DIE ÖSTERREICHISCHE
SPITZENHAUSINDUSTRIE
UND DIE AKTION ZU IHRER
HEBUNG.
Es wäre nicht nur zu weitläufig, es läge auch
außerhalb des Rahmens dieses Berichtes, der be
schichte der heimischen Spitzenerzeugung nachgehen
und schildern zu wollen, wie, wohl unter flandrischem
Einflüsse, die Spitzenarbeit im XVI. und XVII. Jahr
hundert im Erzgebirge zur Blüte kam; wie an seinem
böhmischen Abhang das Städtchen Graslitz der erste
Ansitz eines freilich nur in Gefolgschaft sächsischer
Kaufleute tätigen inländischen Spitzenhandels ward;
wie neben den „Dresdner“ allmählich die „Neudeker
Spitzen zu Weltruf gelangten; die Spitzenindustrie
durch Hofdekret Maria Theresias als freies Gewerbe
erklärt ward, in Prag in der zweiten Hälfte des Avlll.
Jahrhunderts mit staatlicher Unterstützung eine
Spitzenschule von allerdings geringer Lebensfähigkeit
errichtet wurde; wie dann der Siebenjährige Krieg ins
Land zog, Gewerbefleiß und Handel brachlegend; wie
die Josefinischen Reformen der Notlage der Spitzen
arbeiterschaft zu begegnen suchten; wie neben der
Klöppelarbeit die belgische Nadeltechnik im Gebirge
durch eine Brüßler Lehrerin eingeführt ward, die
angeblich in einem Faß über die Grenze geschmuggelt
werden mußte; wie dann der brotraubende Wett-
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