Varia
E1
Bundesministerium für Wissenschaft
und Forschung
Besucherstatistik der staatlichen
Museen und Kunstsammlungen
1981
Das Bundesministerium für Wissenschaft
und Forschung gibt bekannt, daB in den ihm
unterstehenden staatlichen Museen und
Kunstsammlungen in den Monaten
März 125.286
April 200.694
Mai 198.243
Besucher gezählt wurden.
New York - The Corning Museum oi Glass
Vier Jahre Vorbereitung wendete man für das nCzechoslo-
vaklan Glass, 1350-1980-1 auf. Die führende Rolle dieses
Glaslandes im Herzen Europas mit seinen Zentren in Böh-
men, Mähren und Schlesien dokumentiert sich in über 600
Jahren präsentierter Glaskunst an 154 Objekten. Diese
Schau ist eine einzige historische Evolution von beste-
chender Große. Cornings neu entworfenes junges Mu-
seum - kaum ein Jahr alt - ist idealer Rahmen einer sol-
chen umfassenden Exhibition, umgeben von insgesamt
3500 Jahren Glaskunst in 20.000 Objekten aus aller Welt.
Der größten Kollektion mit Literatur zum Medium. Sie er-
fährt hier auch erst richtige Einschätzung und Wertung.
Ganz seltene Rarissima: ein Becher aus dem Jahre 1360,
der in einem zugemauerien Fenster überdauerte. Eines
der frühesten gravierten Gläser, 1602 oder 1606, vom Pra-
ger Hofgraveur Caspar Lehmann.
Rückblickend auf die Geschichte des Glases in Mitteleu-
ropa, ist diese von der Romanik an an die Person Kaiser
Karls lV. geknüpft. Als König von Böhmen und Hi. Rdml-
scher Kaiser lm 14. Jahrhundert hat dieser gewlegte Poli-
tiker und Förderer aller Künste 1348 die neue City von
Prag mit ihren Schlössern, Palästen und Klöstern begrün-
det. Am Anfang dieser ungeheuren Entwicklung aller
Glaskünste stehen die Glasfenster. Einige davon aus der
Mitte des 14. Jahrhunderts bereichern die Schau. Auch
die weitere Historie spiegelt sich trefflich in den Zeugnis-
sen und Daten dergläsernen Objekte. So imitierte man im
15. Jahrhundert seltene Steine und Halbedelsteine und
Mosaike. Der Hang zum Luxuriösen in der Renaissance
richtete sich nach venezianischen Vorbildern oder auch
am deutschen Kobaitblaugias aus. Neue Faktoreien ent-
standen, und im späten 16. Jahrhundert setzte Kaiser Ru-
dolf ll., der Habsburger, ganz starke Impulse. An seinem
Hof wirkten ganz bedeutende Glaskünstler, zu seiner Zeit
entstand das erste gravierte böhmische Glas, das bald
Weitgeltung erlangen sollte, den Ruhm der böhmischen
Glaskünstler überhaupt begründete und in alle Welt
brachte. in die Wirren des 3üjährigen Krieges hinein die
Entwicklung einer neuen Formel von krlstallähnllchem
Glas. Ein Verfall des Exportes setzte mit den Napoleoni-
schen Kriegen ein. im Biedermeier setzte man infolge
englischer und französischer Einflüsse neue Akzente.
Brillantere Farben sowie sorgsamere Formungen mit rei-
cher floraler Ornamentation belebten die Glaskunst.
1855 waren bereits 83 Glasproduktionsstätten in Böhmen
innerhalb des österreichischen Kaiserreiches aktiv, und
110.000 Beschäftigte festigten neuerlich das Fundamen-
tale der böhmischen Glaskunst. Zu 1900 und zur Gegen-
wart hin erfolgte eine besondere Qualltätsstelgerung in
der dekorativen Art Nouveau. Titfany und Galle als wert-
volle Anreger beflügeln. Um 1920 war der künstlerische
Einfluß Wiens unverkennbar und ziemlich bekannt. Und
um diese Zeit auch erlangte die Tschechoslowakei nach
dem 1. Weltkrieg ihre Unabhängigkeit und setzte von An-
fang an als junger Staat auf die Glaskunst als Symbol ai-
ler staatlichen und kulturellen Ambitionen. Bewußt wurde
dieses uralte Reputationsgut mit Vorrang und echter Be-
deutung ausgestattet, als Bindeglied aus der Tradition
heraus benutzt, den Ansohluß an die gegenwärtige Glas-
szene herbeizuführen. Wie international bekannt, erwei-
sen sich auch in der Tschechoslowakei während der letz-
ten 20 Jahre völlig neue Perspektiven, dem Trend folgend,
sich den Bereichen der bildenden Kunst sowohl ideell als
auch formal anzunahern. Amerika hat nun im Corning Ge-
legenheit - noch bis 1. November 1981 -, das wohl
reichste Kapitel der Glaskunst in einer illustren Schau zu
verfolgen und richtig einzuschätzen. Die Veranstaltung
ist einzig ln Amerika und wird nirgendwo mehr gezeigt
werden.
