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Internationale Sammler-Zeitung
Nr. 23
pfeiler, in der Luft und an mehreren Stellen der Thisbe
sind zwar nicht zu übersehen, doch kann das Gemälde
trotzdem als gut erhalten bezeichnet werden und die
Stimmung, die mit zum Wertvollen an dem eigenar
tigen Bilde gehört, ist dadurch nicht beeinträchtigt.
Das Resume faßt Frimmel in die Worte zusammen:
Das Bild gehört sowohl als Kunstwerk wie als Denkmal
aus der Kunstgeschichte der deutschen Stimmungs
landschaft zu den interessantesten, die seit langer Zeit
auf dem Kunstmarkt gesehen worden sind.
Caravaggio ist mit einem Hauptwerk, der „Pei
nigung der heiligen Appolonia“ vertreten, ein Bild
von erschütterndem Wirklichkeitssinn. Von Marinus
Claes von Romerswal (Reymerswale), .dem letzten
großen national flämischen Meister, wie ihn Hulin
nennt, ist ebenfalls ein Hauptwerk vorhanden, „Die
Geldwechsler“. Das Sujet lag buchstäblich auf der
Straße und es gibt wohl nicht viele Niederländer, die
an ihm vorübergingen. Romerswal selbst hat wieder
holt zu dem beliebten Stoff gegriffen. Wie unseren
Lesern erinnerlich sein wird, ist für ein das gleiche
Thema behandelndes Gemälde des Meisters bei der
jüngst abgehaltenen Auktion von Glückselig & Wärn-
clorfer K 118.000 erlegt worden. Peter Snayers, der
Schiachtenmaiei des Hauses Habsburg, führt uns ein
Reitergefecht aus dem dreißigjährigen Kriege vor,
das koloristisch sehr bewegt ist. Der Murillo-Schule
wieder entstammt eine heilige Familie. Die Madonna
könnte von der gottbegnadeten Hand Murillos sdbst
sein, so süß und anmutig ist sie. Marien gegenüber
steht der heilige Josef, der seine Hände zärtlich nach
dem Jesukindlein ausstreckt. Nicolas Poussin ist
durch eine seiner prachtvollen Landschaften vertreten.
Johann Heinrich Roos, der sich seinen Namen als Tier
maler gemacht hat, ist durch ein Porträt repräsentiert,
das durch die Inschrift als Selbstbildnis des Künstlers
gekennzeichnet ist. Sie lautet nämlich: ,,sig. Aetate
sui 34 fecit 1665.“ Der Wert des Bildnisses wird noch
durch einen echten, geschnitzten Renaissancerahmen
gehoben. Von Balthasar Denn er, dessen Ruhm als
Porträtmaler unverwelklich ist, finden wir das Porträt
eines englischen Offiziers in rotem Samtwams mit
Brüne, der gewiß von guten Eltern abstammte: denn
den Luxus sich von Denner malen zu lassen, konnte
sich nur jemand leisten, bei dem Geld keine Rolle
spielte.
Den Übergang zu den neueren Gemälden bilden
zwei von Kupelwieser signierte Porträts, Legations
rat Lagusius und dessen Frau Marie, geborene Grie
singer darstellend. Frau Lagusius gehörte zum Freundes
kreise Schuberts und war die Interpretin der Prome
theusarie des Tondichters. Seitdem ist die Arie, nebenbei
bemerkt, in Wien nie wieder gehört worden.
Hans Makart ist mit einer seiner besten Genre
figuren, der „Fiakermilli“, Romako mit einem Selbst
porträt vertreten. Vortreffliche Arbeiten von Thomas
Ender, Josef Heicke, Liezcn-Mayer (Einzug ins
gelobte Land), Mahlknecht, Schrödl (Bauernhütte)
ergänzen die Gemäldeabteilung.-Von Hausleithner
kommt ein Jagdstück zur Versteigerung, auf dem sich
der Künstler selbst als Jagdgast verewigt hat; Franz
Hab er mann, dem man auf dem Kunstmarkt nur
selten begegnet, führte er doch seine Arbeiten meist
im Aufträge der Höfe von Preußen, Rumänien und
Rußland aus, w r o sic sich wohl noch befinden, figuriert
im Katalog mit einer Anzahl lieblicher Aquarelle.
