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6. Schweifen,
d. i. Herstellung der Kette oder Anordnen des zu einem Gewebe erforderlichen
Kettengarnes.
Die nur bei gutem Lichte ausführbare Arbeit ist wenig anstrengend, erfordert jedoch
Geschicklichkeit und Fingergewandtheit. Sie bietet mehr Abwechslung, als die früher ge
nannten Verrichtungen. Die Stellung des Körpers wechselt zwischen gebeugtem Sitzen,
Stehen und Aufsteigen auf eine zweistufige Stiege.
Der Verdienst erreicht im Durchschnitte 5 fl. bis 6 fl. per Woche.
6. Weberei.
In Folge der stetig zunehmenden V erwendung des mechanischen oder Kraftstuhles
dehnt sich die Frauenarbeit auch auf die Weberei im engeren Sinne aus.
Während der Hand web stuhl, namentlich der breite, die ganze Kraft des Mannes
in Anspruch nimmt, ist die Bedienung des mechanischen Stuhles schon dem Mädchen
leicht gemacht, da die Maschine allein arbeitet und die Bedienung nur im Einsetzen der
Spulen und Anknüpfen etwa zerrissener Fäden besteht.
Der Verdienst beträgt 4 fl. bis 6 fl. per Woche.
7. Noppen und Ausnälieu.
Sache des sogenannten Lodennoppe ns ist es, die im Loden, d. i. in dem vom Web
stuhl kommenden Stücke sich zeigenden Fadenendchen, Knoten und etwaigen doppelten
Fäden zu entfernen. Das Beseitigen kleinerer Webefehler vor dem Walken ist Gegen
stand des Ausnähens. Die Beseitigung mitverarbeiteter fremder Fasern endlich ist
Sache eines zweiten, nach dem Scheeren vorgenommen Noppe ns.
Das Noppen ist eine der einförmigsten und da es jeder geistigen Anstrengung ent
behrt, eine der langweiligsten Arbeiten. Je zwei mit einem Stücke beschäftigte Arbei
terinnen sitzen, mit dem Kücken gegen das Fenster gekehrt, vor einem lische mit schiäg
aufgestellter Platte. Der Kraftanspruch ist sehr gering, denn nur die das leichte Nopp
eisen führende Hand ist thätig. Das Auge aber wird in empfindlichster Weise in Anspruch
genommen.
Die Grenzen der Lohnsätze der beiden Arbeitsprozesse sind 2 fl. bis 5 fl. pei Woche.
Fess - Fabrikation.
Das weibliche Geschlecht findet in diesem Industriezweige Verwendung:
1. bei der Zwirnuiascbine,
speciell beim Zwirnen der Garne, welche in den orientalischen Kappen verwirkt werden.
Die Arbeit des Mädchens, welches diese Maschine bedient, besteht vorerst in dem Auf
stecken der Bobinen auf die Scheibe. Nach Bedarf der Grösse und Qualität der Kappen
werden deren 2 bis 4 aufgesteckt. Sobald die Bobine abgelaufen ist, ist sie durch
eine neue zu ersetzen und besteht die Hauptaufgabe des Mädchens darin, sich stets zu
versichern, dass die gehörige Anzahl Fäden sich zwirnen, und die Maschine, wenn dies
nicht der Fall ist, allsogleich aufzuhalten und den fehlenden, abgebrochenen Faden wieder
zuzuführen. Von der Geschicklichkeit des Mädchens hängt somit auch die Leistungsfähig
keit der Maschine ab, sowie auch die Möglichkeit für den das gezwirnte Garn verar
beitenden Weber, ungestört und gleichmässig fortzuarbeiten. Ein Beweis für die Bedeu-