Mmhailunuan des k. k. llestarraiuh. Musaums
KUNST UND INDUSTRIE.
(Monatschrift für Kunst und KunstgewerbeA
Am t. eines jeden Monats erscheint eine Nummer. - Abonnementspreis per Jahr H. 4.-
Redacteur Eduard Olimelnrz. Expedition von C. Gerolcfs Sohn.
Man nbonnirt im Museum, bei Gerold G: Comp., durch die Postanstalten, sowie durch
alle Buch- und Kunsthandlungen.
Nr. 165. V H ÄIVIEÜW, I_- JUNI 13179- VXIV. Jahrg. K,
Inhalt: Gottfried Semper. - Ueber einige Benennungen mittelalterlicher Gewebe. Von Prof. Dr. Kara-
bacek. lForts.) - Zur Frage der Verbindung einer gewerblichen Arbeitxschule mit der Volks!
schule und rnit der Fachschule. Von R. v. Eitelberger. (Form) - Literaturhericht. - Kleinere
Minheilungen.
Gottfried Semper.
Am rS. Mai d. J. starb zu Rom im 76. Lebensiahre Gottfried
Semper, einer der hervorragendsten deutschen Architekten der Gegen-
wart und zugleich der hervorragendste und geistvollste Schriftsteller auf
dem Gebiete der Architektur und der Theorie der Künste unter den gegen-
wärtig lebenden Architekten Europas. Es wird in diesem Organ sich noch
oft Gelegenheit finden auf Gottfried Semper zurückzukommen und wir
begnügen uns deshalb mit Angabe einiger Daten und Bemerkungen. Ge-
boren zu Altona am 29. November 1803, gründlich bewandert in den clas-
sischen und mathematischen Studien, hat er erst im relativ späteren
Lebensalter_ den künstlerischen Beruf ergriffen. Er lebte in seinen jün-
geren Jahren in Paris, Italien und Griechenland und kam im Jahre x834
an Stelle Thürrner's als Professor für Architektur an die Bauschule in
Dresden. ln dieser Eigenschaft entwickelte er eine reiche künstlerische
und literarische Thätigkeit, welche aber durch die Ereignisse des Jahres
1848 unterbrochen wurde. Genöthigt, Deutschland zu verlassen, hat
Semper in Paris, später in London seinen Aufenthalt genommen und nach
manchen Wechselfällen und Wanderjahren im Jahre 1853 die Stelle des
Directors an der Architekturabtheilung des polytechnischen Institutes in
Zürich erhalten. Dort wirkte Semper bis zu jener Zeit, als er nach Wien
berufen wurde, um an den grossen Arbeiten für den Bau der Hofmuseen
und des Burgtheaters hervorragenden Antheil zu nehmen. Ueber die Bau-
thätigkeit Sempefs hat in der wAllgemeinen Zeitungu vor wenigen Tagen
ein in Wien lebender Architekt Constantin Jovanovits ausführlich und ein-
1879. xiv, 9