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Staatsverwaltung allmählich umgestaltet hatte, begann seinen
Einfluß auf die Kunst sogar direkt auszuiiben. Sein Haupt
vertreter w^ar Fürst Kaunitz, der maßgebende Ratgeber
Maria Iheresias. Seine Idee w'ar, die Kunst zu fördern als
eines der Mittel, um den Wohlstand und die Bedeutung des
Staates zu heben. Da er von h'rankreich beeinflußt, mit der.
österreichischen Barockkunst gänzlich uneinverstanden war,|
sandte er junge Künstler als Stipendiaten nach Paris, Rom'j
und London, wodurch die Entwicklung der klassizistischen |
Periode in Wien sehr rasch vor sich ging mit Füger als dem '
bedeutendsten Künstler, der zwar nur Wahlwdencr war, aber
doch, wie dies häufig der Fall ist, als Mensch und als
Künstler vollkommen üsterreicher wurde. Mit seiner Zeit be
gann die Entwicklung des XIX. Jahrhundcrts. 'SilS fölgte im
wesentlichen dem Naturalismus, auch dort, w’O eine andere
Entwdeklung verständlich gewesen wäre, wie in der Gegen
strömung des Klassizismus, dem Nazarenertum, das den An
fang in Wien hatte, aber sich an der Akademie nicht be
haupten konnte und nach Rom übersiedelte. Scheffer von
Leonhardshoff, Kupelwieser und Führich sind von ihnen die
bedeutendsten Vertreter bei uns. Letzterer starb erst 1876
und hatte bis dahin Anerkennung. Noch wichtiger jedoch
ist die ßiedermeierkunst. Die Napoleonisclien 'Krlege’'irätich
*OsTerreicE. s'o"'?^w"er"g*^hädigt, daß Architektur und Plastik
stark in den Hintergrund traten. Die Kunst mußte sich mit
dem begnügen, was im Rahmen eines gut bürgerlichen Haus
haltes zu brauchen war: das schlicht aufgefaßte Porträt, die
Landschaft, das Genrebild, wmren ähnlich wie während der
ersten bürgerlichen Kunstepoche Hollands die hauptsäch
lichsten Kunstgattungen der Malerei. War der große Wurf
des vergangenen Jahrhunderts verschwunden, so wmr doch
etwas sehr Kostbares neu gewonnen: ein intimes Verhältnis
zur Natur auch in ihren kleinsten Ausschnitten, das aber
nichts Grüblerisches, sondern etwas freudig Bejahendes in
sich hatte. Die Blütezeit dieser bürgerlichen naturalistischen
Kunst fällt in die dreißiger und vierziger Jahre, ihr Haupt
vertreter ist Waldmüller, der nicht nur der beste damalige
Künstler war, sondern auch eine sehr hochstehende sittliche
Persönlichkeit. Er war von einer fanatischen Wahrheitsliebe,
die ihm allerdings seine Professorenstelle in der Akademie
kostete. So hat er als einer der ersten Plein-airisten T^and-
schaft und Figuren in Sonne gebadet gemalt, was nach der