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Volltext: Katalog einer Special-Ausstellung der Schabkunst

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Töne in den Blumenbildern eines van Huysum, der 
Humor Jan Steen’s, die Derbheit der Volksscenen 
und Marktbilder, die Stimmung waldiger Landschaft — 
Alles leisteten die englischen Mezzotinto-Graveure dieser 
Zeit. Wenn sie in etwas kalt, leer und langweilig 
erscheinen, so sind das die mythologischen und allegori 
schen Bilder ihrer Zeitgenossen, eines Zoffany oder 
einer Angelica Kaufmann, deren Bildern sie nicht 
Leben und Interesse einzuflößen vermochten. Sie 
konnten den Bildern nicht geben, was dieselben nicht 
besaßen. 
Die Schabkunst war in England so eng mit der 
Malerei verknüpft, dass sie mit dem Sinken derselben 
selber sinken musste, um in kurzer Zeit so gut wie 
zu verschwinden. Mit dem Anfang des 19. Jahr 
hunderts wurde die Gesellschaft prüde und geziert, 
die Kunst aflectirt, gesucht, fast bis zum Unnatür 
lichen. Der Geschmack wurde gänzlich ein anderer, und 
dieser andere Geschmack brachte auch die Schabkunst 
zu Fall. An die Stelle dieser freien, wirkungsvollen, 
flotten Manier trat der mühsame Stahlstich, welcher 
dem überfeinen und übervornehm thuenden Geschlechte 
besser behagte. Fein und geziert waren nun die in 
den Keepsakes veröffentlichten Schönheiten der englischen 
Gesellschaft, aber sie hatten in ihrer Prüderie auch 
an Natürlichkeit eingebüßt, wie andererseits die männ 
lichen Portraits an Kraft und Charakteristik verloren. 
Bevor aber dieser Umschwung eintrat, hatte die 
englische Schabkunst noch so auf den Continent ein 
gewirkt, dass sie dort fast die gleichen, vollkommenen 
Arbeiten hervorrief, jedenfalls auf eine Höhe hob, 
welche die deutsche Schabkunst bis dahin nicht gesehen 
hatte. Insbesondere geschah dies in Wien, wo gegen
	        
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