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Volltext: Die Steinwaaren (Gruppe IX, Section 1), officieller Ausstellungs-Bericht

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Heinrich Wolf. 
bruchbefitzer, den Fabrikanten und den Arbeiter drängte, wefentlich ver- 
theuert. 
Dem Haufe Derville & Comp, ift es feit dem Jahre 1840 durch 
allmälige Vergröfserung der Gefchäfte gelungen, den Zwifchenhandel zwifchen 
der Erzeugung des Rohmateriales und der Fertigftellung der zu confumirenden 
Waare zu befeitigen. Diefem Haufe ift es auch gelungen, die alten verlaffenen 
Steinbrüche wieder dem Betriebe zuzuführen und noch neue Lagerftätten koft- 
baren Materials für Decorationszvvecke zu entdecken. 
Diefe Firma erzeugt nun nach vielfältig mifslungenen Verfuchen fünf 
zehn verfchiedene Sorten von franzöfifchem Marmor, welche nicht nur im Haus 
gebrauch, fondern auch für innere und monumentale Ausfchmückung Verwen 
dung finden. 
Diefe Firma fandte Rohblöcke des fchönen Gefteines Sarran colin 
bei dem Badeorte Bigone in den Hochpyrenäen, von 3—4 Kbm. Inhalt. 
Preis: 800 Francs pr. Kbm. a Paris. 
Von diefem Gefteine find die 30'5 m hohen Säulen. Monolithe, an der 
grofsen Stiege der Neuen Oper in Paris und die 16 Säulen im Neuen Louvre. 
Le Griotte vive bei Carcaffone im Departement du Herault 
findet vorzüglich feine Verwendung bei Ausfchmückung oder Verkleidung der 
Innenräume, wie im Sitzungsfaal des gefetzgebenden Körpers, der Neuen Oper, 
bei grofsenHandelsfirmen zur Anfertigung anderer Luxuswaaren, wie fie Barbe- 
dienne, Paillard, Cornu, Deniere und Andere in Wien zur Ausftellung 
brachten. Der Preis variirt je nach der Qualität von 650—800 Francs pr. 
Kbm ä Paris. 
Le blanc statu aire de St. Beat bei dem Badeorte Luchon in 
Haut-Garonne ift der einzige weifse franzöfifche Marmor, welcher mit dem 
Marmor von Carrara bei Sculpturarbeiten einigermafsen in Concurrenz tritt. 
Die Bafen und Capitäler zu den Säulen aus Sarrancolin in der Neuen Oper zu 
Paris und hunderterlei Sculpturarbeiten, darunter le premier miroir von 
Baryault, fowie einige Statuen in der franzöfifchen Abtheilung der Kunfthalle 
find aus diefem Marmor. Derfelbe wird um 800 Francs pr. Kbm. abgegeben. 
Le Languedoc bei C ar ca ff o n e, Departement H e r au 11. Diefer Mar 
mor ift vielfach verwendet in Marfeille, ferner in der Kirche Skalci in Venedig, 
S. Martino in Neapel, S. Anunziata in Genua, zu vielen Säulen im Neuen Louvre, 
am Place Napoleon III.; jene des Brunnens S. Michele im Parke Monceau find 
von diefem Marmor. Preis 550 Francs pr. Kbm. ä Paris. 
