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Auch sonst ist in Bezug auf die Kunstgewerbeschule aus diesen
letzten Jahren Gutes zu berichten. Wir meinen damit nicht die alle zwei Jahre
stattfindenden Ausstellungen der Schülerarbeiten, deren Kritik wir Anderen über
lassen müssen, sondern insbesondere die Fürsorge, welche der Schule (sowie dem
Museum überhaupt) vom Minister v. Gautsch und von Seite des Referenten
Ministerialrath Grafen Vincenz Baillet-Latour zutheil geworden ist. Es war von
ausserordentlichem Werth, dass, entgegen dem bisherigen Brauche, der Referent
im Ministerium selbst in den Aufsichtsrath der Schule eintrat und so in persön
lichem Verkehr sich von allen Wünschen und Bedürfnissen der Schüler und der
Lehrer unterrichten konnte. Es ist daraus die Erfüllung manches Wunsches her-
vorgegangen, vor Allem aber wurde dadurch eine einschneidende Veränderung
der Statuten der Schule ermöglicht. Es waren im Laufe der Jahre mehrfach neue
Zweige und Ateliers der Schule angegliedert' worden, ohne mit derselben
systematisch verbunden zu werden; es waren Erfahrungen mehrfacher Art gemacht
worden, welche den Wunsch, ja die Nothwendigkeit von bedeutsamen Aenderungen
hervortreten Hessen. Diese Dinge kamen zur Sprache, als die Schule einer gründ
lichen Inspection durch die Curatoren und Mitglieder des Aufsichtsrathes, Re
gierungsrath v. Engerth, Professor Zumbusch und Oberbaurath Köchlin, unterzogen
wurde. In Folge ihrer Berichte wurde der Aufsichtsrath mit einer Revision und
Vorschlägen zu neuen Statuten vom Ministerium beauftragt. Alle Vorschläge, welche
infolge eingehender Berathungen vom Aufsichtsrathe an das Ministerium gelangten,
wurden von diesem vollinhaltlich angenommen. Die Statuten wurden danach
umgearbeitet, in der neuen Form Seiner Majestät dem Kaiser vorgelegt und von
demselben bestätigt. Dieses Jahr 1889 dient zum Uebergange, so dass mit dem
neuen Schuljahr im Herbst alle Aenderungen durchgeführt sein werden. Wir
wollen die wesentlichsten Punkte in Kürze angeben.
Die erste und wesentlichste Veränderung betrifft die bis dahin sogenannte
Vorbereitungsschule, deren Aufgabe erweitert worden ist, indem es ihr ermöglicht
wird, durch Vermehrung der Zeit und der Lehrgegenstände einen grossen Theil
ihrer Schüler soweit zu bilden, dass sie unmittelbar von ihr aus in die Praxis
übergehen können. Dadurch geschieht schon eine Sichtung des Schülermaterials,
indem nunmehr die besten Talente zur höheren Ausbildung den Fachschulen übrig
bleiben. Das entspricht zugleich der neuen Tendenz, weniger Schüler zu haben
(wie es das wirkliche Bedürfniss des Landes verlangt), diese aber umso sorg-