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Litteratur-Bericht.
Geschichte und Entwicklung der Kunstgewerbe- und I-Iandwerkerschule
zu Magdeburg . . . . herausgegeben von Director F. Moser, Magde-
burg, October 1893. Lex.-8". 25 S.
Gleichzeitig mit unserer Kunstgewerbeschule hat auch die obengenannte Lehr-
anstalt ein Jubiläum begangen, zu dem deren Director diesen geschichtlichen Rückblick
als Festschrift verfasst hat. Von nur mäßigem Umfange liefert das Heft einen sehr inter-
essanten Beitrag zur Geschichte des gewerblichen Unterrichtswesens, da die Schule, ge-
gründet am 6. October 1793, den Wechsel der Ansichten auf diesem Gebiete während
eines Jahrhunderts an sich selbst erfahren hat. Sie gehört zu den frühesten Schöpfungen
ihrer Art, denn, wie der Verfasser hervorhebt, nerst im letzten Viertel des vorigen Jahr-
hunderts entstanden Anfange ößentlichen Gewerbeunterrichts fast gleichzeitig in Frank-
reich, England und Deutschland [auch Oesterreich und Dänemark hatten hier genannt
werden können], denn wir können den Unterricht in den Natinnalmanufacturen Frank-
reichs, deren Gründung schon in das t7. Jahrhundert fallt, nicht wohl einen öffentlichen
nennen; ebensowenig kann die Behauptung, der Minister Colbert sei der Schöpfer des
gewerblichen Unterrichts gewesen, ernstlich aufrecht erhalten werdenJ ln Magdeburg gab
ein Beamter, Geheimer Rath von Vangerow, die Anregung, man zog zunachst Erkun-
digungen über die in anderen Städten gemachten Erfahrungen ein (aus den Antworten
sind charakteristische Aeußerungen mitgetheilt), und im September des genannten Jahres
machte die Magdeburgische Zeitung bekannt, nes soll den Gesellen und Lehrlingen
solcher Handwerker, welche Kenntnisse der Zeichenkunst haben müssten , Gelegenheit
gegeben werden, darin Unterricht zu erhalten-t. Der Gründer, dessen wohlwollende Züge
die Schrift zieren, bewahrte der Schule sein lebhaftes Interesse, vermochte auch noch,
sie ziemlich ungefährdet durch die Zeiten des Krieges und der Einverleibung der Stadt
in das Königreich Westphalen zu steuern, starb aber 1816 an demselben Tage, an dem
die Anstalt einst erößnet worden war. Sie stand unter der Oberaufsicht der Kunst-
akademie in Berlin bis zu den Reorganisationen des gewerblichen Unterrichts in unseren
Tagen. Seit dem Jahre 1887 führt sie den Namen rKunstgewerbe- und Handwerker-
schuleu und seit 1876 verfügt sie über ein stattlichen Gebäude in deutscher Renaissance,
dessen Abbildung als Schlussvignette benutzt ist. Jeder, der sich für die Entwicklungs-
geschichte des gewerblichen Unterrichts interessirt, wird diese Schrift mit Nutzen lesen.
B.
i
Sociäte de l'Art ancien en Belgique. Orfevrerie, Dinanderie, Ferronnerie,
Tissus, Broderiesß Miniatures, lvoires, Mobilier et Ceramique. 1-4.
Bruges, Van de Vyvere-Petit, o. J: (1893). gr. Fol. M. 166.
Die Publicationen dieser seit tBSz bestehenden Gesellschaft sind gegenwärtig bei
ihrem vierten Hefte angelangt und wurden kürzlich, in eine Mappe vereinigt, dem Buch-
handel übergeben. Es sind 31. gr. FoL-Blatter, Chromolithographien und Photographien,
welche uns Kunstgegenstände belgischen Ursprungs oder snlche fremder Provenienz,
die sich in belgischen Sammlungen befinden, vorführen; Gewebe des I4. und I5. Jahr-
hunderts, Spitzen, mittelalterliche Goldschmiede- und Emailarbeiten, wie Reliquiarien,
Kreuze, Kronen und Schmuckgegenstande, Elfenbeinschnitzereien aus dem 9. Jahrhundert,
venezianische Glaser und andere Kunstgegenstande in vorzüglicher Wiedergabe. Den ein-
zelnen Blattern sind Texte von verschiedenen Verfassern, wie Julius Helbig, Alfred Bequet,
J. Destrec u. A. beigegeben. Fs.
O
Die Schmuckformen der Denkmalsbauten aus allen Stilepochen seit der
griechischen Antike. Von Gustav Ebe, Architekt. I. und Il. Theil:
Antike und altchristliche Zeit. Mit 33 Abbild. im Text, 3 Lichtdruck-
und 1 Farbentafel. Berlin, Georg Siemens, 1893. 4'.
Es ist noch gar nicht lange her, seitdem die Kunstgeschichtsforschung begonnen
hat, der Decoration um ihrer selbst willen und nicht blos der in ihr einbegrilfenen
figürlichen Darstellungen halber Beachtung zu schenken. Es wird zwar die Darstellung
menschlichen Handelns und Leidens gewiss allezeit die höchste Aufgabe des Künstlers
bleiben; doch gibt es noch ein weit elementareres künstlerisches Bedürfniss, als dasjenige
nach genießender Betrachtung von Sculpturen und Gemälden um ihres tieferen geistigen
33'