Mineralifche Kohle.
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Bei der erwähnten feilen Strudlur der Kohle ifl der Stückkohlenfall ein
hoher; er beträgt im Durchfchnitte 65 Percent und fteigt bei den Oberleitens-
dorfer Gruben fogar auf 90 Percent. In der Regel werden jetzt drei, auf einigen
Werken auch vier Kohlenforten gebildet.
Der Bergbau im erzgebirgifchen Braunkohlengebiete begann um die
Mitte des vorigen Jahrhundertes. Freilich wurden nach hiftorifchen Aufzeichnun
gen fchon im XVII. Jahrhunderte dafelbft Kohlen gegraben, allein es war diefs
lediglich ein Raubbau in feiner primitivilen Geflalt. Die erften unter Anwendung
bergmännifcher Principien betriebenen Gruben waren die noch jetzt im Betriebe
befindlichen des Grafen Weftphalen bei Arbefau und Hottowitz, welche um das
Jahr 1740 erwähnt werden. Gegen Ende des Jahrhundertes wurden Kohlen von
Sehallan über das Mittelgebirge nach Prag verfrachtet. Es mufste aber feit Anfang
des Abbaues ein volles Jahrhundert verfliefsen, ehe auch nur von einer beginnen
den Blüthe des Braunkohlen-Bergbaues am Südfufse des Erzgebirges die Rede
fein konnte. Tagbau und Haspelfchacht-Betrieb, Abfuhr der Kohle mit der
Achfe charakterifiren diefe lange Zwifchenperiode.
Die erfle Dampfmafchine zur Förderung wurde er 11 im Jahre 185b (aut
einem Werke bei Türmitz) aufgeflellt, der erfte Schienenweg im Jahre 1858
eröffnet.
Von diefen Momenten an datirt nun aber der Auffchwung der Braunkohlen-
induftrie im erzgebirgifchen Becken, ein Auffchwung, wie ihn rapider kaum
ein zweites Kohlenrevier auf dem Continente zu verzeichnen hat und der am
deutlichften aus den Thatfachen fpricht, dafs heute, alfo nach Verlauf von nur
16, refpedlive 18 Jahren bereits über 130 Mafchinenfchächte im Betriebe flehen
und acht Eifenbahnlinien das Becken durchkreuzen, während die Kohlenförde
rung feit 1858 etwa um das Zehnfache geftiegen ifl.
Den Eifenbahnen zumal fiel hier mehr als irgendwo anders die Aufgabe
zu, die Montaninduftrie zum Leben zu erwecken; denn vordem konnte die
Kohlenprodudtion des Beckens lediglich nur dem in Eimanglung grö serei n u
ftriezweige unbeträchtlichen Localbedürfniffe dienen, und war nicht in er age,
von der günftigen geographifchen Situation des Kohlenbeckens in der Nabe der
fchiffbaren Elbe erwähnenswerthen Vortheil zu ziehen.
Es war der diefem Fluffe zunächftgelegene Theil des Revieres welcher
zuerft (alfo 1858) eine Eifenbahn erhielt: die 179 Kilometer langeAuihg-1 eplitzer
Bahn. Diefe Linie blieb nun wieder neun Jahre lang das einzige ommunica i°ns
mittel; dann endlich im Jahre 1867 wurde diefelbe um 101 Kilometer vonTeplitz
nach Dux verlängert. Allein erft vom Jahre 1871 an wendete man dem bohmi-
fchen Braunkohlenbecken eine gröfsere Aufmerkfamkeit zu und es entftan
plötzlich ein wahrer Wettkampf im Ausbaue der nothwendigen Bahnveibindungen.
Die Auffig-Teplitzer Bahn dehnte fich noch weiter um 36-8 Kilometer bis Komo-
tau aus; im Odtober 1871 konnte die Eröffnung der fpater bis Komotau verlän
gerten Dux-Bodenbacher Bahn ftattfinden, im November desfelben Jahres die
Inbetriebfetzung der Theilflrecke Priefen-Karlsbad und 1111 Mai 1872 diejenige de
Strecke Komotau-Weipert (Annaberg) der Bufchtehrader Bahn.^ Im Jahre 1873
traten dann zu den genannten Bahnen noch die Prag-Duxei un c ie 1 en 11
ner hinzu, und es begann gleichzeitig der Bau der Bielathal-Bahn von Bilm nach
Auffig, der Eifenbahn von Brüx nach Freiberg und der (nunmehr fchon vollende
ten) Elbethal-Bahn, welche fämmtlich für den Kohlentransport aus dem Becken
gleichfalls eine mehr oder minder grofse Bedeutung gewinnen ui en
fomit in den Jahren 1858 bis 1870 der Kohlenkörper nur in einer Lange von
17 9 Kilometern von Bahnen durchfchnitten war, betragt die denfelben be
deckende Schienenlänge gegenwärtig 225 Kilometer. . , , T n
Dem entfprechend hat fich nun auch dieProduaion entwickelt. Im ganzen
erzgebirgifchen Becken belief fich diefelbe