Blattgrün der Zweigguirlanden in den schwarzen Localton über; wie
schön keimen die leichten Landschaftscontouren aus den schwarzen
Wandspiegeln! -
Zur zusammenfassenden Charakteristik des Stilcharakters dieser
Decorationen geben uns schließlich die scharfsinnigen Untersuchungen
von A. Mau über die Geschichte der decorativen Wandmalerei in Pompeji
eine schätzenswerthe Handhabe. Er stellt mit Berufung auf das Zeugniss
des Vitruv ') für die Entwickelung der italischen Zimmerdecoration drei
Stilperioden auf: den Incrustationsstil, den Architekturstil, den
eigentlichen Ornamentstil.
Der lncrustationsstil wäre die erste, auch die einförmigste Methode
der Wandmalerei, welche den geringsten Wechsel der Motive zulässt.
Die bunten Marmorplatten, mit denen die Wände bei kostbarer Aus-
stattung bekleidet waren, werden nach einem gewissen Farbenschema
imitirt, und zwischendurch die vertieften Fugenlinien hingezogen. Die
Abtheilung findet gelegentlich durch Pilaster statt, die noch mäßig
hervortreten, wie denn auch die Epistile und Gesimse in Stuck ge-
bildet werden.
Sobald sich jene Pilaster in gemalte Säulen umwandeln, hat sich
der Uebergang in den Architekturstil vollzogen. Die Wand hört auf,
eine starre Fläche zu sein. an welcher die verticalen und horizontalen
Gliederungen gleichsam festkleben, sie wird zu einem Architekturbild,
welches immer mehr an bewegter Compusition, an rualerischem Ausdruck
gewinnt. Die Säulen verlangen von selbst eine scheinbare Ablösung vom
Grunde. einen lebendigeren Contrast der Formen und Farben, eine
prägnantere Behandlung der Sockel und bekrönenden Gliederungen und
dergleichen mehr. So verwandelt sich die Wand in eine Scenerie, in einen
wohldisponirten Scheinbau ").
',) Vitruvii de Architectura lib. VlI, c. V, t. z, n. . . ex eo antiqui qui initia
expolitionibus instituerunt iruitati sunt primurn crustarurn marmorearum varietates et
cunlocationes, deinde cnronarurn et ailaceorum cuneorum inter se varias dietributiones;
postea ingressi sunt ut etiam aediliciurum figuras, columnarum et fastigiorum eminentes
proiecturas imitarentur elcu [Die Alren, als sie die Wandausschmücltung einführten,
haben zuerst die wechselnden Lagen der marrnornen Belegplatten nachgeahmt, dann die
Gesimse und versehiedenformig mit einander abweehselnden ockergelben (und mannig-
rothen) Felder. Darauf machten sie den Fortschritt, dass sie auch Gebäude und Saulen,
wie hochragende und weitausladende Giebel, in ihren Wandgemalden nachahmten u. s. f.]
") Allerdings blieb neben der Wandmalerei die lncrustation nach wie vor das
beliebte Ausstattungsmittel im Dienste des Pracbtsinnes, dem an der Schaustellung des
Materials mehr gelegen war, als an der künstlerisch formalen Wirkung. Die Marmor-
verschwendung in Wandverkleidungen war schon in der letzten Zeit der Republik in voller
Uebung. Neben den echten Tafeln (crustae marmoreae) musste, wo man mit geringeren
Mitteln hoch hinaus wollte, der imitirte Stuckmarmor - die Technik der lmpastation -
herhalten; dies war das Geschäft der tectores und marmorarii (der wKunstmsrmoriren, die
also du Alterthum bereits kannte). Dieersten Marmorbekleidungen der Wande führte nach
dem Zeugnis: des alteren Plinius der reiche Mnmurra, der praefectus fabrnrum des J. Csesar