Franz Hein, Aus den Illustrationen zu Gedichten
von Albert Roflhack, Original-Lithographie
Besonders gelungen ist eine grosse
Scheidewand in Holz mit ihrer schweren
Spielthüre, die oben mit Treillage und
Facettenscheiben, rechts und links mit
reizend entworfenen Rankenblumen ge-
schmückt ist. Dieses kupfergetriebene
Pflanzenornament entspringt aus dem
unteren Kupferbeschläge der Thüre, das
dem bekannten Fusstritt zu begegnen hat,
mit dem die schwerbeladenen Kellner
solche-Thüren aufzustossenlieben. Muster-
haft ist auch der grosse kupferne Hand-
griff der Thüre, der sich in solcher Hand-
gerechtheit hinschmiegt, dass selbst die
eilfertigste Kellnerhand sie noch an irgend
einem Zipfel erwischen muss. Zwei in
Kerbschnitt hübsch verzierteScheerwände
treten beiderseits vor, um die nächsten
Tische rücken- oder Hankenfrei zu machen.
Auch die Credenzen sind sehr hübsch und
zweckdienlich entworfen. Seitwärts ist
der Saal von einer Reihe Logen, neun an
der Zahl, begleitet, in deren Decor Urban
das Element der gemüthlichen Bieder-
maierzeit mit ausgesprochenem Glück in
die modernen Formen hineinspielen lässt.
Sie gewinnen dadurch einen angenehm
localen Charakter, der in den reizenden
Wandbildern von Leflers Hand seine
Hauptnote gibt. Diese in Öl matt auf Ölgrund gemalten Porträts und Scenen schliessen
sich zu einem richtigen Cyclus aus der Geschichte des Wiener Lebens und Lebenlassens
zusammen, wobei Musik, Tanz und Scherz die Kosten tragen. Nestroy und Ignaz Schuster,
Raimund und die Krones und so fort bis zu Stranitzky und Kurz-Bernardon zurück,
das gibt ein dem Wiener allzeit genehmes Panorama wienerischer Heiterkeit. Lefler hat
auch den Stoff mit aller Leichtigkeit und Frische vignettenhaft behandelt und seine Scenen
ohne gemalte Schauplätze flugs an die helle Wand hin improvisirt, so dass er keinen
Augenblick von dem
schwerfälligen Apparat
des „altdeutschen" Knei-
pen-undKellerstilserfasst
wird. Die schönste Loge
dieser Art ist das Strauss-
Lannerzimmer in silber-
grauem Ahorn, dessen
ursprüngliches Weiss in
den Flachschnitzereien
als Fond durchbricht, in
dessen Intarsien aber
auch Mahagoni und
Korallenholz mitwirken,
während kleine Kupfer-
appliken da und dort ihre Franz Hein, Schlussvignette zum Andersewschen Märchen: Der Reisekamerad