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Volltext: Monatszeitschrift XII (1909 / Heft 10)

Treppenanlagen in Nischen unter- 
gebracht oder, wenn sie in der 
Mauerflucht liegen, durch einen 
Dachvorsprung, durch eine Ver- 
längerung der Dachfläche, ge- 
tragen von einer Holzsäule oder 
Konsole, und so weiter betont er- 
scheinen. Auf die Ausbildung der 
Dachform, dieses hochwichtigen 
und lange Zeit viel zu sehr ver- 
nachlässigten I-Iauptfaktors archi- 
tektonischer Gebilde, ist durch- 
weg größtes Gewicht gelegt. War 
bei den früheren Anlagen durch 
die einheitlich gehaltenen Giebel- 
linien, durch ständig wiederkeh- 
rende Parallelismen ein wesent- 
licher Grund zu etwas monotoner 
Wirkung gegebeni", so ist diesem 
Übel nun gründlich vorgebeugt, 
hauptsächlich durch den vielfach 
Abb.2g.GemeinniÄtzige Bauunternehmungender StadtUlm. verschieden in gfoßgn Flächen ge- 
Einfamilienhäuser an der Georgstraße lösten Dachaufbau. Entweder  
er größeren Giebelformen oder er ist durch derb behandelte Dachfenster- 
aufbauten unterbrochen. In der Behandlung der Frontflächen ist entweder 
durch die verschiedenen Mittel der Putztechnik, durch Riegelwerk, durch 
Anbringung von Schutzdächern (wie vielfach beim Bauernhaus) oder gar 
durch Anlage von gedeckten Galerien, „Lauben" (siehe Abbildung 2x), 
mannigfaltige Abwechslung ohne jede unnötige Spielerei mit Kleinigkeiten 
geschaffen. Es ist nicht „Schweizerhausstil" oder „BauernhausstiP, wenn 
schon von den Elementen, welche das einfache Programm älterer ländlicher 
Bauten früher in reichem Maß handwerklich scharf urnrissener Ausbildung 
gebracht hat, Gebrauch gemacht ist. So ist auch der Fensterladen wieder zu 
Ehren gekommen als wirksames dekoratives Element, ebenso last not least 
der Schornstein. Ihn hatte die Oberflächlichkeit baulichen Schaffens, ent- 
sprechend der ganzen Zeitrichtung, zu einem Stiefkind letzten Ranges herab- 
gewürdigt. Sie brauchte ja „Fassadenlösungen", keine Häuser zum Be- 
wohnen im Sinne einer Wohnkultur! Und noch eines: Der Begriff „Straßen- 
 
" Das drückt den älteren englischen Reihenhäusern, die in unendlicher Folge nebeneinandergesetzt sind, 
einen unsagbar tristen Stempel auf. Es handelt sich eben nicht mehr um eine Vielheit von Wohnungs- 
erscheinungen, sondern um etwas wie „Reihengräber aller Individualität" für Lebende, um eine Summe von 
Einheiten, von Nummern; es ist das von der tagaus, tagein gleichmäßigen Arbeit an der Maschine auf die 
Wohnung übersetzte Prinzip der Verneinung irgendwelcher persönlichen Eigenschaft. Deshalb ist bei den 
neueren Leistungen auf diesem Gebiet die Notwendigkeit der Abwechslung durchweg betont und durchgeführt 
worden. Man baut die Workmen Cottages nicht mehr hundertweise gleich wie früher, sondern in Gruppen. in 
der äußeren Form deutlich voneinander unterschieden.
	        
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