiner Amsterdamer Reise nach Salzburg zurückge 
kehrt und hat den letzten noch fehlenden Teil des 
verschleppten Domschatzes, das schwere, goldene, 
überaus kunstvoll gearbeitete Reisealtärchen, 
unversehrt zurückgebracht. 
Wie kurios die ganzen Geschäfte und Schie 
bungen mit dem Salzburger Domschatz seinerzeit 
dürchgeführt wurden, erhellt aus der Tatsache, 
daß das Domkapitel für das Altärchen nicht einen 
Groschen erhalten hätte. Dieses Stück wurde sozu 
sagen als Draufgabe auf die übrigen Gegenstände 
mitgegeben mit der Widmung, daß aus dem Erlös 
die Provisionen für die einzelnen Schieber und Zwi 
schenhändler zu bestreiten gewesen wären. 
Nunmehr liegen auch genaue Angaben für den 
internationalen Handelswert des verschacherten 
Domschatzes vor. Die Gegenstände waren ohne 
jede Sach- und Wertkenntnis zu geradezu lächer 
lichen Preisen verschleudert worden. Nach vor 
sichtiger Schätzung muß der Wert der dem Dom 
schatz wiedergegebenen Kunstgegenstände auf mehr 
als eine Million Schilling beziffert werden. 
Für die Eucharistische Taube allein, die 
in Holland um 300.000 Mark gehandelt wurde, hätte 
das Domkapitel kaum 50.000 Mark erhalten. Man 
muß vermuten, daß die Domschatzaffäre noch nicht 
restlos bereinigt ist. Es sind in dieser Angelegen 
heit noch weitere Ueberraschungen zu erwarten. 
Maler um &rün~Jiot. 
Von Max Roden (Wien),* 
(Schluß.) 
Die große schöpferische Einheit, in der Gedanke, Gefühl 
und Gemüt sind, hat die Totalität der vom Künstler geschaf 
fenen Welt zur Folge. Das Wissen zieht sich wieder vor dem 
Erleben zurück, das Erlebnis spricht seine Macht über den 
Menschen an. Damit es sich aber in den vollwertigen künst 
lerischen Ausdruck umsetze, muß es den Weg durchati® über 
das Gefühl nehmen. „.Jedes Bild ist für mich ein Gefühls 
erlebnis“, schrieb Pajer-Gartegen einmal nied'er. Es gälte also 
eigentlich Liebermanns „Gefühl ist alles; seine Gefühle gestalten 
macht 'den Künstler“, Reiner Gefühlswert, das war und ist 
Pajer-Gartegen die Farbe zumeist, und so ist sie nicht an die 
Realität gebunden. Das wird dem verständlich, der die neuen 
Stadtbilder und das „Mädchen mit Ohrringen“ betrachtet. Das 
Mädchen hat unwahrscheinlich blaue,, dunkelkorniblumenblaue 
Augen, sie gehören aber, als F-arbflecke und als die Blicktore 
dieser Seele, unabweisbar in dieses Antlitz, das sich aus dem 
Widerspiel von rosaroten und res©dagrünen Tönen aufbaut. 
Alles Zarte des jugendfrohen Körpers und des durchsichtigen 
Kleides wird aus dem Rot gefestigt, das sich im Vorhang und 
im Umhängtuch findet, In der „Verbindungsbahnbrücke” 
schwingt sich die Farbwaage zum Gleichgewicht aus (noch ist 
Schwere da), auf der einen Seite verfinstert sich der sehr dun 
kelblaue Himmel, auf der andern Seite zieht das rotbraune Haus 
den Waagebalken herab. Die „Schwedenbrücke" hat völlig 
einen sordinierten Klang, und es ist so, daß man im Flimmern 
und im Schimmmern von Haus und Brücke und Wasser und 
Luft den Dunst des frühen Tages zu spüren vermeint. Die 
Grün-Rot-Periode hat ihre sinngemäße Höhe im „Grünen 
* Siehe Nummer 7 der „Internationalen Sammler- ! 
Zeitung". 
Zelt“ erreicht, dann flaut die Lust ab, die Palette von diesem 
Farbgespann niederreiten zu lassen, und beiläufig um diese 
Zeit ist auch die Abkehr vom Figuren- zum Landschaftsbild 
zu vermerken. 
Die Landschaft wird oft und oft von einer Brückt be 
herrscht. Symbolik auch hierin? Wie denn nicht? Was würde 
dem Künstler nicht zum Symbol? So türmen sich von neuem 
die Fragen auf. Sie tragen jedoch ihre Antwort in sich und 
harren keiner, diie von außen käme. 
Die Formulierung von Fragen vor dem Werk des zwei 
ten der zu betrachtenden Künstler möge sich an das 
Diderotsche Wort knüpfen: „Wenn unter zwei verschiedenen 
Kompositionen . . .alles gleich ist, so wird euch die lichteste 
gewiß am besten gefallen: es ist wie der Unterschied zwischen 
Tag und Nacht“, und die erste rasche Antwort auf die diesem 
Satz entspringende Beziehung ist: Tag um Rojbert Kohl! In 
seinen Bildern ist nicht jenes Leuchten, das man der Farbe 
nachrühmt, wenn ein heimlicher Glanz in oder auf ihr ruht; 
'eher neigen sich Kohls Bilder, am Rande ihres Seins, den 
Charakter der Wasserfarbe für sich in Anspruch nehmend, 
einer leisen Stumpfheit zu. Nicht Leuchten, Licht ist in ihnen; 
sie selbst sind das Licht, und ist man unter ihnen, Freund 
unter Freunden, so ist man von taghaftem Empfinden erfüllt. 
Wahrhaft sieht man „des Lebens heitre Rose frisch auf Maler 
tafel stehn . Leichte ist im Raum. Um Kohl ist der Tag. 
Das ist das Besondere. Das helle, da® lichte Bild ist noch 
nicht ein Bild des Lichts. Dazu gehört mehr; gerade so viel 
wie das, was eben das Besondere im Wesen diese® Künstlers 
ist. Ehe sein Wl'nk strahlend wurde, gab es Kampf und Ver- 
zagen, Sieg und Niederlage, gab es gefahrvolle Wege durch
	        
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