MAK

Volltext: Die Verwendung weiblicher Arbeitskräfte in der Fabriks-Industrie und in einzelnen Zweigen des Verkehrswesens Österreichs : erläuternder Text zu einer Abtheilung der Ausstellung im Frauen-Pavillon, Weltausstellung 1873 in Wien

32 
tung der Bedienung dieser Maschine ist darin zu ersehen, dass einzelne Zwirnerinnen, von 
den Webern derart bevorzugt werden, dass diese nur von solchen Maschinen ihr Garn 
zur Verarbeitung beziehen wollen, welche von gewissen, sich durch Aufmerksamkeit aus 
zeichnenden Arbeiterinnen bedient werden. 
2. Bei der Appretur- oder Bügelmaschine 
Die Arbeit besteht hier darin, die unappretirten, gefärbten Fesse auf deu von einem 
durch Dampf geheizten Stock aufzuziehen. Die Arbeit ist wohl einfach, erfordert jedoch 
grosse Genauigkeit; der Fess darf keine schiefe Seite bekommen; dann ist darauf zu se 
hen, dass der Ansatz, woran die Seidenquaste kommt, genau in die Oeffnung des ebenfalls 
durch Dampf erhitzten Deckels passe, damit er nicht verunstaltet werde. Sitzt der Fess 
genau zwischen den Formen, so schlägt die Arbeiterin den Bügel mit der Schraube über 
den Deckel und gibt durch letztere den nöthigen Druck. 
Auch hiezu sind Geschicklichkeit und Erfahrung nothwendig, denn verschiedene Neben 
umstände, wie ein gewisser Hitzegrad, unbedeutende Verschiedenheiten in der Dichtheit 
der Kappen u. s. w. machen eine gleichmässige Appretur mehr oder minder schwierig. 
Die Arbeit selbst erfordert kräftige Naturen, die grosse Hitze ertragen und mit dem 
schweren Deckel gleichzeitig schnell und vorsichtig umgehen können. Da der Fess zwi 
schen 3 und 5 Minuten unter der Schraubenpresse bleibt, so kann ein geschicktes Mäd 
chen 3 solche Formen und Pressen bedienen. 
3. Bei der Maschine zum Bedrucken der Fesse mit Marken in Gold. 
Der kess wird, nachdem er auf die betreftende Kappenform gezogen worden, an der 
zu markirenden Stelle mit sogenanntem Vergolderpulver bestrichen, sodann ein entspre 
chend giosses Stückchen Blattgold darauf gelegt, worauf der durch eine Gasflamme er 
wärmte Stempel mittelst einer Schraube auf den Fess gedrückt wird. Nach ungefähr einer 
Minute wird die Schraube nachgelassen und der Fess durch eine Bürste von dem über 
flüssigen Vergolderstaub und Blattgold gereinigt. Die betreffende Marke erscheint dann in 
schönem Golddrücke auf dem Fess. Zur Bedienung einer jeden solchen Maschine ist eine 
Person nöthig. 
Fabrikation g-ewebter Decken, Kotzen und Teppichen. 
Von den in diesem Industriezweige vorkommenden Arbeitsprocessen ist demselben eigen- 
thümlich und daher, weil das Sortiren und Reinigen der Wolle, das Vorspinnen, Fein 
spinnen, Weben, Noppen bereits unter dem Titel: „Streichgarn-Industrie“ geschildert 
worden sind, hier nur zu besprechen: 
Das Knüpfen von Teppichen. 
Die Erzeugung imitirter indischer und persischer Teppische bildet neben der Fabrikation 
der übrigen Arten von Teppichen in der Gegenwart einen schwunghaft betriebenen Ge 
schäftszweig. Derartige Teppiche werden nicht gewebt, sondern in einer Weise hergestellt, 
welche Aehnlichkeit mit dem Sticken hat und als „Knüpfen“ bezeichnet wird. 
Farbensinn, Geschicklichkeit und Kenntnisse in der Stickerei sind den in diesem 
Arbeitszweige verwendeten weiblichen Arbeitskräften unerlässlich, die Lehrzeit währt ein 
Jahr. Die Arbeiterinnen führen diese Arbeit sitzend aus; Augen und Brust sind die Organe, 
w r elche zumeist angestrengt werden. 
Der wöchentliche Verdienst erreicht im Durchschnitte die Höhe von 6 fl. 50 kr.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.