alles führte notgedrungen zu den landläufigen
Klischeevorstellungen über den Jugendstil. Bei
allem Zurück zu den von der Natur vorgegebe-
nen Linien und Farmen, bei allen gutgemeinten
Versuchen, Literatur, darstellende Kunst, Ge-
brauchsgegenstände ieder Art, Architektur und
sogar Musik der breiten Masse zugänglich zu
machen, der Jugendstil war einfach zu schwach,
zu substanz- und fundamentlos, um sich als
eigene Stilrichtung über mehr als ein paar Jahre
zu etablieren.
Die wirklichen Künstler, die als Initiatoren den
neuen Stil in kürzester Zeit hochgetrieben hatten,
sahen diese Schwäche des Jugendstils in den
meisten Fällen sehr bald ein und lösten sich
mehr oder minder radikal von ihm. Die Künstler
aus dem zweiten Glied hingegen kochten noch
bis Kriegsbeginn ihre Suppe auf der allgemeinen
Stilverwirrung ab; und die lndustrie schöpfte
ihren Markt bis zum Grund rücksichtslos aus.
An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, daß
- außer Morris - auch etliche andere bedeutende
Jugendstilvertreter mit ihrem Sazialidealismus
nicht durchdrungen: der Grund waren immer die
enorm hohen Herstellungskosten und die Un-
fähigkeit, die eigenen Ideen der breiten Öffent-
lichkeit klarzumachen, sie ihr dienstbar zu ma-
chen und damit aus dem sozialen Mißstand her-
auszuhelfen. S0 scheiterten Charles R. Mackintosh
(1868-1928), Margaret MacDonald (1865-1933),
Frances MacDanald (1874-1921) und Herbert
MacNair in Glasgow (sie bildeten eine Künstler-
gruppe, die die „totale Kunst" zu verwirklichen
suchte, das Grundprinzip des „Modern Style").
Auch die „Ecole de Nancy" und Emile Galle
(1846-1904) kannte nicht verhindern, daß gna-
denlose lndustrialisierung und Kommerzialisie-
rung ihre ldeen verwässerten und schließlich in
den billigen Kitsch zagen. Aber auch die Grün-
der der Wiener Secession und besonders die von
Josef Hoffmann und Kola Moser 1903 gegrün-
deten Wiener Werkstätten wurden durch die ex-
klusiven Preise in die Hände einiger sehr Reicher
getrieben und konnten so zwar elitär ge-
schmacksbildend einwirken; aber die ursprüngli-
che Idee, nämlich eine Kunst - für iedermann er-
schwinglich - zu produzieren, blieb unverwirklicht.
Das trifft auch auf Henry van de Velde (1863
bis 1957) zu. Trotz all seiner Forderungen, die
Kunst zu „entrümpeln", Mobiliar und Gebäude
funktionell zu konzipieren, weitgehend auf De-
kar zu verzichten, konnte er sich in Belgien und
Deutschland mit seinen fortschrittlichen Ansich-
ten nicht wirklich durchsetzen. Allerdings ist die
Bedeutung unverkennbar, die er z. B. auf Werk-
bund, die Weimarer Kunstgewerbeschule und
das Bauhaus ausübte.
Der Extremste der „Puristen", der Wiener Adolf
Loos (1870-1933), kämpfte - damals von allen
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56
14 ('36? Behrens, lnnentitel zu: Der bunte Vogel.
15 Melchior Lechter, Vorzeichnung zum Titelbild zu:
Die Lieder von Traum und Tod. aus: „Teppich
des Lebens" von Stefan George. 1899
16 Josef Hoffmann, Gedichtumrahmung. Aus „Ver
Sacrum"
Anmerkungen 14, 15
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17 lwan J. Bilibin, Illustration zu einem Märchen
von Puschkin. 1905
18 Carl Czeschko, Doppelseite aus: Die Nibelun-
gen. 1909
19 Arthur J. Gaskin, Illustration zu: Edmund Spen-
ser, The Shepheardes Calender, 1896
" 113m. HamannlHermand, Stilkunst, a. a. 0., s. sw.
ßzn. nach H. Hofstätter, Geschichte, a. a. 0., s. m
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