Die Abteilung der Miniaturen weist Namen wie
Clairon, Brossart (Gräfin Montclnigo), Decastro,
Lieder, Saar (die Frau des Künstlers), Adolf Theer
(Finanzminister Bruck), Robert Theer und andere
auf. Sehr interessant ist eine Kopie nach Therboich
von Danhauser, die wahrscheinlich im Jahre 1844
im Haag entstand.
Eine eigene Abteilung bilden die 150 aus dem Nach
laß Josef Büches stammenden Bilder: es sind meistens
Tiroler Typen, die des Künstlers vielgeschätzte Spezi
alität waren. Die Witwe Büches, Frau Käthe Büche
hütete bisher treulich den Schatz: wenn sie sich jetzt
zur Veräußerung entschloß, so geschah es lediglich in
der Absicht, den Erlös zu einer Stiftung zur Erinnerung
an ihren Gatten zu verwenden.
Unter den Antiquitäten wären in erster Linie
die Holzskulpturen hervorzuheben. Es befinden sich
darunter eine italienische Holzgruppe aus dem 14. Jahr
hundert, Maria auf dem Esel reitend und das Jcsu-
kindlein stillend. Von Erzeugnissen des Kunstgewerbes
nennen wir: einen oberitalienischen Renaissancetisch
aus dem 16. Jahrhundeit, eine prächtige kupfergetriebene
Renaissanceuhr, zwei deutsche Renaissancestühle, ein.;
Holzkassette der deutschen Renaissance mit Elfen-
beinplattcn belegt, eine gotische Krönungskappe mit
dem Brustbild des Herzogs Sigismund von Tirol usw.
Eine ähnliche Kappe wurde im Jahre 1917 bei der
Auktion Walcher bei C. J. Wawra in Wien am
K 7000 verkauft. Unter den Porzellanen ist eine
Schale mit dem Bildnisse des Botanikers Jacquin
erwähnenswert.
Die Auktion Schelle findet am 19. Dezember und
den folgenden Tagen im Dorotheum statt; ihr geht
am 16 , 17. und 18. die Schaustellung der Objekte
voraus.
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Die erste Auktion bei Glückselig & Wärndorfer.
(Fortsetzung und Schluß.) *
Keramik und Glas.
Nr. 167, Dejeuner, Altwien, um 1780, K 5100; Nr. 168,
Schale mit Untertasse, Altwien, um 1760, K 2300: Nr. 169,
Schale mit Untertasse, Altwien, 1792, K,3550; Nr. 170, Kaffee
schale, Ansicht des Burgplatzes in Wien, Altwien, K 1150;
Nr. 171, Schale mit Untertasse, Altwien, 1811, K 4100 ; Nr. 172,
Schale auf Löwenfüßen, mit Untertasse, Altwien, 1809, Iv 900;
Nr. 173, Schale mit Untertasse, Altwien, 1798, K 920; Nr. 174,
Vier Schalen und zwei Kannen, Altwien, K 310; Nr. 175,
Figur, Mädchen mit Blumen, Wien, K 800; Nr. 176, Aufsatz,
* Siehe Nummer 22 der,.Internationalen Sammler-Zeitung“.
Altwien, um 1760, K 840; Nr. 177, Figur, Sitzendes Mädchen
in Rokokokostüm, Altwien, um 1770, K 4250; Nr, 178, Putto
als Drescher, Altwien, Stempel Anton Payer, K 1050; Nr. 170,
Putto, Altwien, 18. Jh., K 1150; Nr. 180, Gruppe, Altwien,
Epoche Niedermayer, K 5200; Nr. 181, Korb, Altwien, K 320;
Nr. 182, Korb, Altwien, 1805, K 420; Nr. 183, Korb, Altwien,
1806, K 420; Nr. 184, Teller, Altwien, 1805, K 70' — ; Nr. 185,
Teller Altwien, 1806, K 100; Nr. 186, Krinoline-Gruppe, Wien,
Mitte 18. jh., K 7400; Nr. 187, Karlsbader Becher, Wien,
K 210; Nr. 188, Teller, Fond Entenjagd, Altwien, 1797, K 2100;
Nr. 189, Zwei Terrinen, Wien, 1834, K 1250; Nr. 190, Zwei
Vasen, Altwien, K 4200; Nr. 191. Platte von Laurenz Herr,