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München - Bayerisches Nationalmuseum
Allerorten die gleiche Situation, die gleichen Bestrebun-
gen, seine nationalen kostbaren Kunstwerke innerhalb
seiner Landesgrenzen zu halten. Was dem Bemühen des
Bundes und einzelner Länder um eine hochwichtige Er-
werbung nicht gelang, vermochte das Bayerische Natio-
nalmuseum im Alleingang mit dem Erwerb des Augsbur-
ger Tafelservices. Um 5,700.000 DM lag der Erwerb über
den vorerst 6,500.000 DM, mit denen es zum Kauf angebo-
ten war. Zur Geschichte des Objekts: Fürstbischof von
Hildesheim kaufte 1763-1766 diese glanzvolle Tafelde-
koration von dem Augsburger Goldschmied Bernhard
Heinrich Weyhe. Später, 1825, gelangte das Silber in den
Besitz des hannoverischen Königshauses, und über ein-
einhalb Jahrhunderte später, 1980, ersteigerte eine inter-
nationale Gruppe von Kunsthlndlern in der Schweiz das
äußerst wertvolle Objekt. Dann wurde es für den zweitge-
nannten Preis deutschen Museen angeboten. Nach lan-
gen Beratungen aller zuständigen Direktoren der staatli-
chen Museen sowie des bayerischen Staatsministeriums
für Unterricht und Kunst erwarb der Freistaat Bayern die-
ses großartige und im wahrsten Sinne des Wortes diese
glanzvolle Epoche deutscher Kunst versinnbildlichende
Denkmal bayerischen Rokokos von europäischem Rang.
Wie Dr. Klaus Maurice weiter mitteilt, wird dieses wertvol-
Köin - Museen der Stadt
Eine wichtige Ausstellung, uWestkunstii, steht noch bis
16. August 1981 als internationale Ausstellung zeitgenös-
sischer Kunst seit 1939 in den Flheinhallen im Kölner Mes-
segelände. Diese von den Museen der Stadt Köln veran-
staltete Ausstellung wird begleitet von einer Filmserie
des WDR. Die wWestkunst-i zeigt auf, wie sich die Avant-
gardekunst in Europa und Nordamerika entwickelt hat.
Dem politischen Geschehen zufolge mußten 1939 viele
Künstler aus den von Deutschland besetzten Gebieten
emigrieren. Wie etwa von Prag nach London, von Norwe-
gen nach England, von Paris nach Südfrankreich und New
York. Daher auch die besondere Signifikanz des Jahres
1939. in vier Kapitel geteilt, sind hier Kontinuität und Wi-
derspruch dreier Jahrzehnte zeitgenössischer Kunst do-
kumentiert. Der erste Teil bringt die Großen der Kunst des
20. Jahrhunderts im Schatten der Weltpolitik 1939-45:
Mondrian, Klee, Leger, Beckmann und Kandinsky; im
zweiten Teil Entstehung der neuen Kunst nach 1945 in
den Hauptmetropolen Paris mit Wols, Giacometti und Du-
buffet und in New York mit Pollock, de Kooning und Kline.
in diesem Zusammenhang ist die unter optimistischen
Vorzeichen vor sich gehende Entfaltung abstrakter Kunst
Mais Weltsprache dominant. Ein weiteres interessantes
drittes Kapitel behandelt den sog. wAusstieg aus dem
Bildu. Neue Kunstformen, die Ende der 50er Jahre auf-
kommen und um das Bildeine maßgebliche Rolle spielen,
Anfang der 60er Jahre von Stelia, Lichtenstein und War-
hol dirigiert. Objekte, Happenings, Environments, Aktio-
nismus sind die Träger dieser Entwlcklung. im vierten und
letzten Kapitel ist die Erweiterung des Kunstbegriffes in
den 60er Jahren Gegenstand. Die Ergebnisse einer der
Studentenrevolte vorausgehenden Bewußtseinswand-
lung werden aufgezeigt: radikale Selbstbeschränkung
einerseits und Maßloslgkeit im künstlerischen Anspruch
andererseits; aber auch die Verweigerung gegen den
Kunstkonsum und die Suche nach neuen Vermittlungsfor-
men charakterisieren Minimal Art und Konzeptkunst, Arte
Povera und Land Art. Ein Anhängsel an diese große wWelt-
kUllSlu seit 1939 ist mit 30 Beiträgen einejüngeren Künst-
lern gewidmete Schau. Dafür engagierten sich 16 Gale-
rien. um auch der heutigen aktuellen Szene innerhalb der
i-Westkunstu Möglichkeit zur Präsentation zu geben. in
Zeiten akuter politischer Wlrrnls wird durch diese Aus-
stellung die Freiheit und das "Freiseinw des westlichen
Künstlers, in krassem Gegensatz zu seinem im ideellen
Getto agierenden östlichen Kollegen stehend, in stärkster
Weise augenscheinlich. Eine sehenswerte Schau, die
man nicht versäumen soll.
