MAK
Nr. 4 
Internationale Sammler- Zeitung 
Seite 41 
(Manzonis „Verlobte" für die italienischen Sol 
daten.) Gleich zu Beginn des italienischen Krieges haben 
in Italien eifrige Büchersammlungen begonnen. Die Vereins 
druckerei in Mailand verbreitet jetzt zur geschenkweisen 
Verteilung an Soldatenbibliotheken eine Ausgabe von Man 
zonis „Verlobte“, die eine Auflage von 500 Exemplaren 
haben und nicht in den Handel kommen soll. 
Bilder. 
(Ein neuaufge undenes Kinderbildnis des Kaisers 
Franz Joseph.) Erst vor einigen Monaten kam in einem 
Schlosse des verstorbenen Erzherzogs Rainer ein durch 
Jahrzehnte verborgen gebliebenes reizendes Kinderbildnis 
des Kaisers Franz Joseph von Waldmüller zum Vorschein. 
Vor wenigen Tagen wurde von einem Wiener Sammler ein 
ähnlicher, interessanter Fund gemacht. Er erwarb aus Privat 
besitz ein kleines Pastellbild des Kaisers aus dem Jahre 1833, 
das von der Mutter des Kaisers, der Erzherzogin Sophie, 
selbst herrührt. Das Bildnis, das in den Gesichtszügen des 
reizenden, dreijährigen Knaben eine unverkennbare Ähnlich 
keit mit dem Knabenporträt Waldmüllers aufweist, ist auf 
dunklem Hintergrund in zarten, hellen Pastellfarben aus 
geführt und trägt unten die geschriebene Bezeichnung „Erz 
herzog Franz Joseph, 1. September 1833“. Rechts in feiner, 
doch deutlich, sichtbarer Schrift, die Unterschrift der Malerin 
„Erzherzogin Sophie“. Es ist nicht bekannt, wie das Bild in 
die Hände der letzten Besitzerin gelangte, doch ist es seit 
vielen Jahren im Besitz von deren Familie gewesen. Die 
Echtheit des Bildes und der Unterschrift der Malerin wird 
von sachverständigen Personen für unzweifelhaft gehalten. 
Man erklärt sich die Wanderung des historisch so interessanten 
Kinderporträts so, daß die’Mutter des Kaisers das Bildchen 
vielleicht einer Dame des Hofes oder der Kinderfrau ihres 
Söhnchens schenkte und das Bild dann durch Erbschaft oder 
Schenkung von^Hand zu Hand ging, bis es jetzt durch einen 
Zufall ans Tageslicht gelangte. Es ist bekannt, daß Erzherzogin 
Sophie eine künstlerisch begabte Frau'war, wie ja auch Kaiser 
Franz Joseph, der diesesTalent von der Mutter erbte, in seiner 
Jugend gern und viel zeichnete. Jedenfalls ist das Bildchen, 
das jetzt im Patriarchenalter des Kaisers mitten in den Stürmen 
des Weltkrieges wie ein vergilbtes Wahrzeichen der sonnigen 
Kindheit des greisen Kaisers auftaucht, von historischem Wert. 
(Beraubung einer deutschen Gemäldegalerie in 
San Remo.) Wie „B. T.“ aus Lugano meldet, ist aus der 
verlassenen Gemäldegalerie des deutschen Villenbesitzers 
Thiem in San Remo eine Reihe von Gemälden verschwunden, 
darunter angeblich solche von van Dyk, Tizian und Rem- 
brandt. 
Handschriften. 
(Urkundenfunde in Lyon.) Wie in der letzten Sitzung 
der Academie des Inscriptions in Paris mitgeteilt wurde, 
sind beim Umbau einer Seitenkapelle der Kathedrale in Lyon 
vier Kisten mit alten Urkunden gefunden worden, die bis 
in die Mitte des ö. Jahrhunderts zurückreichen. Da das jüngste 
dieser Aktenstücke aus der Zeit kurz vor der französischen 
Revolution stammt, so erscheint die Annahme gerechtfertigt, 
daß es sich hier um einen Teil des erzbischöflichen Archivs 
handelt, das bei Ausbruch der Revolution vor den plündernden 
Soldaten der Republik in Sicherheit gebracht und später 
vergessen wurde. Wohl wußte man in Lyon, daß dieses Archiv 
noch vorhanden sein müsse, aber alle systematischen Nach 
forschungen waren vergebens, bis endlich ein Zufall die ver 
borgenen Schätze ans Tageslicht brachte. Die wertvollste 
dieser Handschriften ist ein starker Folioband aus dem Jahre 
1350, der eine Zusammenstellung aller Verordnungen und 
Bestimmungen enthält, die für das Erzbistum seit der ältesten 
Zeit maßgebend waren und die über die rein kirchlichen 
Grenzen hinaus für die Geschichte der Stadt und des ganzen 
südlichen Frankreich von hoher Bedeutung sind. Die früheste 
Urkunde stammt aus dem Jahre 861 und ist von Karl dem 
KahleiVausgestellt, der darin der Lyoner Kirche für erwiesene 
Dienste große Vorteile zusichert. 
