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Bewegung. Er liebt den Act, aber nicht den in Ruhe befindlichen Körper,
sondern das Spiel der Glieder und Muskeln. Und darin ist er unübertroffen.
Mag er nun Malerei, Bildhauerei,
Schachspiel, Dominospiel oder
Violinspiel, das Bad oder das
Echo darstellen, immer ist es der
Act und die Bewegung, die ihn
reizen und zu den überraschendsten
Effecten führen. Denn auf Effecte
geht er kühn und offenkundig
aus; es ist oft gewagt, was er
bietet, aber immer, wenn auch
nicht schön im überlieferten Sinne,
so doch charakteristisch und le-
bensvoll. So wenn er „das Violon-
cel" (eigentlich ,die Bassgeigd)
oder „die Harfe" von einem
nackten, modern mageren Weihe
spielen lässt, nur um die Stellung
und Bewegung des Körpers bei
dieser musicirenden Thätigkeit zu
schildern. Das Blumenmädchen
lässt er eine Kniebeuge vor-
nehmen, die Badende das Seil
übersteigen, und nackt müssen
auch die Bücherfreunde sein, die
er in Mappen blätternd uns vor-
führt. Naturstudium und über-
quellende Phantasie, von durch-
aus malerischer Auffassung ge- , _ v ..
leitet, gehen -Hand in Hand bei Alice Müllensrrassenvlacar
ihm. Wie köstlich ist der Einfall,
auf einem Violinrücken Balleteusen in langem, in der Ferne verschwindenden
Schwarme einen Reigen aufführen zu lassen. Aber er ist auch ein Porträtist
von starkem, realistischem Vermögen; sein Meissonier und Puvis de
Chavannes, sein Constantin Meunier mit der dazu gehörigen hochinter-
essanten Skizze sind voll Kraft und Energie, aber auch hier ist er nicht ein
akademischer Plastiker, sondern ein geistvoller Maler, der zu uns spricht.
Ernile Seraphin Vemier hat wie kein Anderer die Medaille popularisirt,
indem er sie zu Zwecken der Bijouterie heranzog. Das Bracelet mit der
„Femme aux Colornbes" zeigt uns die ganze feinsinnige, formgewandte
Richtung seines reichen Könnens. Vemier liebt die Anwendung von
Blüten und Blättern, nicht nur zur Rahmung seiner Porträts als
Brochen, auch in poetisch-symbolischer Weise, wenn er zum Beispiel