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Volltext: Alte und Moderne Kunst IV (1959 / Heft 1 und 2)

Ukiyoc mit seiner strahlenden Verherrlichung des raffinierten 
Lebensgenusses bildet das Zcnga mit seinem bald strengen, bald 
humorvollen und sarkastischen Aufruf zur Überwindung des Le- 
bens durch Verinnerlichung den Gegensatz, der die Vorstellung 
vom japanischen Geistesleben der Neuzeit ins Gleichgewicht 
bringt. 
Es wurde hier versucht, den Weg zum Verständnis des Zcnga 
anzubahnen, indem seine weltanschaulichen Voraussetzungen 
und seine Stellung in der Geschichte der Malerei und Kultur 
Japans in knappster Form dargelegt wurden. Mancher wird 
vielleicht den Weg zu mühsam und den Versuch, ihn zu weisen, 
allzu ungenügend finden. Er wird an der Möglichkeit, die Ma- 
lerei der Zen-Meister zu verstehen, von vornherein zweifeln 
und wird sich dieses Erlebnis versagen wollen. Aber das Zenga 
ist nicht nur der Ausdruck einer Weltanschauung, es wird hier 
nicht gezeigt, um zu dieser zu bekehren, es ist auch Kunst. Als 
Kunst, als Malerei aber stehen ihm keine anderen Ausdrucks- 
und Gestaltungsmittel zur Verfügung, als jene, welche die Kunst 
zu allen Zeilen und bei allen Völkern verwendet hat. Es spricht 
eine Sprache, die der Linien, Fläehengebilde, Tonwerle, Rhyth- 
men usw., die jeder verstehen kann, der eine dafür empfängliehe 
Seele hat. Wer dem Geistesflug des Zen nicht folgen kann oder 
folgen will, der versuche den Zugang zu seiner Malerei von der 
künstlerischen Form her zu gewinnen. Sein Erlebnis wird viel- 
leicht weniger reich sein, ob es auch weniger stark sein wird. 
hängt nur von ihm ab, von seiner Aufnahmsiähigkeit für künst- 
lerische Werte. Auch ein einseitiges oder teilweises Erleben 
kann tiel und stark sein. 
MALER 
DER 
STEPPE 
Von ERNST DIEZ 
In der Ausstellung Islamischer Kunst in München 1910, deren 
Umfang und Bedeutung in einem Foliowerk beschrieben wurde, 
war u. a. ein von der otiomanischen Regierung gesendeter Band 
des als „Fatih Album" bezeichneten Sammelwerkes zu sehen. 
Über seinen Inhalt äußerte sich damals der bekannte Genfer 
Orienialist Max van Berchem: „Der . . . Sammelband (Inv.- 
Nr. 2152) ergibt sich als ein aus bunten Blättern zusammen- 
gesetztes Album. .., dem kein einheitliches Datum zugeschrie- 
ben werden kann, was auch durch die darin enthaltenen kalli- 
graphischen Modelle bestätigt wird, die Namen von verschie- 
denen Sullanen und Künstlern sowie auch verschiedene jahres- 
angaben enthalten... Man hat in diesem Werke das Sammel- 
buch eines Künstlers erkennen wollen; damit wird aber der 
diplomatische Charakter der darin enthaltenen Schriltmodelle 
nicht erklärt. Ich möchte es lieber als ein Denkmal aus der 
Staatskanzlei oder der Holbibliothek eines Weltreiches erken- 
nen, welches im 15. Jahrhundert die persischen und zentral- 
asiatischen Länder in sich laßte, kurz gesagt, aus dem Reich 
der Timuriden, aus welchem dieses einzig dastehende Denkmal 
im Laufe der Kriege mit den Osmanen-Sultanen nach Konstan- 
tinopel gewandert sein wird. Erst eine gründliche Untersuchung 
desselben wird einen einigermaßen sicheren Sehluß über die 
Herkunft seiner Bestandteile gestatten" (Same-Martin, Meister- 
werke Muhammedanischer Kunst, München 1912, Bd.1, 8.13 
bis 17). 
Trotz der Ausstellung einzelner Bände des Albums, das in seinen 
vier liaszikeln 535 Blätter mir 74-1 Bildern, Skizzen und 
Schriftproben enthält, blieb seine Kenntnisnahme wegen 
ihrer Absperrung vor der Öffentlichkeit auf den engen Kreis 
der Museumsbeamten beschränkt, die ihren kunsthistorischen 
Wert nicht erkannten. Erst in den letzten Jahren bot sich die 
Möglichkeit photographischer Aufnahmen und ihrer Veröffent- 
lichung. (Oktay Aslanapa, M. Loehr und R. Ettinghauen in Ars 
Orientnlis, vol. i, 1954, mit 63 Abbildungen, und M. S. Ipsir 
Oglu mit S. Eyüboglu, Fatih Alhumuna bir bakis, mit türkischem 
und französischem Text und 133 Abbildungen. Istanbul, Uni- 
versitäts-Druckerei.) Mit diesen dokumentarischen Veröffent- 
lichungen dürfte die bisherige Monopolstellung der persischen 
 
 
Abb. 1: Tiere im Wildpark: Löwe und Stier sich umkreisend.
	        
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