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INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Nr. 6
finden aufs tiefste verletzende Machwerke der deut
schen Ceffentlichkeit im nationalsozialistischen Staat
weiterhin unter Mißbrauch des Namens „Kunst“ vor
gesetzt und durch eine Scheinbewertung von Auk
tionskreisen zur Irreführung der Oeffentlichkeit be
nutzt werden.
Vom JSonner J3cethoven-JCaus.
Man berichtet uns aus Bonn:
In der Hauptversammlung des Beethoven-Hauses im
Stadtgarten teilte der Erste Vorsitzende Professor Doktor
Schied ermayr bemerkenswerte Einzelheiten über die
Entwicklung des Beethoven-Hauses in den beiden letzten Jah
ren mit.
Für die Sammlungen des Museums wurden erworben:
1. Ein wertvolles autograpbeis Manuskript Hans von Bülows
zur Beethoven-Literatur, 2. eine zeitgenössische Koipie des
Leipziger Malers Louis Grünler nach dem Bild Waldmüllers,
3. ein Originalbrief von Beethovens Bruder Kaspar vom 23. No
vember 1802, 4. das 22 Seiten umfassende Manuskript zu
einem bisher unbekannten Opernplan Beethovens, 5, fünf Briefe
de® bekannten Beethoven-Forschers Thayar, 6. Beethovens
Brief an Baron Nefzer, 7. eine zeitgenössiche Originalzeich-
nung August Hoffmanns von der alten Pfarrkirche in Heiligen-
sladt, 8. Briefe der Pauline Viardot-Garcia vom 8. Juli 1845,
betreffend das damalige Bonner Beethoven-Fest, 9. Beethovens
Brief an Karl Stieler vom Jahre 1820, 10. Brief Wolfmayers
an Beethoven vom 9. April 1818, 11, die Originalfarbenskizze
Karl Stieler® zu seinem berühmten Beethoven-Bild.
Eine wichtige Aufgabe in diesen Jahren, so führte Pro
fessor Schiedermayr aus, war die Weiterführung der wissen
schaftlich einwandfreien Inventare und Kataloge der
Sammlungen, von denen zwei weitere Bände fertig
gestellt wurden. Damit sind erst jetzt endlich brauchbare
Inventare und Kataloge der Schätze des (Beethoven-Hauses
vorhanden. Während es in der Nachkriegszeit lange den An
schein gehabt habe, als sollte das Beethoven-Haus zu einer
rein örtlichen Angelegenheit herabsinken, sei es in der letzten
Zeit wieder gelungen, Beethoven-Haus- und Beethoven-Archiv
im großen Zusammenhang mit dem deutschen Kunst- und
Geistesleben zu erhalten, wozu sich als zweckdienlich erwie
sen habe, daß der derzeitige erste Vorsitzende dem vom
Reichsminister für Wissenschaft. Erziehung und Volksbildung
vor kurzem ernannten Ausschuß für die musikalischen Denk
male des Reiches angehört.
Prof. Dr. Schiedermayr legte noch einen Bericht für das
Beethoven-Archiv vor. Nach wie vor sei dieses die
Zentralstelle der Beethoven-Forschung und damit auch eine
Zentralstelle der Forschung der deutschen musikalischen
Klassik; damit verbunden sei eine Zentralstelle der rheinischen
Musik. Der wissenschaftliche Hauptkatalog : —- in seiner Spe
zialisierung in Deutschland wohl einzig dastehend — umfaßt
jetzt 54 Kartotheken, also zehn mehr gegenüber dem letzten
Bericht. Die Gesamtzahl der Karten, die um 10.000 gewachsen
ist, beträgt rund 42.000. Die photographischen Aufnahmen und
Faksimiles, die in der ganzen Welt vorgenommen wurden und
die Größe der Originale besitzen, belaufen sich heute mit
Autographen von Zeitgenossen und Forschern auf 11,252, die
Photoiplattensammlung auf 1257 Stück. Die Sammlung der
Notendrücke konnte ebenfalls erweitert werden. Es
kamen natürlich nur Notendrücke in Frage, die für die For
schung von Bedeutung sind. Ihre Gesamtzahl beträgt heute
4182 Stück. Die Bibliothek ist auif 2327 Bände, die Sammlung
der Zeitungen und Zeitschriften auf 10.423 Stück, die Phono-
grammsammlung auf 477 Platten anigewachsen.
Chronik.