Le vert des Alpes bei B ar c el o n e 11 e , Departement Bas-Alpes, 
auch V er t de Maurin genannt, ein in der äufserlichen Erfcheinung dem 
Serpentin fehr ähnlich fehender Marmor, ift ebenfalls vielfach verwendet in der 
Neuen Oper, im Neuen Louvre, in Weftminfter zum Grabdenkmal des Prinzen 
Albert: wird fehr begehrt für England und Belgien. Der Preis ift 800 Francs 
pr. Kbm 
Von den anderen Brüchen koftet pr. Kbm. a Paris : 
La Griotte Campan bei Carcaffone, Departement Herault . . . 650 Francs 
Le rose bei Carcaffone, Departement Aude 650 „ 
Marie-Jane bei Luchon ... 700 „ 
Breche d’Alep, Bouches de Rhone 550 „ 
Jaune St. Beaume, Departement du Var 550 „ 
Rofe Enjugeraie, Departement du Sarthe 450 „ 
Grand Antique, Departement du Nord 400 „ 
Saint Anne 450 „ 
Noir francais 3°° n 
Le Hergies 3°° » 
Die letzteren drei Sorten werden gebraucht für wohlfeilere Waaren, wie 
Blumenftänder, Tifch- und Kaftenplatten und billige Kamine, und find haupt-
	            		
Steinwaaren. 15 fachlich geeignet, mit den fehr billigen gleichartigen Produkten aus Belgien zu concurriren. Die franzöfifche Marmor-Induftrie ift hauptfächlich concentrirt im Depar tement du Nord, Languedoc und Pyrenäen. Die feinere Ausarbeitung zur Luxuswaare und deren Montirung mit Ebenholz, Bronze etc. erfolgt in Paris, welche Stadt auch in diefer zum Theil höchft originellen, gefchmackvollen Arbeit bisher den erften Rang behauptete. Die Firma Derville & Comp., welche fich fo grofse Verdienfte um die Entwicklung der Stein Induftrie in Frankreich erwarb, befitzt fechs Fabriken, welche mit Dampf- und Wafferkraft reichlich ausgeftattet find, zu Honduin, Hon, Hergies, Pont Sambre, Jeumont und Valenciennes, dannWaaren- häufer in Paris, Marfeille, Bruxelles, Portier, Cette und auch in New- York für den amerikanifchen Bedarf, welcher in den letzten Jahren ein flets Zeigender wird. Derville erhielt die Fortfchrittsmedaille. Von anderen Firmen hatte noch Herr Favrk Parifer Baufteine in der Gröfse von 2 Kbm. in der franzöfifchen Agriculturhalle ausgeflellt. Die Herren Civet fils & Comp, in Paris fandten Quader aus Kreidefand- ftein und Kalken, ferner eine Collektion Mufterfleine. welche die Mannigfaltigkeit des Materiales bezeugten, worüber diefe Firma verfügt. Eine zur Vertheilung gelangte Brofchüre gab Auskunft über die Lagerungsverhältniffe der gewinnbaren Steinbänke, über das Gewicht pr. kubifchen Meter, über die rückwirkende Fertig keit und über jene öffentlichen Bauten, bei welchen die vorgelegten Mufterfleine, für Säulen, Statuen, Kamine und diverfe ornamentale Arbeiten Verwendung fanden. Diefer, nebft Derville eine der erften Firmen Frankreichs, wurde die'Ver- dienftmedaille zuerkannt. Die Vereinigten Gefellfchaften der Dachf chiefergruben zu Rimogne in den Ardennen hatten durch ihre Vertreter, Gebrüder Rother in Bingen am Rhein, ihre Chloritfchiefer von ausgezeichneter Qualität und fehr grofser pfaltbarkeit in einem eigenen Pavillon zur Anficht gebracht. Diefe Ge- fellfchaft hat grofse, mit Mafchinen betriebene Werkftätten, in welchen nicht nur die Schablonenfchiefer, fondern auch Fufsbodenplatten, Platten für chemi- fche Fabriken u. a. m. gefchnitten und gehobelt werden. In diefem Pavillon waren aber nicht nur die grüngrauen Ardennenfchie- fer, fondern auch rheinifche fchwarze Schiefer und die englifchen violetten Schiefer zu einer effektvollen Dachdeckung, welche Herr Schieferdeckermeifter Schwabe in Wien ausführte, benützt. Die Vertreter diefer Gefellfchaft verftanden es, durch eine zweifache Ausheilung von der Jury der Gruppe IX die Verdienftmedaille und von der Jury der Gruppe XVIII das Anerkennungsdiplom zu erringen. Schweiz. Die Schweiz war vertreten durch das Cantonsbauamt in Schaff haufen, welches Baufteine, SandfteinWürfel in der Gröfse von i Kbf. und durch Herrn Bavier Simon in Chur, welcher Tifchplatten von Bündtner Marmor und von Serpentin fandte. Es waren reine, nette Arbeiten. Herr Bavier erhielt das Anerkennungsdiplom. Nicht unerwähnt dürfen auch die Schweizer Arbeiten der Haus-Induftrie in Serpentin bleiben. Es find diefs die Töpfe und Keffel für den Hausgebrauch, welche im Canton Teffin fehr verbreitet find und theilweife auch wegen ihrer Billigkeit in das angrenzende Italien ausgeführt werden. Patocchi Jofef in Bignasco fandte Töpfe und Keffel in allen Dirnen- fionen, wie fie auf offenen Feuerherden in den von grofsen Verkehrswegen entfernten Gebieten noch in Verwendung flehen.
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