Nr. 2
INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Seite 23
Chronik.
AUTOGRAPHEN.
(Der letzte Brief der Maria Antoinette.) Auf dem Schloß
des Grafen Appon y i in der Nähe von Pistyan wurde der
letzte Brief der Königin M a r i a A jjtoi n e t te gefunden.
Der Brief, der kurz vor der Hinrichtung der unglücklichen Kö
nigin geschrieben wurde, ist unvollendet geblieben. Ein
amerikanischer Sammler soll für den Brief bereits 20.000
Dollar geboten haben.
(Autographen und Bücher) umfaßt die Auktion, die J. A.
Starg.ardt in Berlin am 3. Februar veranstaltet. Vorwie
gend sind es natürlich Autographen, die bekanntlich die Spezia
lität des Antiquariats sind. Geht man die einzelnen Abteilungen
das Katalogs durch, so stößt man auf ein ungemein inter
essantes Material. So sind in der Abteilung ,,Literatur" Brief
entwürfe Bettina von Arnims, die sich auf den mißglückten
Versuch der Schriftstellerin beziehen, das Buch „Goethes
Briefwechsel mit einem Kinde" der Königin Viktoria von Eng
land oder dem Prinzgemahl Albert zu widmen. Von Goethe
ist neben einem prachtvollen Exemplar der Großoktavausgabe
seiner Werke ein Schriftstück, mit Unterschrift vorhanden.
Lmanuel Geibei ist mit neun Gedichten von verschiedener
Länge, Herder, Heine, Gerhard Hauptmann sind mit Briefen,
Anna Luise Karsch, „Die Karschin" mit zwei Gedichten, Ju
lius Langbehn, der „Rembrandtdeutsche", von dem Autogra-
graphen sehr selten sind, mit einem Brief an Alfred Licht-
w,ark vertreten, in dem er sich über seinen Werdegang und
seine Lebensaufgabe verbreitet. Von Rainer Maria Rilke sind
zehn Briefe vorhanden, die sehr aufschlußreich über die Bremer
zeit des Dichters sind. In der Abteilung „Wissenschaft" begeg
nen wir Autographen von Fichte, Oervinus, Jacob und Wil
helm Grimm, -Haeekel, Sven Hedin, Hufeland, den beiden
Humboldts, Kant (ein Blatt aus seinem Haushaltungsbuch),
Röntgen, Zeppeiln u. a.; die Abteilung „Musik" enthält unter
anderen Kostbarkeiten die Fntwürfe Beethovens zu den letzten
Stücken der Musik zum Festspiel König Stephan, Ungarns
erster Wohltäter, Op. 117. Es sind durchweegs mit Tinte voll
beschriebene Seiten in Querfolio auf zwei zusammenhängen
den . Blättern 16zeiligen Notenpapiers. Line besondere Attrak
tion wird wohl die Haarlocke Beethovens sein, die,
wie Dr. Bambergsmitteiit, „Beethovens Sdrüter Ferdinand Riefe'
dem unsterblichen Meister mit eigener Hand abgeschnitten
hat." Dr. Bamberg erhielt sie von seinem Freunde Alovs Fuchs
in Wien. Unter den Musikhandschriften finden wir weiters ein
Musikmanuskript von Mozart. Zwei Uebergänge der Ca-
denzen zum letzten Satze (Rondo) des Fs-dur Klavierkon
zerts, Manuskripte von Schumann. Briefe von Richard und Co-
sima Wagner, Mathilde Wesendonck usw. Aus der Abtei
lung „Bildende Kunst" greifen wir eine Stiftzeichnung von
Adolph von Menzel, die der Katalog als eine der schön
sten Jugendarbeiten des Künstlers bezeichnet, das Spitzweg-
Werk „Die gute alte Zeit", Briefe von Rodin, Schwind, Hans
Thoma, Trübner, Vernet und Zille heraus. Die letzte Abteilung
„Geschichte" enthält u. a. Beiträge von Blücher, Robert Blum,
Conrad von Hötzendorf, Fdward VIII. (Herzog von Windsor,
Photographie mit eigenhändiger Unterschrift), Georg von
Frundsberg, dem berühmten Landknechtsführer, Gentz, Luden
dorff, Moltke, Napoleon L, Kaiser Franz Josef, den Kaisern
Wilhelm I. und Wilhelm II., Prinz Fügen von Savoyen,
Talleyrand und Wallenstein.
BIBLIOPHILIE.
(Größte Volksbücherei Südosteuropas.) Sofia wird in
der nächsten Zeit eine V o 1 k s b ü c h e r e i erhalten, die die
größte und modernste aller südosteuropäischen Staaten sein
wird. Zu diesem Zwecke wird in Sofia ein monumentaler Bau
errichtet werden, der zweieinhalb Millionen Bücher aufnehmen
soll. Ein Lesesaal für 200 Personen und eine Reihe von Stu
dier- und Ausstellungsräumen werden der Oeffentlichkeit zur
Verfügung stehen.
BILDER.
(Londoner Rothschild schenkt einen Van Dyck.) Aus L. on-
uon wird uns geschrieben: Mr. Anthony de Rothschild
hat der National-Galery ein herrliches Bild von Van Dyck
zum Geschenk gemacht. F.s stellt den Abbe Scaglia bei der
Anbetung der Jungfrau Maria und des Jesuskindes dar und
stammt aus der Zeit zwischen 1620 und 1632, als Van Dyck
als Hofmaler Karls I. in London lebte.
EXLIBRIS.
