Künstlerinnen, die sich auf textilem, figuralem, keramischem und anderen Gebieten derWerk-
kunst betätigten, auch vor der Natur mit dem Pinsel tätig oder mit malerisch-dekorativen
Werken vertreten. Fanny I-Iarliinger-Zakucka füllt einen ganzen Raum mit den mannig-
faltigsten Arbeiten in Holz und Stoff, mit Pinsel, Stift und Nadel. Valerie Petter bringt Battik-
arbeiten und feine tonige Bildstudien; dann ist weiter gute Graphik von Johanna Freund-
Kampmann und Maria Ressel zu sehen. Die Damen Sitte, Neuwirth, Meier-Michl, Guggitz,
Podhayska und andere sind wieder durch kunstgewerbliche Arbeiten vorwiegend vertreten.
Außerdem ist wohl manches gute Porträt vorhanden, manche ernste Landschaft, wie
jene Arbeiten von Helene Buchta, Ella Rothe und anderen mehr, ohne jedoch den Gesamt-
eindruck einer wohlabgewogenen und maßvollen Leistung nach einer anderen Richtung
zu verschieben.
Diese kluge Auswahl bringt einen weit günstigeren und geschlosseneren Eindruck
hervor als die frühere Schrankenlosigkeit in der Wahl der Ziele. Nicht in der Größe der
Aufgabe, in der Vollkommenheit der Beherrschung liegt ja die wirkliche Künstlerschaft.
Darum ist hier auch das Unzulängliche seltener und die Befriedigung eine häufigere. Eine
tüchtige Schulung, die alif Erreichbares abzielt, läßt sich durch alle Räume, in der Mehrzahl
der Arbeiten fühlen.
Zugleich wird oft genug nachgewiesen, daß die Beschäftigung mit dem Kunstgewerbe
der Befähigung nicht Abbruch tut, die Beobachtung der Natur, den engen Anschluß an ihre
Erscheinungen lebendig zu erhalten.
Sie läßt einerseits eine Vertiefung, anderseits einen engeren Kontakt mit breiten
Schichten. mit dem Leben unserer Zeit zu, die so sehr der Kunst entfremdet wurde und
ihrer doch so dringend bedarf.
Den Künstlerinnen mag es gelingen, die Verbindung mit denjenigen enger und ehr-
licher zu gestalten, die ihr Heim mit künstlerisch gestalteten Dingen zu verschönen streben.
Wenn das nicht von unzulänglichen Bildern, sondern von in sich abgeschlossenen Arbeiten
geschieht, die mannigfaltigen Bedürfnissen und Aufgaben entspringen, so darf dadurch nur
um so mehr ein guter Erfolg erholft werden.
Nicht bloß der Feiertag seltener Erhebung, auch der Alltag ständiger Freude am
schönen Gegenstand hat sein Recht. Diesem zu würdigem Ausdruck zu verhelfen, ist ein
Ziel, das stets erstrebenswert bleibt, es läßt der persönlichen Eigenart und Begabung
weitesten Spielraum.
AQÜARELLISTEN-KLÜB. Wie sehr bei uns aber der größere Teil des Publikums
und jener Künstler, die für das Publikum arbeiten wollen oder zu arbeiten gezwungen
sind, am Gegenständlichen hängen, das zeigt so recht wieder die Ausstellung des Aquarel-
listen-Klubs der Genossenschaft bildender Künstler Wiens.
Hier kann man so gut das Vorherrschen einer maßvollen, oft feinfülüigen, zumeist
aber unpersönlichen Sinnesart beobachten, welcher die Anhänglichkeit an altgewohnten
Motiven, sauberer Technik, leicht verständlichem Inhalt die Richtlinie gab. Was die Wald-
müller und Alt zur Meisterschaft erhoben, wird von den Epigonen mit Fleiß und Beharr-
lichkeit ins Breite und Alltägliche ausgeweitet.
Eine Leistung, wie Sterrers Fliegerporträte, in denen {Eigenart und Besonderheit,
wenn auch in maßvollen Grenzen aufleuchten, in denen eine kräftigere Hand nach höheren
Zielen greift - eine solche Leistung wirkt hier besonders stark neben so vielen, die all
das nicht erstreben.
Sicherlich kann den meisten, die in der intimen und gefälligen Schaustellung vertreten
sind, der Vorzug guten Geschmacks, liebenswürdiger Erzählungskunst zugesprochen
werden; den älteren Künstlern, die noch Zeitgenossen jener Periode waren, welche Alt
unterschätzte und Waldmüller verlachte, sowie ihren Töchtern, Söhnen und Schülern, die
heute in den jetzt anerkannten Geleisen der Starken wandeln.
Sicher aber verläßt man die Säle ohne starken Eindruck und ohne neue Hoffnungen.