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Volltext: Die Verwendung weiblicher Arbeitskräfte in der Fabriks-Industrie und in einzelnen Zweigen des Verkehrswesens Österreichs : erläuternder Text zu einer Abtheilung der Ausstellung im Frauen-Pavillon, Weltausstellung 1873 in Wien

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Kammg-arn-Fabrikation und Färberei. 
Die Erzeugung umfasst, was die Kammgarnfabrik in Vöslau, das bedeutendste Eta 
blissement dieses Industriezweiges in Oesterrrich-Ungarn betrifft, folgende Arbeiten: 
1. Das Sortiren der Wollen. Die W ollen, aus vielen Ländern Europa’s stammend, 
werden von London und Antwerpen im Schweisse, in Halbwäsche, theilweise auch ganz 
gewaschen bezogen und in der Spinnerei ausschliesslich durch Mädchen im Alter von 15 
bis 18 Jahren sortirt. Dieser Arbeitsprozess, für welchen Feinheit des Haares und Länge 
(Kammgehalt) der Fasern massgebend sind, erfordert ein sicheres Urtheil und grosse 
Aufmerksamkeit, damit die Sorten, aus deren jeder eine andere Nummer gesponnen werden 
kann, genau entfallen und nicht untermischt werden. Gewöhnlich werden alle Wollen in 
Kammwolle und Abfälle sortirt. 
In Anbetracht der Wichtigkeit guten Lichtes wird diese Arbeit nur bei Tage vor 
genommen. Zwei Mädchen oder Frauen arbeiten gewöhnlich zusammen, und erhalten, je 
nach der Schwere der Wolle, 25 bis 35 Kreuzer per Centner. Der Verdienst beträgt im 
Durchschnitte 3 1 /. 2 fl. per Woche. 
2. Das Wolfen und Waschen der Wolle, letzteres bei circa 40° Wärme in 
3 bis 4 Seifenbädern, geschieht durch Männer, da es eine schwere Arbeit ist. Frauen und 
Mädchen finden jedoch auch hier bei einigen Hilfsarbeiten Verwendung; so bei dem 
Auflegen, Wegtragen der Wolle u. s. w. Im Taglohne stehend, verdienen sie 3'/ 2 fl. bis 4 fl. 
per Woche. 
3. D as Kardiren der gewaschenen und darnach halbgetrockneten Wolle. Das 
Abnehmen der Spulen, Transportiren, Putzen, Schleifen der Karden, Einölen u. s. w. ge 
schieht durch Männer, dagegen das Aufbreiten auf das Zuführtuch der Karden durch 
Mädchen und Knaben. Im Taglohne stehend, verdienen sie 3 fl. bis 3'/ 2 A- P er Woche. 
4. Das Kämmen der Wolle auf den nach verschiedenen Systemen construirten Ma 
schinen, das Plätten, die Strecken-Bedienung vor und nach dem Kämmen geschieht durch 
erwachsene Mädchen. Alle in diese Gruppe fallenden Arbeiten sind auf Besichtigung und 
Bedienung von Maschinen zurückzuführen, erfordern daher nur ein sehr geringes Mass 
körperlicher Kraft. Der Verdienst erreicht die Höhe von 4 fl. bis 4 fl. 50 kr. per Woche, 
in einzelnen Fällen auch 5 fl. 
5. Das Vorspinnen der gekämmten Wolle, auf einer Beihe von Maschinen aus 
geführt, ist ebenfalls eine leichte Arbeit, da sie nur die Aufmerksamkeit erheischt, dass 
die Maschinen regelmässig arbeiten. Der vorhergegangenen im Auflegen, Abnehmen u. s. w. 
bestehenden Verrichtung gleich, äussert sich die Thätigkeit hier im Aufstecken, Abziehen 
der Spulen, Oelen und Kernigen der Maschinen. Bei einer Maschine ist gewöhnlich eine Per 
son beschäftigt. Der Verdienst erreicht 4 bis 4'/ 2 fl. per Woche, in einzelnen Fällen 
auch mehr. 
6. Das Fein spinnen der von den Vorspinn-Systemen vorgesponnenen Wolle ge 
schieht entweder auf Mule-Handmaschinen oder auf Selfactings, wobei ausschliesslich 
Männer als Spinner, Regulirer, sowie Knaben als Andreher, Aufstecker verwendet werden. 
Es gibt jedoch auch Water-Maschinen, auf welchen Kettengarn gesponnen wird. Diese 
werden von Mädchen bedient. Die Arbeit der letzteren besteht lediglich im Aufstecken, im 
Anlegen, wenn ein Faden gerissen ist, und im Abziehen. Der Verdienst erreicht per Woche 
die Höhe von 3 1 /, bis 4 fl. 
7. Das Zwirnen von gesponnenem Garn. 2-, 3-, 4- und mehrfach, besorgen eben 
falls von Mädchen und Frauen bediente Maschinen. Der Lohn erfolgt nach dem Gewichte,
	        
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