BIBLIOPHILIE
(Der Deutsche Buch-Club in Hamburg) hielt am 21. und
22. Februar seine 5. Auktion ab. Die wichtigsten Ergebnisse
derselben waren (in Mark):
18 Balzac, Menschliche Komödie. Dünn druck-Aus
gabe. Ganzleder 54
44 B'ierbaum, Das schöne Mädchen von Pao. En
schede-Druck 34
96 Corinth, Gesammelte Schriften, Gurlitt 1900 ... 23
86 Casanova, Erinnerungen. 15 Bde. G. Müller 1907 70
112 Dickens, Romans und Novellen, 12 (Bde. Insel-Verl. 80
121 Doves-iPress, Browning, Men and Women. Auf
Pergament 700
422 (Doves-IPress, Carblyl’e, Sartor Resartus, Auf
Pergament 500
123 Doves-iPress, Shakespeare, Julius Caesar, Auf
Pergament 600
124 Doves-Pres«, Crede 56
127 Veth-Müller, Dürers niederländ. Reise. 2 Bde. 53
154 Friedrich d. Große, Werke, Fürstenausgabe . 180
193 Goethe, Werke. Cotta. Jubiläums-Ausgabe .... 53
216 Menzel, Der polnische Heerführer Skrzynecki ... 17
248 Hamsun, Werke. 12. Bde 30
274 Hippel, Werke. 1828 25
'297 Ibsen, Werke, 10 Bde 25
304 Die Insel. Jahrgang I—III. 52
■308 Jean Paul, Grönländische Prozesse. 1783 15
■309 Ders., Auswahl aus des Teufels Papieren. 1789 ... 35
311 Ders., Hesperus. 1795 16
353 Klopstock, Werke. 1798. 12 Bde 22
397 L ö n s, Werwolf. 1910. — Eins von 30 Exemplaren d.
Vorzugsausgabe 24
404 Thomas Mann, Werke. 11 Bde. — Eins von 150 Ex.
der Vorzugsausgabe 125
407 Ders., Wälsungenblut 39
460 Pan, Jahrgang II und U'I, Vorzugsausgabe 50
490 Rilke, Advent. 1898 25
491 (Ders,, Am Leben hin, 1898 25
492 Ders., Zwei Prager Geschichten. 1899 20
•514 Schiller, Theater. 5 Bde. .1805 22
■546 S i i r n e r, Der Einzige und sein Eigentum. 1911 . . 10
545 Stifter, Nachkommenschaften, Avalun-Druck • ■ 26
;553 Swedenborg, Traumtagebuch. Hamburg, Werk
statt Lerchenfeld 18
563 Tausendundeine iNacht. Burton-Edition 80
565 Grote-Hasenbalg. Orientteppich 42
(Das Bildarchiv der Preußischen Staatsbibliothek.) Das
'Bildarchiv der Preußischen Staatsbibliothek wurde im
vergangenen Jahre um 4000 Photographien vermehrt und hat
damit einen Bestand von 23.050 Bildern erreicht. Das mit ihm
verbundene Plattenarchiv kann einen Zuwachs von 1100 Plat
ten verzeichnen. Nahezu abgeschlossen ist die Katalogisierung
des Vorhandenen, der (Bilder sowohl wie der Platten. Ein drei
facher Katalog nach (Standordt, Inhalt und Entstehung der
photographierten Handschriften steht dem Benutzer zur Ver
fügung und genügt zur ersten Orientierung. Die Aufgabe, die
wichtigsten Miniaturen-Handschriften der deutschen Bibliothe
ken, soweit keine Buchveröffentlichungen vorliegen, vollständig
oder in Proben aufzunehmen, ist weiter verfolgt worden. Das
verständnisvolle Entgegenkommen der besitzenden Institute, die
ihre meist sehr wertvollen Handschriften dem Bildarchiv zur
Verfügung stellten, hat wiederum die Arbeit wesentlich ge
fördert. iDie steigende Benutzung des Archivs beweist, daß es
bereits in seinem heutigen Umfange eine recht beträchtliche
Arbeitserleichterung für kunst- und kulturhistorische Arbeiten
bedeutet.
(Die vergessenen Liebesbriefe.) Aus iB r e s 1 a u wird uns
gemeldet: In diesen Tagen sind die 'Renovierungsarbeiten an
der Staats- und Universitätsbibliothek abgeschlossen worden.
Arbeiter, die einige (Bücherregale der theologischen Fakultät
abrückten, machten dabei einen kuriosen Fund. Zwischen ur
alten Folianten und der Wand lag ein Bündel von Liebes
briefen, die vor etwa 100 Jahren geschrieben worden sind.
ISie stammten von der Tochter eines Oberbibliothekars, die da-
'mals mit einem 'Bibliothekar ein Verhältnis unterhielt. Der
Bibliothekar mußte diese Billetts wahrscheinlich vor den Augen
‘seiner Kollegen und Vorgesetzten verbergen, und so kam et
wohl darauf, sie hinter die ehrwürdigen theologischen Schrif-