EIN MEDAILLONTEPPICH AUS DER BLÜTEZEIT
DER PERSISCHEN TEPPICHKUNST Von mm! SCHLOSSER
ZUR NEUERWERBUNG DES OST
ERREICHISCHEN MUSEUMS FÜR ANG
EWANDT
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Persischer Medaillontcppich, I6. jh. Gesamtansicht, 748 x 298 cm.
Usteneiehisrhex Museum Ihr tiugcwnudte Kunst.
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XVer in den verschiedenen Teppichwerkcn die Abbildungen von
persischen Teppichen aus der Blütezeit der Hofmanufakturen
durchblättert, wird immer wieder staunen über die Fülle der
Einfälle, die die entwerfcnden Künstler gehabt haben. Wenn cs
sich nicht gerade um tiusgcsproehene 'l'eppicbpaare handelt, das
kommt vor, obwohl nur wcnigc Beispiele dafür erhalten sind,
so wird man keine zwei Teppiche finden, die einander gleichen.
Das gilt sowohl für den Dekor des Hauptfeldes als auch für die
Bordüre. Bei den sogenannten Medaillontcppichen hat jeweils das
Medaillon eine andere Form, bald sind die charakteristischen
Anhängscln vorhanden, bald fehlen sie, bald sind in den vier
Ecken des Hauptfcldes genaue Viertel des Medaillons eingefügt,
bald begnügt man sich mit ungefähren Andeutungen. Bei den
Teppichen mit 'l'ierdarstellungcn stehen und bewegen sich die
Tiere in richtigen Landschaften, oder sind Zugehör zu einem
rein ornamentalen Dekor. Die vorkommende Flora reicht von
naturalistischen blühenden (icwächsen bis zu den phantastische-
sten Riesenblüten, die bald en face, bald im Profil dargestellt
werden. In den Bordüren sind es bald reziproke Felder, die hell
und dunkel gegeneinander stehen, bald ein dichtes Rankenwerk
bald ineinander verschlungene Arabesken oder ineinander über-
gehende Felder oder gar figuralc Darstellungen mit Mensch und
Tier.
Der Teppich, um den es sich hier handelt, ist mit kleinen Zier-
feldern ausgestattet, die in lockeren Sternformen das Haupt-
feld überziehen. liinc Dekorart, wie sie - allerdings in ganz
anderer Lösung - auch der sogenannte Clam-Gallasteppich im
Österreichischen Museum und der nicht vollständig erhaltene
Teppich im Mctropolitan Museum in New York zeigen. Der
Wiener Teppich hat als Grundfarbe ein tiefes Blau mit kleinen
und mittleren bunten Blumen; darauf liegen in einer recht dich-
ten Anordnung die Zierfelder von geschwungener teils läng-
liehcr, teils fast quadratischer Form, und zwar in recht hellen
Farben - hellrot, hellblau, hellgrün und clfcnbeinfarben; in
jedes Feld hincinkomponicrt Blüten, Blütcnzweige und Arabes-
ken. Der große Unterschied in den Farbwerten läßt klar erken-
nen, daß der Dekor des Hauptfeldcs zweischichtig gedacht ist -
auf einem dunklen Grund die hellen kleinen Felder in einer
Anordnung, die einen Rapport, das heißt ein Muster ohne Ende,
darstellt. Und nun kommt bei diesem Teppich eine dritte Kom-
positionsschichtc hinzu, ein großes Mittelmedaillon, ein acht-
zackiger hellrotcr Stern mit weißen Zwickelfeldern, der an vie-
len Stellen durch dunkle schattende Linien vom durchlaufenden
Muster abgehoben wird. Auch im Medaillen füllen wiederum
Blüten und Blütcnzvitcigc verschiedener Größe die Kompani-
mente.
Die Bordüre hat die klassische Form des breiten Rahmens zwi-
schen schmalen Begleitstrcifcn und ist mit verschlungenen Band-
arabesken in den hellen Farben gefüllt. Nur in ganz kleinen
Feldern kommt hier das dunkle Blau vor. Zartes Blütenwerk
belebt das ganze Ornament der Bordüre.
Der Farbcharakter des Teppichs ist durchaus auf Leichtigkeit
und Heiterkeit abgestimmt, nichts von Schwere und Prunk, wie
ihn die Teppiche aufweisen, deren (Jrundton ein sattes Rot ist.
Die kleinen Zwickclfeldci- mit dem ticfdunklen Blau genügen