Ausstelluug hat sich namentlich der Professor und Museums-Gusto: Nowak
hervorragende Verdienste erworben. - Die zweite Special-Ausstellung
betraf die dem Advocaten Dr. Blumenzweig gehörende Sammlung von
Glaswaaren aus älterer Zeit. Diese Ausstellung fand in den Pfingstfeier-
tagen statt und umfasste nebst der genannten Sammlung, die aus 300
Objecten besteht, 73 Stücke indischer Metallarbeiten, welche das k. k.
Oesterr. Handelsmuseum der Anstalt auf die Dauer der Ausstellung über-
lassen hatte.
Die Bibliothek der küulgl. Kunstgewerbeaohule zu Dresden enthält neben
der Büchersammlung eine reichhaltige Sammlung von Einzelblattern - die sogenannte
Vorbilder-Sammlung - welche aus Photographien, Holzschnitten, Lithographien, Farben-
drucken etc. gebildet wird. Die Blätter entstammen Zeitschriften, kunstgewerblichen
Sammelwerken, Katalogen etc. und sind nach Material, Technik, Gegenstand und Ent-
stehungszeit der dargestellten Objecte geordnet; auf ihre moglichste Vermehrung wird
ein besonderes Augenmerk gerichtet. In der jüngsten Zeit wurden die Zugange der
letzten Jahre in die Sammlung eingereiht und sie besteht nunmehr aus circa 50-000
Blättern mit ungefähr 67.000 Darstellungen, welche in 674 Abtheilungen gesondert sind.
Sammlung Slllküwßki. Die Sammlung des Fürsten Sulkowski wurde kürzlich
durch das Germanische Museum um die Summe von 206.363 Mark erworben. Der Aus-
druck uSammlungn bedarf jedoch insofern einer Berichtigung, als es sich hie; lnur um
einzelne, allerdings die kostbarsten Perlen der Sammlung des Fürsten handelt, die sein
Großvater Freiherr von Dietrich auf seinem von den Grafen Starhemberg erkauften
Schlosse Feistritz am Wechsel in Nieder-Oesterreich aufgestapelt hatte. Namentlich für
WaiTen hatte Freiherr v. Dietrich eine besondere Vorliebe, und es gelang ihm, die kost-
barsten Rüstzeuge des Zeughauses der Reichsstadt Nürnberg zu erhalten, die ehemals
weit berühmt waren. Diese seltenen Schätze, wie sie nur in den vornehmsten Waden-
sammlungen sich finden, waren bisher nur Wenigen bekannt, und ebenso war die That-
sache in Vergessenheit gersthen, dass sie zum großen Tlteile dem Nürnberger Zeughause
entstammen. Sie bilden zwar nicht den größeren, aber sicher den werthvollsten Tbeil
des alten Nürnberger Bestandes. Die Sammlung enthält eine Reihe von Stücken ersten
Ranges, deren Bedeutung nqch weit über das lnteressc hinausgeht, das sie für Nürnberg
haben, indem einzelne Arbeiten selbst in dem an Rüstungen so überaus reichen Londoner
Tower vergeblich ihres Gleichen suchen. So besitzt nun das Germanische Nationalmuseum
alle die hochinteressanten Rüstungen im Original, welche der letzte Ritter, Kaiser Maxi-
milian, in seinem nFreydalc abbilden ließ, und viele Stücke, mit denen angethan die ritter-
liche Gesellschaft jener Zeit die verschiedenen Stechen und Rennen ausführte, die alle Feste
verschönern halfen. Außer den vollständigen oder beinahe vollständigen Rüstungen, darunter
auch eine für Pferde, wird aber auch noch eine Reihe interessanter Einzelstücke, namentlich
merkwürdige Helme, Turnierhandschuhe, Schilde, Tartschen u. A., den Weg in das Ger-
manische Museum wandern. Diesen Schutzwaifen reihen sich sodann die Angrißswatfen
an, von welchen ebenfalls sehr charakteristische Stücke sich vorfinden, so gegen hundert
jener riesigen Schwerter, Zwei- oder Bidenhander genannt, baumahnliche Lanzen, prächtig
geatzte Stangenwaffen, Dolche, Streitkolben, Streithammer, Streitlxte und mindestens ein
Dutzend jener auf das reichste geschmückten Radschlossbüchsen aus fürstlichem Besitze,
die mit Einlagen von Perlmutter und Elfenbein versehen, deren Schlosser theilweise
kunstvoll gravirt, geschnitten oder geatzt sind. Eine zweite Abtheilung der Sammlung
umfasst Kunstgegenstände der verschiedensten Art, die sich aber alle entweder durch
Scltonheit oder Eigenart der Form, durch Seltenheit oder Kostbarkeit auszeichnen. Es
sei erwähnt, dass sich italienische Majoliken und rheinische Siegburger Krüge, prächtige
deutsche Glaser und schones Porzellan, ein außerordentlich reiches, in vergoldetem Silber
getriebenes Reiseservice des vorigen Jahrhunderts (4.5 Stücke), Holzschnitzereien, Elfenbein-
schnitzereien, ein alter silberner Henkelkrug von sehr schoner Arbeit, zwei reiche vene-
tianische Prunkschrünke, zwei Vieux-Laque-Schranke auf geschnitzten, vergoldeten Tischen
und noch manches andere hervorragende Erzeugniss des Kunstgewerbes vergangener Jahr-
hunderte darunter behndet. Eine Sammlung für sich bilden die Glasgemülde, deren Zahl
sich über 50 beläuft. Sie enthalt vorzügliche Arbeiten Nürnberger und Schweizer Glas-
maler, dann solche aus Ulm, Oesterreich u. s. w.
Für die Rcdactiou verantwortlich: J. Follnin und F. Ritter.
Selbstverlag dea k. k. Oesterr. Museums Gir Kunst und Industrie.
luehllrucletd von CIH Gevrolfl Buhla ll Wien.