Ukiyoc mit seiner strahlenden Verherrlichung des raffinierten
Lebensgenusses bildet das Zcnga mit seinem bald strengen, bald
humorvollen und sarkastischen Aufruf zur Überwindung des Le-
bens durch Verinnerlichung den Gegensatz, der die Vorstellung
vom japanischen Geistesleben der Neuzeit ins Gleichgewicht
bringt.
Es wurde hier versucht, den Weg zum Verständnis des Zcnga
anzubahnen, indem seine weltanschaulichen Voraussetzungen
und seine Stellung in der Geschichte der Malerei und Kultur
Japans in knappster Form dargelegt wurden. Mancher wird
vielleicht den Weg zu mühsam und den Versuch, ihn zu weisen,
allzu ungenügend finden. Er wird an der Möglichkeit, die Ma-
lerei der Zen-Meister zu verstehen, von vornherein zweifeln
und wird sich dieses Erlebnis versagen wollen. Aber das Zenga
ist nicht nur der Ausdruck einer Weltanschauung, es wird hier
nicht gezeigt, um zu dieser zu bekehren, es ist auch Kunst. Als
Kunst, als Malerei aber stehen ihm keine anderen Ausdrucks-
und Gestaltungsmittel zur Verfügung, als jene, welche die Kunst
zu allen Zeilen und bei allen Völkern verwendet hat. Es spricht
eine Sprache, die der Linien, Fläehengebilde, Tonwerle, Rhyth-
men usw., die jeder verstehen kann, der eine dafür empfängliehe
Seele hat. Wer dem Geistesflug des Zen nicht folgen kann oder
folgen will, der versuche den Zugang zu seiner Malerei von der
künstlerischen Form her zu gewinnen. Sein Erlebnis wird viel-
leicht weniger reich sein, ob es auch weniger stark sein wird.
hängt nur von ihm ab, von seiner Aufnahmsiähigkeit für künst-
lerische Werte. Auch ein einseitiges oder teilweises Erleben
kann tiel und stark sein.
MALER
DER
STEPPE
Von ERNST DIEZ
In der Ausstellung Islamischer Kunst in München 1910, deren
Umfang und Bedeutung in einem Foliowerk beschrieben wurde,
war u. a. ein von der otiomanischen Regierung gesendeter Band
des als „Fatih Album" bezeichneten Sammelwerkes zu sehen.
Über seinen Inhalt äußerte sich damals der bekannte Genfer
Orienialist Max van Berchem: „Der . . . Sammelband (Inv.-
Nr. 2152) ergibt sich als ein aus bunten Blättern zusammen-
gesetztes Album. .., dem kein einheitliches Datum zugeschrie-
ben werden kann, was auch durch die darin enthaltenen kalli-
graphischen Modelle bestätigt wird, die Namen von verschie-
denen Sullanen und Künstlern sowie auch verschiedene jahres-
angaben enthalten... Man hat in diesem Werke das Sammel-
buch eines Künstlers erkennen wollen; damit wird aber der
diplomatische Charakter der darin enthaltenen Schriltmodelle
nicht erklärt. Ich möchte es lieber als ein Denkmal aus der
Staatskanzlei oder der Holbibliothek eines Weltreiches erken-
nen, welches im 15. Jahrhundert die persischen und zentral-
asiatischen Länder in sich laßte, kurz gesagt, aus dem Reich
der Timuriden, aus welchem dieses einzig dastehende Denkmal
im Laufe der Kriege mit den Osmanen-Sultanen nach Konstan-
tinopel gewandert sein wird. Erst eine gründliche Untersuchung
desselben wird einen einigermaßen sicheren Sehluß über die
Herkunft seiner Bestandteile gestatten" (Same-Martin, Meister-
werke Muhammedanischer Kunst, München 1912, Bd.1, 8.13
bis 17).
Trotz der Ausstellung einzelner Bände des Albums, das in seinen
vier liaszikeln 535 Blätter mir 74-1 Bildern, Skizzen und
Schriftproben enthält, blieb seine Kenntnisnahme wegen
ihrer Absperrung vor der Öffentlichkeit auf den engen Kreis
der Museumsbeamten beschränkt, die ihren kunsthistorischen
Wert nicht erkannten. Erst in den letzten Jahren bot sich die
Möglichkeit photographischer Aufnahmen und ihrer Veröffent-
lichung. (Oktay Aslanapa, M. Loehr und R. Ettinghauen in Ars
Orientnlis, vol. i, 1954, mit 63 Abbildungen, und M. S. Ipsir
Oglu mit S. Eyüboglu, Fatih Alhumuna bir bakis, mit türkischem
und französischem Text und 133 Abbildungen. Istanbul, Uni-
versitäts-Druckerei.) Mit diesen dokumentarischen Veröffent-
lichungen dürfte die bisherige Monopolstellung der persischen
Abb. 1: Tiere im Wildpark: Löwe und Stier sich umkreisend.