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VII. DIE SPÄTZEIT
Der 70. Geburtstag bedeutet insofern eine Zeitwende, als nach Absol
vierung seines doppelten Ehrenjahres sein Rücktritt vom akademischen
Lehramt erfolgen mußte. Das bedeutet eine Neuordnung seines Lebens,
den Verzicht auf ein liebgewordenes Amt, dem er so viele Lorbeeren ver
dankt — und vielleicht auch, wie viele meinen, den Abschied von der
Jugend.
Aber dem ist nicht ganz so!
Wir finden ihn zwar neu installiert, in einem wunderschönen Hause,
das er in der Döblergasse, Wien VII, selbst gebaut, aber die Jugend hat
er noch nicht verabschiedet, denn die Jugend ist er selbst, trotz seiner
73 Jahre. Die Zeit hat keine Macht über ihn.
Und fast scheint es, als ob die Früchte seiner Spätzeit die reifsten und
besten wären.
Sein eigenes, ebengenanntes Doppelhaus ist der beste Beweis dafür.
Er hat ihm alle Erfahrungen zugeführt, die er in seinem langen arbeits
reichen Leben gewonnen hat, und wir können nur wünschen, daß Wien
viele, viele solcher Häuser besäße, dann würde eine neue Schönheit,
Helligkeit und Klarheit in den so traurig gewordenen Bezirken aufgehen.
Sein Atelier und seine Privatwohnung in diesem Hause sind ein weiterer
Beweis. In dieser Wohnung hat er die Resultate der neuen Geschmacks
gesetze und der neuen Materialien angewendet, und darum unterscheiden
sich diese Interieurs wieder grundsätzlich von seinen früheren Privat
wohnungen. . xr11
Das von ihm einst bewohnte Palais am Rennweg, seine frühere Villa
in Hütteldorf und seine jetzige Stadtwohnung, sie verkörpern die Kunst-
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