Kunst und Kunsthandwerk: Monatszeitschrift XVIII

Bibliographic data

Periodical

Persistent identifier:: 1351679243468

Title:: Kunst und Kunsthandwerk

Publisher:: Artaria & Co.

Document type:: Periodical

Collection:: Kunst und Kunsthandwerk

Periodical volume

Persistent identifier:: 1357286681671_0001

Title:: Monatszeitschrift XVIII

Volume No:: 1915 / Heft 7 und 8

Document type:: Periodical volume

Collection:: Kunst und Kunsthandwerk

Year of publication:: 1915

Article

Title:: ÜBER GOTISCHE TRUHEN IN NORDDEUTSCHLAND

Document type:: Periodical

Structure type:: Article

qui dieser Freiheit hat keine andere MÃ¶belart des Mittelalters so reiche und verschiedenartige Gestaltungen erfahren wie die Truhe. Was die geographische Abgrenzung betrifft, so handelt es sich in erster Linie um die OstseelÃ€nder, besonders das an mittelalterlicher MÃ¶belkunst so reiche Schleswig-Holstein, mit Ausblicken nach Hannover und Westfalen. Es ist aber durchaus notwendig, auch die skandinavischen LÃ€nder hinzu- zunehmen, deren MÃ¶belkunst, wie wir sehen werden, im Mittelalter mit der norddeutschen eng zusammenhÃ€ngt. Man kann in der mittelalterlichen MÃ¶belkunst den Norden vom SÃŒden Deutschlands ganz allgemein durch das VerhÃ€ltnis des Ornaments zum eigentlichen MÃ¶belkÃ¶rper unterscheiden. Im SÃŒden (und noch bis nach Mitteldeutschland hinein) ist das Ornament dem MÃ¶belkÃ¶rper gleichsam aufgelegt, sei es als Stab- und MaÃwerk, sei es als Flach- N nur? 7- i, Fwfv" schnitzerei. Im'Norden dage- "r "r f gen erstrebt man eine viel en- gÃŒja gjiy i; Ã 3-, ' gere Verbindung von Orna- T,fÃl_'_ TEQ gzf"; 53g? ment und Untergrund, das i?" QEÃ 3:. Ornament wird gleichsam aus "w. b" 1 3x? U} V-fvÃ€Ãs was A7. dem Brett herausgeholt, die i. {T N- tÃ€tig TÃ€tigkeit des Erzeugers ist in 3 Xi i)" NLÃQJL M" entschiedenererWeise aufdas i": T? f" "Q 3'- in Schnitzen gerichtet. Infolge- ÃA. dessen ist das mittelalterliche i k ja} l 3 MÃ¶bel im Norden niemals ._I auÃer erst im Beginn des ifbw XVI. Jahrhunderts ZU einer Abb. 1. Museum Stockholm, aus Visby, xxv. Jahrhundert so weitgehenden Durchbil- dung im architektonischen Sinne gekommen wie im SÃŒden. "Die Behaup- tung, daÃ der Beginn der Gotik charakterisiert sei durch âden Ãbergang von der Brettkonstruktion zur Rahmenkonstruktion"? trifft fÃŒr den Norden fast gar nicht zu. WÃ€hrend im SÃŒden, vielleicht unter dem EinfluÃ des architektonischer emptindenden Italiens, schon frÃŒh jener wichtigste Schritt zur tektonischen Gestaltung des MÃ¶bels, die Unterscheidung von Rahmen und FÃŒllungfgetan wurde, bleibt im Norden das Tektonische, der Aufbau des MÃ¶bels, ohne wesentliche Durchbildung. Selbst in der ziemlich wech- selnden Proportion ist wenig kÃŒnstlerische Absicht erkennbar. Man kann sogar sagen, daÃ die romanischen SchrÃ€nke trotz ihrer ausgesprochenen Brettkonstruktion eher einen konstruktiven und in der Proportion bestimmten Eindruck machen als die gotischen. Bezeichnend ist fÃŒr diese der Typus des "wandfesten" Schrankes (Abb. 2), den man zur HÃ€lfte in die Wand einzulassen pflegte, so daÃ er schon dadurch nicht als tektonisches Werk, 1'" A. G. Meyer und R. Graul, Tafeln zur Geschichte der MÃ¶belforrnen (Leipzig. 190g), Serie VI -VlX, S. 16. Ãhnliche Auffassung bei]. von Falke, Mittelalterliches Holzmobiliar (Wien, 1894).

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