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Ikonographie der übrigen, besonders auch der
Reliefszenen, blieb ungeklärt. Diese Szenen,
deren inhaltliche Beziehung zum Hauptthema
selbstverständlich vorauszusetzen war, ver-
anlaßten dazu, graphische Darstellungen der
Allegorien zu vergleichen.
Ein sehr einfacher Sachverhalt ergab sich.
Matthias Bernhard Braun hat als Vorlage die
Stiche der Tugenden- und Lasterallegorien
des bekannten Augsburger Kupferstechers
Martin Engelbrecht benutzt. Sicher waren sie
ihm von Sporck zu diesem Zweck gegeben
worden. Der Titel der Stichserie lautet:
„XII. Außerlesene Tugenden. In Anmuthigen
Bildern f Deren Heylsame Übung durch
Biblische Kernsprüche und Lob-würdige
Exempel wie auch Sinnreiche Devisen
anrecommandirt wird . . . Wie auch XII. Ab-
scheuliche Laster in Abschröckenden Bildern l
Welche Durch beigefügte Biblische Sprüch
scharif verbotten Zu iiöthiger Warnung
und Freud-erweckenden Entsetzen Wohl-
meynend vorgestellt 5 und verlegt von Johann
Andreas PfeHel. In Kupfer gestochen durch
Martin Engelbrecht zu Augspurg." Die Aus-
gabe trägt kein Datum. Friedrich Schott gibt
in seinem Katalog der Stiche Engelbrechts an
„Vermutlich 1710-15", ein Datum, dem
zuzustimmen ist5. Die Blätter sind in jeder
Folge getrennt von 1 bis 12 numeriert. Außer
den drei theologischen, den vier Kardinal-
tugenden und den sieben I-Iauptsünden sind
je fünf weitere Tugenden und Laster dar-
gestellt. Die Allegorien sind nicht korrespon-
dierend zueinander angeordnet, obwohl zehn
Tugenden auch zehn Laster entsprechen; den
Tugenden Gottesfurcht und Liebe und den
Lastern HoiTart und Ehrgeiz fehlen die
inhaltlich genauen Gegenstücke.
Ein bekanntes mehrgliedriges System der
ikonologischen Komposition liegt dem Auf-
bau der szenischen Darstellungen zugrunde.
Den Personitikationen, großen, fast die ge-
samte Bildhohe füllenden, meist stehenden,
seltener sitzenden weiblichen Figuren, sind
Fmblembild und -spruch, ein Bibelzitat und
eine Erläuterung in Versen beigefügt, den
„Tugenden" zusätzlich im Hintergrund ein
Fatto historico sacro als biblisches Beispiel der
Folgen eines tugendsamen Handelns und den
,.Lastern" der Unzucht und der Leicht-
sinnigen Sicherheit ie ein Fatto profano.
Das Besondere der Allegorien Engelbrechts
ist die unvergleichliche Vielfalt an Attributen
und der ständig, von Figur zu Figur je nach
ihrem Bedeutungsgehalt, wechselnde Aus-
druck in Physiognomie und (iebärde. Dieser
Reichtum in der bildlichen Ausschöpfung des
ldeengehaltes lohnt eine eingehendere Linter-
suchung, da sie zur Kenntnis der Barock-
Eine wichtige Quelle ist die „lconologia" von
Cesare Ripa. Für die vier Allegorien der
Klugheit, der Keuschheit, des Fleißes und der
Lügen entlehnt Engelbrecht bei ihm den
ikonographischen Grundtypus; „Hoffnungf
„WahrheiW und „Verzweiflungti halten sich
zum Teil an seine ikonologischen Angaben.
Die andere wichtige Quelle ist die Stichfolge
Callots, dessen Allegorien des Geizes, des
Neides und der Hoffart für die ikon0gra-
phische Komposition Engelbrechts maßgebend
waren. Für Merkmale und Attribute der
Allegorien Engelbrechts, die nicht diesen
beiden Werken entnommen sind, wird hier,
soweit wie möglich, auf ihr Vorkommen in
älteren oder, wenn sie dort nicht nachzu-
weisen sind, auch in jüngeren Darstellungen
und Beschreibungen hingewiesen, damit soll
nicht gesagt sein, lingelbrecht habe gerade
die genannten älteren wirklich als Quelle
benutzt.
Die Stiche dienten den Figuren Brauns als
Vorbilder, mit zwei Ausnahmen, den Personi-
tikationen der Gottesfurcht und der Liebe.
Die „(iottesfurcht" zeigt eine Frau vor einem
Altar mit dem Kruzifixus und den Gesetzes-
tafeln. Der „(}liiube" Brauns hat die tradi-
tionelle (Sestalt einer Frau mit einem Kreuz,
dazu eine Tiara zu ihren FüRen. Die Allegorie
es:
. Engrlbrecht. Die Keuschheit
. B. Braun. Die Keuschheit