Speisesaal, Malereien links vom Wintergarten
von 8X6 Meter, bei 5'5 Meter Höhe. Die eine
Langseite, gegenüber dem erwähnten Kamin,
öffnet sich mit einer breiten viereckigen „baie"
nach einem etwas höher gelegenen Wintergarten,
der einen polychromen Marmorbrunnen erhalten
soll. Rechts und links des Kamins sind zwei Thüren
nach dem Musikzimmer, die beiden Hauptthüren
aber, als Verbindung mit den übrigen Gemächern,
liegen in der Mitte der Schmalseiten. Ausserdem
gibt es noch zwei kleinere Thüren; der Künstler
hatte also bei seiner Anordnung mit ungewöhnlich vielen Öffnungen
zu rechnen. Es soll übrigens gleich hier festgestellt werden, dass
Professor Matsch sich in dieser Arbeit neuerdings als vielgewandter,
anmuthiger Künstler bewährt hat, dem es auch nicht an einem Zuge
von Selbsteigenheit und gewiss nicht an technischen Einfällen fehlt.
Dass er im alten Hellas heimischer ist, als sonst ein Künstler in Wien,
und namentlich im altgriechischen Ausrüstungs- und Ausstattungs-
wesen vortrefflich Bescheid weiss, ist selbst von Mitbewerbern
anerkannt. Dass in seinem decorativen Wesen etwas - sagen
wir - Weibliches vorherrscht, ist das gewisse phäakische Element,
welches Wien mit dem Phäakenland Corfu gemein hat. Es scheint
den Künstler nach der Damenseite hin zu weisen, aber schliesslich
braucht ja auch diese ihre Kunst - und soll sie haben.
Wie dem Musiksalon, so sieht man auch diesem Raume sofort
an, dass ihn kein Architekt entworfen hat. Ein solcher würde
zum Beispiel die eine halbe Wand breite Öffnung zum Wintergarten
gewiss architektonisch umrahmt haben, während Matsch dies durch
Malerei, also durch einen breiten Farbenstreifen bewirkt. Auch drei
verschiedene Lösungen für die Thüren eines Raumes würde ein
reiner Baumensch schwerlich wagen. Das vorherrschende Material
ist polirter Stuckmarmor; für einzelne Hauptsachen standen schöne
echte Marmorarten zur Verfügung, und für plastische Verzierung ist
Metall in verschiedenen Farbentönen reichlich verwendet. Der
Gesammtton ist so hell als möglich, ohne grell zu sein. Für die
Wandflächen haben drei verschiedene Marmorsorten als Muster
gedient. Die Sockelstreifen haben ein warmes, weisslich durch-
hauchtes Grau. Der mittlere Streifen, etwas über meterhoch, ahmt
einen egyptischen Marmor nach, dessen feiner Crämeton luftig
gewölkt und mit kaum merklichen dunklen Pünktchen und zarten
gelbbraunen Äderungen durchsetzt ist. Darüber folgt das obere
Drittel, friesartig, in noch hellerem Creme, mit noch leiserer hell-
gelblicher Äderung, nach einem italienischen Stein. Zwischen der
zweiten und dritten Schichte geht ein nicht profilirter, bandartiger
Simsstreifen aus dem grauen Marmor des Sockels hindurch, gleich-
sam als Verbindung der Thürstöcke, die aus einem echten, sehr
ruhigen, wenig gewölkten italienischen Marmor von feinstem Maus-
grau gearbeitet sind. Die Profile des Gewändes sind sehr einfach und
gemässigt. Das stärkste hat die Cimaise des Lambris, es besteht aus
Deckplatte, Kyma, I-Iohlkehle und Stab. Nach oben werden die
Profile immer zarter; das nächste hat nur noch ein paar Leisten und
einen Stab; ganz oben aber verbreitet sich ganz flach gehalten ein
frei gewähltes spätgriechisches Gebälk. Die senkrechte Gliederung
der Wände geschieht durch cannelirte jonische Pilaster, die in den
Ecken und zu beiden Seiten der Wintergartenöffnung aufstreben.
Die beiden Hauptthüren sind frühgriechisch gebildet und die beider-
seitigen oberen Ausladungen ihrer Rahmen machen die Verbindung
mit zwei beiderseits freistehenden Hermen harmonischer. Die kleinen
Thüren sind gleichfalls hellenisirend mit zierlichem linearem Detail
eingerahmt. Übrigens sind die Thüren ganz freie Bildungen, wie
denn überhaupt im ganzen Raume sich das Bestreben regt, nicht
nachzuahmen, sondern auf antiker Grundlage Modernes zu machen.