le Kunstwerk aus 130 Teilen als Ensemble einzlgart
Tafelsilbers des Rokokos von nun ab ausgestellt wer
Kassel - Gesamthochschule
im Bereich der Universität des Landes Hessen, des F
berelches 24 I Produkt-Design, kündet die Projektgn
Textiikunst ein Forschungs- und künstlerisches Pft
über die Entwicklung und Perspektive der zeitgen-
schen Textilkunst an. Hiezu plant die erwähnte Prc
gruppe parallel zur "Documenta 7a 1982 ein Textilforu
Kassel. Vorwiegend experimentelle Kunstobjekte
freien Künstlern, die in Verbindung mit textllen Mal
iien geschaffen wurden, sollen vorgestellt werden
satzlich sind Workshops und Diavorträge geplant. li
sammenhang damit ein Aufruf an interessierte Kün:
Sie sollen sich meiden bei:
Projektgruppe Textilkunst, Fachbereich 24, GHK, Me
straße 13, BRD, 3500 Kassel.
Die Ausstellung i-Keramik aus Historismus und Jug
Stile der Staatlichen Kunstsammlung KasseilAbt. K:
handwerk und Plastik wurde bis zum 2. August verlan
Bei deren Versäumnis kann man diese interess
Schau der Jahrhundertwende hernach in Westfaler
Ernst-Osthaus-Museum in Hagen, aufsuchen.
Sog. i-Hlideshelmer Silber", Augsburg 1763 -1766. Tafeldekol
des Hlldeshelmer Fürstbischofs. Ankauf von dem Augst
Goldschmied Bernhard Heinrich Weyhe
Luzern - Kunstmuseum
Als Sommerausstellung begleitet sie die internatioi
Musikfestwochen: "G000 Jahre Glaskunst-i. Objekt:
der Antike bis zum Jugendstil. Dank dem Entgegen
men vieler schweizerischer und internationaler P
sammlungen eine einmalige Auswahl von über 100i
jekten, die im europäischen Rahmen von ganz groß:
deutung ist, da noch nie eine Glasaussteilung alle
chen der Glaskunst so reichhaltig dokumentierte. F
sie Objekte - weit über den Rahmen hinaus - su
sche Kristalle, mehr als 5000 Jahre alt. Erster Scl
punkt Ägypten, aus der Periode des Neuen Reiches -
ka 1400 vor Christus - eine größere Anzahl von GI.
sten und Hohlgiasern. Sie bilden den wohl faszinie
sten Auftakt dieser dargebotenen Entwicklung der
künste. Dann gleich das römische Glas, mit auß
wohnlich schönen Selektionen von Milleiiori-Gläserl
vom emailbemalten Vogel-Becher bis zu dem berüh
Schlangeniaden-Glas aus Köln reicht. Sassanidlschr
islamische Gläser, Vorläufer des europäischen GI.
Wichtige venezianische Gläser des 13. bis 17. Jah
derts sind weitere Glanzpunkte. Das Fteliquiengla:
Meiringen des Berner Historischen Museums steh
Beginn der wichtigen Formgläser vorn Mittelalter bis
17. Jahrhundert. Eine Gruppe Gläser vom 16. bis 1i
mit Email- und Schriftglasern sowie die absoluten
zengläser des Barock aus niederländischen und
schen Glaszentren vervollständigen. Mit dem Empln
Biedermeier, dem Jugendstilglas ist die faszinie!
Reihe abgeschlossen, da in dieser Epoche der Uml
zur modernen Glaskunst zu einer völlig neuen Akzel
rung und einer dominierenden künstlerischen Fun
gelangte.
Spezialisten und Glassammler werden in dieser noc
13. September 1981 dauernden Schau ein reiches Fei
von ihnen begehrten Objekte vorfinden und deren as
scher Gesamtrelz wird ein überaus interessiertes I
kum voll beeindrucken. Ein umfangreicher Katalog
über 300 Seiten unter Mitarbeit aller hervorragenden
fachleute, wie B. KlesselKöln, A. von SaldernIHam
F.A. DreieriBerlin, MüllerlBasel, B. RütlIE
E. KindlerlBasel unter der Gesamtredakticn von M. l
Luzern, ist des Mitnehmens mehr als wert. l. l1t