(Wettbewerb für Buchzeichen.) Alis Berlin wird uns
gemeldet: Um weitere Volkskreise für die schöne Sitte zu ge
winnen, Bücher irn Eigenbesitz durch ein vom Künstler ge
staltetes Symbol zu kennzeichnen und zur Wiederbelebung der
deutschen Exlibriskunst beizutragen, veranstaltet die Reichs
kammer der Bildenden Künste einen Wettbewerb. Verlang!
werden Entwürfe von Buchzeichen für die Reichskulturkammer
und ihre Finzelkammern. Der Wettbewerb ist für alle Mit
glieder der Fachgruppen Gebrauchsgraphiker, Maler und Gra
phiker offen. Insgesamt sind 16 erste und zweite Preise von
je 275 und 75 Mark ausgesetzt.
NUMISMATIK.
(Großer Goldmiinzenfund.) Bei Ausbesserujigsarbciten
in einem alten Hause in Calais hat man in einer Mauer
Goldmünzen aus der Zeit Philipp des Kühnen gefunden,
die auf Grund eines königlichen Erlasses vom 15. April 1339
geprägt wurden.
(Das hölzerne Notgeld einer amerikanischen Stadt.)
Die Stadt Blain in Pennsylvanien befand sich seit langem
in finanziellen Nöten. Die großen Sägewerke*der Stadt und
ihrer Umgebung hatten den Betrieb eingestellt, andere Arbeits
möglichkeiten gab es für die Einwohner nicht, und so mußten
schließlich die Wohifahrtsorganisaiiönen und der Staat eingrei-
fen. Aber aucli durch diese Hilfe konnte das Wirtschaftsleben
Biains nicht in Gang gebracht werden, und vor mehreren Mo
naten befand sich Blain praktisch am Ende - die Gehälter
für die städtischen Beamten und Angestellten konnten nicht
mehr ausgezahlt werden. Der Bankrott stand vor der Tür.
Da beschloß die Stadtverwaltung die Ausgabe von li ö 1 .z e r -
nein Notgeld. Richtige Dollars wurden aus Holz geprägt,
zu den Fünf-Doilur-Stiick'en gesellten siel) auch bald Zehn-Dol-
lar-Stticke, und weil dieses Notgeld nur für den Stadtkreis
Geltung haben sollte, und die Stadtverwaltung die Garantie
der Einlösung übernahm, wurde es von den Geschäftsleuten
der Stadt auch angenommen. Die städtischen Beamten und
Angestellten bekamen mehrere Monate lang ihre Gehälter in
Holzmünzen ausgezahlt, die sofort Abnehmer fanden, und der
Gesamtbetrag der so ausgegebenen Holzdollars stieg langsam
auf 150.000 Dollar.
. ..„ „Jetzt ist. die..Siactt Blain mit. der Einziehung dieses son
derbaren Hilfsgeldes beschäftigt, und da stellt sich heraus,
was manche vorausgesehen haben. Das Geld kommt nicht wie
der zurück, es ist von den Sammlern der Vereinigten Staaten
in ihren Sammlungen regelrecht „gehortet" worden, und von den
ausgegebenen 150.000 Dollar bekam die Stadtverwaltung nur
knappe 50.000 wieder. Das Holzdollargeschäft hat Blain also
100.000 Dollar eingebracht, und für viele notleidende amerika
nische Gemeinden läge jetzt darin ein Grund zur Nachahmung,
wenn nicht inzwischen ein Bundesgesetz die Ausgabe von Not
geld untersagt hätte.
PHILATELIE.
(Gedenkbiatt mit neun W. H. W.-Marken.) Das Wilder
hilfswerk des Deutschen Volkes Gau Berlin — hat zum
Lag der Briefmarke am 9. Jänner ein Gedenkblatt mit einem
aufgeklebten Satz von neun W. H. W.-Freirnarkeri hersteilen
lassen. Das Blatt trägt über den Adler der W. H.W. die Auf
drucke „Winterhilfswerk des Deutschen Volkes", „Tag der
Briefmarke" und 2.20 RM.
(Die St. Stephans-Marken) sind pünktlich zu Neujahr er
schienen und werden in allen ungarischen Postämtern ohne
Aufschlag verkauft. Der vollständige Satz, der 3 Pengö 11 Fil
ler kostet, umfaßt folgende Werte: 1 Filler violett (Papst
Silvester überreicht Abt Astrik die hl. Krone); 2 Filler braun
(St. Stephan, der Kirchenerbauer); 4 Filler blau (St. Stephan
am Trone); 5 Filler rot (St. Gerhard erteilt St. Emmerich,
dem Sohne St. Stephans, Unterricht); 6 Filler grün (St.
Stephan weiht die hi. Krone der Jungfrau Maria); 10 Filler
orange, wie 1 Filler; 16 Filler amtlich: neutraltintenfarben, wie
2 Filler; 20 Filler dunkelrot, wie 4 Filler; 26 Filler dunkelgrün,
wie 5 Filler; 30 Filler hellbraun, wie 6 Filler; 32 Filier
lilarot auf gelblich (St. Stephan mit der Krone); 40 Filler
graublau auf bläulich („Patrona Hungariae); 50 Filler rotlila
auf grünlich, wie 32 Filler; 70 Filler biaugrüri auf grün
lich („Sacra Corona").
Die Serie zu m E u c h a r i s t i s c h e ii Weltkon
greß wird zum 1. Mai ausgegeben und mit einem Aufschlag
von 100 Prozent zum Schalterpreis von Pengö 3.48 verkauft
werden. Um würdige Entwürfe für die Marken zu erhalten,
veranstaltete die ungarische Post ein Preisausschreiben, aus
dem der bekannte Künstler I.udwig Marton als Sieger
hervorging. Die Serie wird sieben Werte umfassen, und zwar