Neben der Fichte erscheint, namentlich in den höheren Regionen, fast überall die Lärche, in
tieferen Lagen die Tanne, selten die Kiefer; auch die Zirbe ist, zumeist als oberster Wald
gürtel, im östlichen Theile Südtirols ziemlich verbreitet, deren schmackhafte Nüsse aufzu
knacken eine Lieblingsbeschäftigung der italienischen Bewohnerschaft bei ihren abendlichen
Zusammenkünften bildet.
Der Waldstand in Vorarlberg ist, wenn auch mit 28 Procent der productiven
Bodenfläche des Landes weniger ausgedehnt, so doch in Bezug auf Erhaltung und
Bestockung entschieden besser und befriedigender als jener Tirols. Die Gesammtwaldfläche
dieses kleinen Landes beträgt nur 67.670 Hektar, wovon 46'7 Procent den Gemeinden
und nahezu 52 Procent dem bäuerlichen oder sonstigen kleineren Privatbesitz angehören.
Der Großgrund- oder Fideicommißbesitz fehlt auch hier nahezu ganz und der Waldbesitz
des Staates ist durch die Abtretung der früher ausgedehnteren Besitzflächen an die einge
forsteten Gemeinden aus die geringe Flüche von 1049 Hektar oder lO/s Procent des
Gesammtwaldstandes beschränkt. Gleichwohl ist der Waldstand im Ganzen ein guter zu
nennen, was zum Theil den zumeist sehr günstigen Bodenverhältnissen und der geringeren
Ausnützung auf Streu (der Vorarlberger bezieht heute bereits Stroh als Streumaterial
aus Amerika), zum Theil vielleicht auch dem Sinn für Ordnung und Nettigkeit, der den
Vorarlberger überhaupt auszeichnet, zuzuschreiben ist. Die Bewirthschaftung erfolgt fast
durchwegs im Plenterbetriebe auf Grund der von den politischen Forstorganen in allen
Waldungen ohne Ausnahme vorzunehmenden Holzauszeige. So wie in Vorarlberg über
haupt auf kleinem Raume mancherlei klimatische und wirthschaftliche Gegensätze sich
vereinen, so finden wir sie auch im Walde vom Charakter des eigentlichen Hochgebirgs-
waldes in den gegen die Scesaplana- und Silvrettagruppe ansteigenden Thülern, wo neben
der Fichte die Bergkiefer und Lärche herrscht und auch die Legföhre weite Strecken einnimmt,
bis zum prächtigen üppigen Laubwald am Fuße der die Rheinebene begrenzenden Berge
und den Erlenniederwüldern in dieser selbst. Die ertragreichsten Wälder sind wohl jene
in dem Abfall des Bregenzerwaldes gegen die Rheinebene um Rankweil, Hohenembs und
Dornbirn, worunter auch der sehr gut erhaltene Gemeindewald von Dornbirn mit über
800 Hektar und der kleine Staatsforst Müsel-Rudach. Das landschaftlich anziehendste
Waldbild aber bietet unstreitig der Bregenzerwald selbst mit seiner steten Abwechslung
zwischen Wiese, Wald und Weideland, wo die in den dunklen Fichten- und Tannenwald
eingespreugten Laubhölzer, wie Buchen, Ulmen, Eschen, Eichen und Bergahorn, an den
vielfachen und von ihnen mit Vorliebe besetzten Waldrändern zu schöner individueller
Entwicklung und Geltung kommen. Auch die Zirbe und die Rotheibe finden sich hier
und da und die Legföhre nimmt die felsigen Hänge der Canisfluhe und Mittagsspitze
ein; dagegen fehlen hier die Kiefer und die Lärche. Der gute Stand dieses Waldgebictes
Tirol und Vorarlberg. ^