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Volltext: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 3)

sehr hohen Kaufwert repräsentieren, gibt es natürlich nur wenige. Daß aber 
trotzdem schon von der Mitte des vorigen Jahrhunderts datierend, Werke 
wie diejenigen von George Fuller 
existieren, ist allerdings ein Beweis 
enormen Talentes unter den Ameri- 
kanem. Fullers Arbeiten zeigen eine 
Meisterschaft, die unter den gege- 
benen Umständen, das heißt bei 
dem geringen Kunstleben seiner 
Zeit in Amerika fabelhaft erscheint. 
Da seine Werke sich alle längst in 
festem Besitze befinden und Privat- 
galerien hierzulande dem Publikum 
unzugänglich sind, so ist sonst fast 
nie Gelegenheit vorhanden, mit 
Fullers Werken bekannt zu werden 
und vielen boten sie geradezu eine 
Überraschung. 
George Fuller hat vom Jahre 
1822- 84 gelebt. Seine I-Iauptwerke 
zeigen Mädchengestalten in der 
Landschaft. Eine sehr harmonische, 
tief getönte und kraftvolle Farben- 
gebung ist ihm eigen. Die Werke 
seiner späteren, seiner Meister- 
periode sind nicht mehr direkte 
Naturbeobachtungen, sondern der 
Ausdruck seiner eigenartigen Ge- _ _ _ A 
.. . . William Hunt, Mutter und Kind (nach einer von „The 
rnuts- und Gelstesrlchtungl Doku' Press" überlassenen photographischen Aufnahme) 
mente einer geklärten Auffassung. 
Vielleicht verträgt Fuller am ehesten den Vergleich mit Millet. Nicht 
daß Gestalten oder Motive der beiden einander ähnelten, aber die Auf- 
fassung. Die Menschen als einen Teil der Natur und in Harmonie mit 
ihr wiederzugeben, das ist es, was Beiden am nächsten liegt. Fullers 
Mädchengestalten sind von einem unbeschreiblichen Reiz, ferne jeder 
konventionellen Schönheit, aber von seelischem Empfinden durchdrun- 
gen. Dabei sind Farbe, Stellung, Gestalt und Form gleich harmonisch 
vollendet, gleich harmonisch der Landschaft einverleibt und bilden mit ihr 
eine Melodie von wundersamer Kraft und Fülle. So träumerisch, so zart 
aber auch seine Gestalten sein mögen, so haftet ihnen doch nichts Süßliches 
an. Im Gegenteil! Die Züge sind oft fast unschön, die Zartheit besteht nicht 
in sezessionistischer Schlankheit, sondern in der gleichsam verschleierten 
Auflösung der Figur in der Landschaft; die Figuren wirken nicht plastisch, 
sondern malerisch und musikalisch! Dabei ist ihnen eine vollständig moderne 
 
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