DIE SAMMLUNG
VON METALLARBEITEN
C IE Sammlung von Metallarbeiten hat in ihrer Entwicklung mit jener
^ der Textilien, der Ornamentftiche fowie der keramilchen nicht
B gleichen Schritt halten können. Fünfmal wurden ihr Kollektionen ein-
verleibt, die einen ausbaufähigen Grundftock bedeuten konnten:
W 1867 von Caftellani in Rom eine Kollektion griechitcher, römifcher und
etruskifcher Bronzen, und im felben Jahre zwanzig Prunktchlölfer aus
dem Nachlaß des Hoffchlolfers Nowack; 1869 die Bronzenfammlung Sourdeau, vor
wiegend Renaiffanceplaketten; 1881 die Perlenkronen mit den koftbaren Renaiflance-
fchmuckltücken aus der Kirche des ehemaligen Damenltiftes zu Hall in Tirol, und 1907
orientalilche und oftafiatilche Metallarbeiten aus dem k. k. Ölterreichifchen Handels-
mufeum. Bei den knappen Mitteln des Inftituts, dem hohen Kaufpreis und der relativen
Seltenheit guter Objekte im Handel war es überaus tchwierig, Goldfchmiedearbeiten
zu fammeln. Die private Sammeltätigkeit hatte fchon in der Mitte des Jahrhunderts
den Preis alter Goldfchmiedearbeiten hochgezogen. Durch die Silbereinlieferungs
patente vom Anfang des 19. Jahrhunderts war der Beltand an heimifchem Gold-
und Silbergut tief reduziert und die ölterreichifchen Objekte zu außerordentlichen
Raritäten gemacht worden. So hatte das Öfterreichifche Mufeum hier mit doppelten
Schwierigkeiten zu kämpfen. Diefe vor Augen, hat das Inftitut anfangs mehr Wert
auf die Erwerbung von Abgüffen und galvanoplaftifchen Kopien berühmter Werke
gelegt. So beginnt denn das Spezialinventar »Goldfchmiedekunlt, Gefäße und Geräte«
mit der Kopie des Landfchadenbund-Pokals. Die Galvanos wurden in der Folge
rafch vermehrt.
Als erlies Original fand (ich im Jahre 1864 ein unvollftändiger Pokal aus der Mitte
des 16. Jahrhunderts ein, von vergoldetem Silber, ohne Deckel, am Lippenrand mit einem
Nürnberger Befchau- und Meilterzeichen (Petjold), am Fuße mit Augsburger Befchau-
und Meillerzeichen (Chriftoph Lenker). Nur langfam kamen weitere Arbeiten: 1866
ein fpätgotifcher Kelch; zwei Jahre hernach eine kleine Augsburger Schülfel aus dem
Anfang des 18. Jahrhunderts, der (ich fpäter verwandte Stücke zugefellt haben, im
felben Jahre ein Augsburger Humpen des 17. Jahrhunderts mit wuchtig getriebenen
Ornamenten, 1872 ein füddeutfcher Pokal in Pinienzapfenform. Ferner im felben Jahr
zehnt zwei fpätgotifche Kelche, ein Vortragskreuz von vergoldetem Kupfer, nach der
Infchrift eine Arbeit von Joa. de Civitella aus Spoleto, 1485; die Kollektion von
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