Numismatik. 
(Falsche 20 Kopeken-Bons.) Die städtische Geheim 
polizei in Pabianize (Russisch-Polen) hat, wie wir der 
„Deutschen Lodzer Zeitung“ vom 23. Jänner entnehmen, eine 
Fälscherbande dingfest gemacht, die in der Druckerei von 
A. H. Szenkalowski falsche 20 Kopeken-Bons an 
fertigte und in Verkehr brachte. 
(Neujahrsplakette von A. H. Mayer in Pforzheim.) 
Der Krieg hat die Hofkunstprägeanstalt . A. H. Mayer in 
Pforzheim nicht abgehalten, ihre zahlreichen Freunde 
anläßlich des Jahreswechsels durch eine ihrer sinnigen Neu 
jahrsplaketten zu erfreuen. Auf einem kleinen Ständer an 
gebracht, zeigt das kleine Kunstwerk das Brustbild eines 
gepanzerten, und behelmten .Engels, der die Hände auf ein 
Schwert gestützt hat. Hinter dem Helme sieht man das Eiserne 
Kreuz. Darüber befindet sich - die , Aufschrift: Glück und 
Frieden. Unterhalb des Brustbildes ist zwischen einem Eichen- 
und I.orbeergewinde die Jahreszahl „1016“ eingeprägt, dar 
unter im Abschnitte: B. H. Mayers Hof-Kunstprägeanstält, 
Pforzheim. 
(Wiener Schraubtaler.) Der Wiener Bildhauer Karl 
Maria Schwerdtner hat für eine Wohlfahrtseinrichtung, 
die Wiener Invalidenschulen, ein neues kleines Kunstwerk 
geschaffen, durch das eine fast ganz vergessene süddeutsche 
Kunstart, die vor 300 Jahren in Augsburg entstand, erneuert 
wird: eine Kapselmedaille, einen sogenannten „Schraub 
taler“. Die Vorderseite der Medaille zeigt einen deutschen 
und einen österreichischen Soldaten in aufmerksamer Wach 
stellung vor einer Eiche, an der die beiden Reichsschilde 
aufgehängt sind; die Rückseite zeigt zwei um ein Schwert 
verschränkte Hände und die Wahlsprüche der verbündeten 
Kaiser. Zu dieser Kapselmedaillc hat der Wiener Maler Berthold 
Löffler eine Reihe zu einem Leporelloband vereinigter farbiger 
Zeichnungen geschaffen, die Szenen des Weltkrieges dar 
stellen. Verse aus rasch bekanntgewordenen neuen Kriegs 
gedichten begleiten die Bildchen an Stelle des erläuternden 
Textes. Die Reihe beginnt mit Hauptmanns „Drei Räubern“ 
und bringt dann sorgfältig gewählte Worte deutscher und 
österreichischer Dichter. Die Medaille ist in Eisen gestanzt. 
Philatelie. 
(Neue griechische Marken.) Die griechische Post 
verwaltung steht im Begriff, eine durchgreifende Änderung 
auf dem Gebiete der Postwertzeichen herbeizuführen. So 
sollen die kleinen Wertzeichen von 1 bis 10 Lepta gleich 
mäßig das Brustbild des Königs Konstantin tragen, während 
die anderen, je nach ihrem Wert, mit Darstellungen von 
Landschaften und berühmten Baudenkmälern, von alten oder 
modernen Staatsmännern und endlich von den Göttern und 
Helden der griechischen. Mythologie geschmückt werden sollen. 
Auf der Marke von 15 Lepta wird man beispielsweise den 
Adler der Ptolemäer, auf der von 20 den Kopf des Perseus 
sehen. Für 25 Lepta wird man eine Marke mit den Zügen 
der Athene, für 30 eine mit dem Bilde eines mit der Lanze 
bewaffneten Kriegers, für 80 das eines des Löwen erstehen. 
Die Marke von 50 Lepta wird die vereinten Bilder des Königs 
Konstantin und Georg zeigen. Mit der Marke von 75 Lepta 
wird man eine Ansicht von Janina und seines Sees erwerben, 
während die Marke im Werte von einer Drachme den König 
Konstantin zu Pferde inmitten seiner Soldaten zeigen wird. 
Die Marke von 2 Drachmen soll eine Viktoria krönen, die 
einem beim Wettrennen siegreichen Athleten den Siegeskranz 
reicht. Die von 5 Drachmen endlich wird den Kopf des Zeus
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.