der Textband überreich ist, so ist auch für die bildliche Ausstattung des Werkes so viel
getan worden ist, daß das Buch fast überlastet erscheint mit Allerbestem, Gutem und
manch weniger wichtigem. Fürs erste wirkt dies verwirrend, vor allem auch deshalb,
weil ein Ehrgeiz darein gesetzt worden ist, alle Vervielfältigungstechniken in ihrem er-
reichten Hochstande zur Schau zu stellen. Es ist eine Musterkarte der trefflicbsten
Leistungen, wobei nun freilich immer zu bedenken ist, daß die Technik heute so weit geht,
daß die Phantasietätigkeit des Beschauers und, wenn er das Original kennt, auch seine
Erinnerung daran durch sogenannte Faksimilereproduktionen in Fesseln geschlagen wird,
aus denen er sich zum Schaden des reinen Kunstgenusses nur schwer befreien kann. So
ist Weixlgärtners Pettenkofen-Werk nicht nur eine Apotheose des Künstlers, sondern auch
eine Verherrlichung der heimischen photomechanischen Reproduktionstechnik und es ist
bewunderungswürdig, daß diese Veröffentlichung in solcher Weise im Kriege überhaupt
möglich war. Dem Verfasser und der Unterrichtsverwaltung gebührt auch hiefür der
wärmste Dank. Auffällig ist der beständige Wechsel im Verlage dieser doch als Einheit
gedachten Monographien, von denen nun jede ihren eigenen Weg geht. E. L.
IE KÜNSTVVERKE AUF KREÜTZENSTEINf Auf zweihundert vor-
treßlich ausgeführten Lichtdrucktafeln, die der überwiegenden Mehrzahl nach je zwei
bis vier Gegenstände enthalten, legt der von dem Kreutzensteiner Burgherrn, Exzellenz
Grafen Johann von Wilczek, Freiherrn von Gutenland und Hultschin im alten Troppauer
Herzogtum, zum Hüter seiner Schätze in Kreutzenstein" bestellte Alfred von Walcher eine
Auswahl derselben vor, und zwar, um dies gleich vorauszuschicken, in überaus anerkennens-
und dankenswerter Weise. Es ist sicher eine Forderung der Pietät für die österreichische
Kunstgeschichtsforschung, die reiche und schöne Sammlung, das Lebenswerk des hoch-
herzigen ritterlichen Grafen, die er auf zahllosen Fahrten durch die vergangene Welt des
Mittelalters und der Renaissance zusammengetragen, in einer großen umfassenden Publi-
kation zu vereinen. Aber auch die Werke selbst rechtfertigen und verlangen eine solche
bildliche Wiedergabe. Bilden sie doch eine ungeheure Materialsammlung von höchstem
wissenschaftlichen Werte, die vielfach neue Anregungen, Belehrungen und Aufschlüsse
der verschiedensten Art zu gewähren vermag. Und es sei hier der dringende Wunsch
ausgesprochen, da!) diesem mit so schönem Erfolge herausgekommenen Eröünungsband
recht bald weitere folgen mögen, die das köstliche seltene Inventar der Burg in extenso
vorlegen.
Johann von Pauker-t, der uns bereits im Jahre 1899 ein bei Jasper in Wien erschienenes
sympathisches Büchlein, „eine historisch-topographische Skizze", über die Burg geschenkt
hat, in welchem er mit Schrauf das von den beiden Herren im Verein mit den Freunden
vom Staats-, l-Iofkammen, Landes- und l-lofkanzlei-Archiv zusarnmengetragene Material
verarbeitete, hat auch zu dem WalcherschenWerke die historische Einleitung geschrieben.
Die Geschichte des Neuerstehens der alten schicksalsreichen Ruine, welche bis irnjahre 164 5
bewohnt blieb, der Wiederaufbau durch den Bauherrn und seine tüchtigen Architekten
Karl Gangolf Kayser und Humbert Walcher von Molthein, wird durch eine Reihe sehr
gelungener Aufnahmen Wilhelm Burgers illustriert, denen sich ebensolche mit den Gesamt-
ansichten des vollendeten Baues sowie dessen Details, dann der Höfe, des Ölberges, der
Grabsteine etc. anschließen. Es folgt weiterhin die kleinodienhaft kostbare Burgkapelle,
deren bunter Glasfensterschmuck von großer künstlerischer Bedeutung und ebensolchem
" „Burg Kreutzenstein an'der Donau". Herausgegeben von Alfred von Walcher, Direktor der Kunst-
sammlungen des Grafen Wilczek. Mit einer historischen Einleitung von johann von Pauken. Verlag Anton
Schroll, Wien.
""' Es darf nicht unerwähnt bleiben, daß gerade in dieser Zeitschrift verschiedene Male die Burg und ihr
Inhalt gewürdigt wurden. Kamille Sitte hat im ersten Band die Entstehungsgeschichte des Baues und ihre feine
Raumgestaltung geschildert in jener sympathischen Art, die diesem klugen und selbständigen Manne eigen
war, und Alfred Walcher hat (in den Bänden IX und XI) unter Beigabe zahlreicher helehrender Bilder die Herd-
und Küchengeräte sowie die jagdkammer der Burg mit ihrem seltenen reichen Inhalt bekanntgernacht.