Spiritusfabrikation. 263
Spiritus; vom landwirtschaftlichen Standpunkte bietet jedoch das
Verfahren, die Melasse zu verbrennen, weil dasselbe der Wirthschaft
die in der Melasse enthaltenen Kalisalze und Stickstoffverbindungen,
welche früher beim Verkaufe der Melasse ausgeführt wurden, als werth
volles Düngmaterial erhält, so viel Vortheile, dass alljährlich neben
den Zuckerfabriken zahlreiche Melassebrennereien neu entstehen.
Das Verfahren der Verarbeitung von Melasse zu Spiritus ist ein
sehr einfaches. Man hat nur nöthig, die Alkalinität der Melasse (Kali
und Kalk), welche von dem Scheidungsprocess der Zuckerfabrikation
herrührt, durch Zusatz von Schwefelsäure zu neutralisiren und dabei
sowohl das Bleiben der alkalischen Reaction, wie auch einen grösseren
Ueberschuss von Schwefelsäure oder Salzsäure, welche beide schädlich
sind, zu vermeiden, um die Melasse sofort durch Zusatz von Hefe (fast
ausschliesslich wird hierzu Hefe aus Roggenschrot oder Darrmalz ver
wendet) in Gährung zu versetzen.
Die Melassemaisehen werden ebenso wie die Kartoffelmaischen
mit einem Saccharometergehalt von 18 bis 20° angestellt, meistens aber
bei einer höheren Temperatur 20 bis 25° C. Dieselben vergähren als
dann in derselben Zeit wie die Kartoffelmaischen und gestatten eine
vorzügliche Ausnutzung des Gährraumes, da dieselben fast gar keines
Steigraumes bedürfen.
Als Futtermittel ist reine Melasseschlämpe gar nicht zu verwerthen
(wegen ihres hohen Salzgehaltes), dagegen wird sie im Gemenge mit
Kartoffelschlämpe häufig verfüttert.
Woher die Eigenschaft mancher Melassen rührt, zur Gährung ab
solut untauglich zu sein oder auch schwerer zu vergähren wie andere,
ist bis jetzt nicht genügend aufgeklärt, von mancher Seite wird dieses
Verhalten einem Gehalt an Schwefelverbindungen zugeschrieben.
In Melassebrennereien, welche einen fabrikmässigen Betrieb haben,
wird auch jetzt noch, trotz der in Folge des Aufblühens der Stassfurter
Kaliindustrie niedrigen Kalipreise, aus der Melasseschlämpe Schlämpe-
kohle zur Gewinnung von kohlensaurem Kalium dargestellt.
5. Spiritusgewinnung aus sonstigen Materialien.
Ausser den im Vorstehenden besprochenen Materialien finden an
dere Materialien nur in zurücktretender Menge Anwendung für die
Spiritusfabrikation. Der Vollständigkeit halber mögen jedoch folgende
Angaben hier aufgeführt werden:
Topinamburs (Helianthus tuberosus) sind bereits vielfach zur
Spiritusfabrikation empfohlen, da dieselben neben 1*5 bis 2‘5 p. C. Inulin
14 bis 15 p. C. Traubenzucker enthalten. Die Resultate der Versuche