MAK

Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Bosnien und Hercegovina

218 
beziehungsweise byzantinische Einfluß wirkte nur mittelbar ans sie ein. Diesen Einfluß 
können wir bei Betrachtung der Entwicklungsgeschichte Bosniens nicht in Zweifel 
ziehen; lag doch Ragusa nahe bei Chulm, der späteren Hercegovina, Spalato nahe 
dem südwestlichen Bosnien und in beiden hatte sich das altrömische Municipalwesen 
unter geänderten Verhältnissen, jedoch in continuirlicher Weise erhalten. Während sich 
aber bei den Croaten und Serben durch das tiefe Eindringen des Christenthums das 
ganze Volksleben, wenn auch von zahlreichen Überresten des Heidenthums durchsetzt, 
umwandelte, erhielt sich in Bosnien bis zum Dnrchgreifen des Islam, der vom XV. bis 
zum XIX. Jahrhunderte bei den Bosnjaken dieselbe Rolle spielte, wie bei den Croaten 
und Serben der christliche Glaube, der alte bosnische Stammesgeist viel frischer und 
urwüchsiger. Und hierin sehen wir die soeiale Bedeutung des bogumilischen Glaubens, 
der zwar die uniforme Entwicklung, die Einwirkung der mittelalterlichen Cultur verhinderte, 
aber anderseits die endemischen Formen aufrecht erhielt. 
Ihren Nachbarn gegenüber bildete die bosnischeSocietüt einenbesonderenterritorialen 
Staat, dessen Einwohner Bosnjanin, Bosnenses genannt wurden. An der Spitze 
standen die Oberhäupter, Boljaren, Optimates, welche insgesammt den Adel bilden 
und ihrer staatsrechtlichen Stellung nach in vielen Beziehungen dieselbe Rolle spielen wie 
in Ungarn die nokilos raKni, die sich schon im XIV. und XV. Jahrhundert als Mitglieder, 
Theilinhaber — wir möchten sagen Actieninhaber — der Staatsgewalt fühlten. Alle 
Acte von internationaler Wichtigkeit, wie auch die wichtigsten inneren Angelegenheiten 
konnte und durfte der Ban, und später der König nicht ohne den Rath, das heißt ohne die 
Einwilligung seiner Bojaren vollziehen. Unzweifelhaft entstand der bosnische Adel, wie 
in der primären politischen Entwicklung überall, aus den Stammes- und Familienhäuptern, 
welche eine gewisse Rolle spielten und diese dann theils als Titel, theils in Form von 
ererbten Privilegien zu einer überragenden Stellung steigerten. Diese überragende Stellung 
behauptete der bosnische Adel im Laufe der ganzen bosnischen Geschichte. Bosnien und die 
Hercegovina verblieben sogar während der türkischen Occnpation ein aristokratisches Land im 
Sinne der alten Verfassung, während der serbische Adel theils ausgerottet, theils zu Osmanlis 
gemacht wurde, theils sich in den benachbarten Gebieten zerstreute. Das Land war in Zupen, 
in denjenigen Theilen aber, die früher unmittelbar zu Ungarn gehörten, in Comitate und 
einzelne Districte getheilt. Die Zupen oder Gaue bildeten die administrativen und gericht 
lichen Bezirke, die einen Banalbeamten, den Vlaclnlaa zum Vorstande hatten. Die Edelleute 
waren aber nur dem Ban, beziehungsweise dem Könige unterthan und hatten die einzige 
Verpflichtung, ihm im Kriegsfälle beizustehen. Die Bezeichnung „Boljar" wechselt mit dem 
serbischen Vlnsleliii und oft auch mit der Bezeichnung UUnaonik, welche in Bosnien im 
Mittelalter nicht nur den Stammesangehörigen, sondern auch den Nobilis bedeutet; und
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.