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der sich ein vollkommenes Bild der alt- und neu-indi
schen Cultur schaffen will. Für den Ethnographen und
Anthropologen bilden die ausgestellten Photographien
vonDarden und anderen Bewohnern bis jetzt unbekannter
Gebiete, wie Gabriäl und Hödur, die in der sogenann
ten »neutralen« Zone zwischen den englischen und den
russischen Einflussgebieten in Asien liegen, einen Rah
men, der zum vergleichenden Studium der Stämme
Nord-Indiens und Ausser-Indiens nicht ohne Nutzen
sein dürfte.
Auch tragen die Schriften über die Sprachen der
verbrecherischen und wandernden Stämme im Panjab,
Afghanistan etc. jedenfalls ein Scherflein zur Lösung
der Frage bei, von welchem speciellen indischen Stamm
der Ursprung der Zigeuner herzuleiten ist.
Was aber auch immer das Resultat des Studiums
dieser Sammlung sein mag, so dürfte es für den Oester
reicher befriedigend sein, dass die ersten graeco-bud-
dhistichen Bildwerke zuerst nach Wien kamen, dass
dann die Wiener Ausstelluug im Jahre 1873 zuerst
diese Bildwerke, nebst vielen anderen indischen Schätzen,
der Gelehrtenwelt bekannt machte, und dass jetzt, zehn
Jahre später, ein Gesammtbild über dieselben, wenn auch
vielleicht nur auf der Durchreise zu den anderen
Sammlungen in London, ebenfalls zuerst in Wien vor
geführt wird.
In der österreichischen Hauptstadt sind mehrere
Gelehrte, besonders Professor F. Müller, diesen Samm
lungen mit dem grössten Interesse entgegengekommen,
und ist vor Allem der thatkräftige Beistand Professor
G. Bühler’s, welcher die Inschriften unter Nummern
3o, 3i und 75 entzifferte und übersetzte, dankbarster
Anerkennung werth.
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G. W. L.