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dieselbe nicht nur beim höheren, sondern auch beim elementaren Unterricht zn Gunsten einer
todten oder fremden Sprache bei Seite geschoben und damit das Band zerrissen, welches
die dereinstige Intelligenz mit dem Volke verbinden und sie insbesondere zu Trägern der
Literatur befähigen sollte. Ans diese Weise bewegte man sich in fortwährenden Gegensätzen
und würdigte sozusagen die eigenen Schöpfungen nicht, wenn man es grundsätzlich nicht
znließ, daß die Sprache, in der man selbst schriftstellerisch wirkte, zu höherer Geltung
gelange und ihre Thätigkeitssphäre erweitere.
An dem gleichen Übel, wozu sich indeß noch andere gesellten, krankte aber auch das
Lehrsystem ihrer Nachfolger, der Jesuiten, und wir schreiben es diesem Umstande in erster
Linie zu, daß das ganze XVII. und mit Ausnahme der letzten zwei Decennien auch das
XVIII. Jahrhundert qualitativ wie quantitativ so arm sind an literarischer Production.
Zn allem Ungemach standen Adel und Bürgerthum, die vordem als große Förderer der
Literatur sich erwiesen, derselben nun auf einmal mit verschränkten Armen gegenüber,
kmz, die Verhältnisse schlugen möglichst zn ihren Ungnnsten um und machen ihre rapide
xeeadenz leicht erklärlich. Den literarisch und Pädagogisch thätigen, wie den meisten anderen
Mitgliedern des Jesuitenordens ist es um die Pflege der einheimischen Literatur ganz und
gar nicht zu thun und findet diese auch bei den aus der Jesuitenschule hervorgegangenen
Autoren in der Regel keine, in Äusnahmefällen eine höchst untergeordnete Beachtung und
geringe active Förderung. Beweis dessen ist nicht am wenigsten die 1693 begründete
Akademie der Operosen (^cackemia Oparosorum UadaLsnsirnn), die alles Andere, nur
nicht das Nächstliegende in ihrem Programm hatte und schon damit den Keim der
Zersetzung in sich trug. Von dem Boden des eigenen Volksthums völlig losgelöst, konnte
sie auf eine irgend allgemeinere Sympathie und Unterstützung nicht rechnen und nahm
denn auch bald ein wenig rühmliches Ende. Den argen Mißgriff sahen die Nachfolger ein,
und als infolge der Reformen der Kaiserin Maria Theresia und des Kaisers Josef II. das
geistige Leben auch unter den Slovenen reger zu werden begann und man die genannte
Akademie wieder ins Leben ries, aber sie zugleich auf die natürliche, auf eine nationale
Basis stellte, wurden ihre Erwecker unter Einem die thätigsten Förderer der slovenischen
Literatur. Was bis zu diesem Zeitpunkt seit der Gegenreformation geleistet ward, ist der
Mehrzahl nach, obgleich an fünfzig Schriftsteller sich an dieser Arbeit betheiligten, von
ziemlich untergeordneter Bedeutung: viele Namen, aber ein Dalmatin ist nicht darunter.
An die Leistungen der Reformation kehrte man sich nicht oder hatte keine Ahnung davon,
so daß z. B. infolge des herostratischen Verfahrens mit seetirerischen Büchern selbst ein so
unverfängliches und dabei unentbehrliches Werk wie Bohoric' .Xi-Ltieriolioirilae" Schrift
stellern lange hindurch unbekannt blieb und für sie geradezu erst entdeckt werden mußte.
Die Leistungen selbst treten ans den, Rahmen religiöser, paränetischer und erbauender