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(Beslloh des Museums.) Die Sammlungen des Museums wurden im Monate
December von 35.627, die Bibliothek von 2164. und die Vorlesungen von 892
Personen besucht.
(Bronzeindustrle-Gesellsohatt inWien.) Auf der letzten Pariser Weltausstellung
haben die Wiener Bronzen eine hervorragende Rolle gespielt, und es ist keinem Zweifel
unterworfen, dass Oesterreich auf diesem Gebiete bedeutende Fortschritte gemacht hat.
Wir haben daher alle Ursache, der wBronzeindustrie-Gesellschaftu in Wien unsere volle
Aufmerksamkeit zu schenken, denn wir sind überzeugt,.dass bei einer nur einigermassen
günstigen Constellation der Dinge dieser lndustriezweig in ganz Oesterreich zu rascher
Entwicklung kommen wird. Er ist vertreten durch einige ganz hervorragende industrielle:
Hanusch, Richter-Hollenbach, Lux, Böhm u. s. f., welche es verstehen, sich
mit tüchtigen Arbeitskräften zu umgeben, und welche ein Verstandniss für die Hilfstech-
niken haben, die zu einem guten Bronzegegenstande nothig sind, als da sind: das Ver-
golden, Emailliren, Nielliren, Ciseliren etc. Die Bronzeindustrie ist eben eine Führerin
eines grossen Theiles der metallurgischen Industrien. Das früher vernachlässigte Ciseliren
wird sorgfältig geübt; aus der von Herrn St. Schwartz geleiteten Ciselirschule des Mu-
seums sind tüchtige Kräfte hervorge angen; einige reizende Ciselirarbeiten von Sobota,
Lind, Friedl, von der Gesellschaft pramiirt, sind soeben im Museum ausgestellt. wln
der Kunst des Niellirens hatr, wie Julius Lessing in seinem eben erschienenen -l3ericht
von der Pariser Weltausstellung-r sagt, uOesterreich weitaus die hcrvorragendsten YVerke
ausgestellt. Unter Mitwirkung des Museums hat Lustig in Wien Gefasse (gezeichnet von
Storck) von so tadelloser Schönheit und Reinheit der Ornamentation hergestellt, dass
man sie vollständig als eine NeuerschalTung der für uns verlorenen Prachtwerke des
16. Jahrhunderts ansehen kannm (S. x89.) Auch die früher nur ,wenig geübte Email-
Technik kommt ielzt vielfach zur Verwendung durch Chadt, Jäger d: Thiel u. A. m.
Ganz besondere Verdienste hat sich Regierungsrath Kosch, der erfindungsreiche Vor-
stand der cheinisch-technischen Versuchsanstalt des Museums, durch seine Patinirungs-
Techniken erworben. Wir besitzen gegenwärtig gut geschulte Zeichner; man darf nur
einen Blick auf die Schülerarbeiten aus der Fachschule Königs werfen, welche im
Sitzungssaal: ausgestellt sind, um die Ueberzeugung zu gewinnen, dass uns vor der Zu-
kunft nicht zu bangen braucht. An der Spitze der Gesellschaft steht der unermüdliche
Vorkämpfer des industriellen Fortschrittes, Graf Edmund Zichy; auch die Namen: Hohen-
lohe, Breuner, Metternich, Wilczek, Nopcsa etc. findet man unter den Mitgliedern der
Gesellschaft, die eben im Begriffe steht, sich, den Bedürfnissen der Zeit entsprechend,
zu erweitern. Gelingt es, und wir dürfen es hoffen, alle kunstgewerblichen Metallindu-
slrien in Eine Körperschaft zu vereinen, so ist ein wichtiger Schritt zur Förderung der
Metallurgie in dem Rahmen der Gesellschaft, welche die ganze Monarchie umfasst und
Niemand ausschliesst, geschehen.
Aller gesunde Fortschritt ist ein langsamer. Mühsam arbeitet sich in den schweren
Zeiten die Bronzeindustrie fort und doch sehen wir sie von Jahr zu Jahr fortschreiten,
und gegenwärtig waren es gerade die Franzosen, welche unsere relativ kleine österreichische
Bronzeausstcllung mit aufmerksamen Blicken verfolgt haben. Es ist für uns ein grosser
Vortheil, dass in diesen Zweigen jene Elemente wenig Einfluss ausüben, die nur die
Handelswaare im Auge haben und zu ihrer Devise -schlecht aber billig- erkoren haben.
Es wäre eine grosse Täuschung gewesen, wenn man diesen Weg betreten hatte. Gegen-
wärtig gehen alle unsere besseren Industriellen den umgekehrten Weg: sie wollen gut
arbeiten und sich durch eine gute und solide Ausführung ein gesichertes Renommee ver-
schaffen. Sie schliessen sich an unsere hervorragendsten Künstler, Architekten, Bildhauer,
Ciseleure an -- und thun gewiss gut daran. Auf diesem Wege sind wir weiter gekommen,
und auf diesem Terrain bewegt sich auch die Gesellschaft zur Forderung der Bronze-
industrie. Die geringen Mittel, welche sie hat, verwendet sie zu Preisen zur Förderung
des Kunstelementes in der Bronzetechnik. _
Nach dem Schlusse derWeihnachts-Ausstellung werden die hervorragendsten Bronze-
und Metallindustriellen ihre Producte, welche sich auf der Pariser Weltausstellung be-
fanden, im Oesterr. Museum exponiren. So werden dann diejenigen Oesterreicher, welche
Paris nicht besucht haben, in der Lage sein, sich über einen unserer wichtigsten Zweige
der Kunstiudustrie zu instruiren. (W. A.)
R. v. Waldhelnfs Blbllotheksaal ist vor einigen XVochen vollendet worden.
Reg. Rath Prof. v. Storck hat es übernommen, aus einem Magazin, 78 Fuss lang, 18 Fuss
breit, einen Saal zu schalfen, der an und für sich stylvoll und reizend, die, literarisch-
artistischcn Publicaticmen R. v. Waldheim's mit dcn verschiedenen anderenfdieses illustren
Etablissements in sich schliessen soll. Wir kommen gelegentlich ausführlich auf den Saal
und seinen Inhalt zurück und bemerken nur, dass eine Reihe von hervorragenden Indu-
striellen an demselben mitgewirkt hat, so Hoftischler Paulik, Tapezierer _Schuh und
W. Berkan, Glasmaler Geyling, Bronzefabrikant Hanusch, Phil. Haas' Sohne, Anstreicher