Treppenanlagen in Nischen unter-
gebracht oder, wenn sie in der
Mauerflucht liegen, durch einen
Dachvorsprung, durch eine Ver-
längerung der Dachfläche, ge-
tragen von einer Holzsäule oder
Konsole, und so weiter betont er-
scheinen. Auf die Ausbildung der
Dachform, dieses hochwichtigen
und lange Zeit viel zu sehr ver-
nachlässigten I-Iauptfaktors archi-
tektonischer Gebilde, ist durch-
weg größtes Gewicht gelegt. War
bei den früheren Anlagen durch
die einheitlich gehaltenen Giebel-
linien, durch ständig wiederkeh-
rende Parallelismen ein wesent-
licher Grund zu etwas monotoner
Wirkung gegebeni", so ist diesem
Übel nun gründlich vorgebeugt,
hauptsächlich durch den vielfach
Abb.2g.GemeinniÄtzige Bauunternehmungender StadtUlm. verschieden in gfoßgn Flächen ge-
Einfamilienhäuser an der Georgstraße lösten Dachaufbau. Entweder
er größeren Giebelformen oder er ist durch derb behandelte Dachfenster-
aufbauten unterbrochen. In der Behandlung der Frontflächen ist entweder
durch die verschiedenen Mittel der Putztechnik, durch Riegelwerk, durch
Anbringung von Schutzdächern (wie vielfach beim Bauernhaus) oder gar
durch Anlage von gedeckten Galerien, „Lauben" (siehe Abbildung 2x),
mannigfaltige Abwechslung ohne jede unnötige Spielerei mit Kleinigkeiten
geschaffen. Es ist nicht „Schweizerhausstil" oder „BauernhausstiP, wenn
schon von den Elementen, welche das einfache Programm älterer ländlicher
Bauten früher in reichem Maß handwerklich scharf urnrissener Ausbildung
gebracht hat, Gebrauch gemacht ist. So ist auch der Fensterladen wieder zu
Ehren gekommen als wirksames dekoratives Element, ebenso last not least
der Schornstein. Ihn hatte die Oberflächlichkeit baulichen Schaffens, ent-
sprechend der ganzen Zeitrichtung, zu einem Stiefkind letzten Ranges herab-
gewürdigt. Sie brauchte ja „Fassadenlösungen", keine Häuser zum Be-
wohnen im Sinne einer Wohnkultur! Und noch eines: Der Begriff „Straßen-
" Das drückt den älteren englischen Reihenhäusern, die in unendlicher Folge nebeneinandergesetzt sind,
einen unsagbar tristen Stempel auf. Es handelt sich eben nicht mehr um eine Vielheit von Wohnungs-
erscheinungen, sondern um etwas wie „Reihengräber aller Individualität" für Lebende, um eine Summe von
Einheiten, von Nummern; es ist das von der tagaus, tagein gleichmäßigen Arbeit an der Maschine auf die
Wohnung übersetzte Prinzip der Verneinung irgendwelcher persönlichen Eigenschaft. Deshalb ist bei den
neueren Leistungen auf diesem Gebiet die Notwendigkeit der Abwechslung durchweg betont und durchgeführt
worden. Man baut die Workmen Cottages nicht mehr hundertweise gleich wie früher, sondern in Gruppen. in
der äußeren Form deutlich voneinander unterschieden.