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tanische Eindruck, den die einzelnen Stücke machen, durchaus nicht auch
dem ganzen Interieur entströmt. Das ist warm und farbig. Im Detail zeigt
dann ja meist auch jedes Stück für sich besondere constructive oder deco-
rative Feinheiten; man sehe sich z. B. den weissen Toilettetisch (auf S. 72)
mit der wundervollen Thürfüllung und den einfachen, aber höchst originellen
Beschlägen an.
Die Abbildungen müssen helfen, einen Eindruck von den Absichten dieses
Architekten hervorzurufen. M. H. Baillie-Scott scheint mir jetzt der sicherste
und zuverlässigste englische Innenarchitekt zu sein. Er greift - im erfreu-
lichsten Gegensatze zu manchem deutschen Kunstgewerbler - nur selten
zur Feder; dafür geht seine Arbeit stetig fort. Er ist weniger Theoretiker und
Principienmensch als Praktiker. So ist auch von seiner Persönlichkeit nichts
zu sagen nöthig; das Werk spricht für den Mann!
BLÜMELHUBERS STAHLARBEITENi-ß VON
E. LEISCHING-WIEN f-(v
M Österreichischen Museum hat Herr Michael
Blümelhuber (Steyr) eine kleine Sammlung von
Kunstwerken ausgestellt, die zumVorzüglichsten
gehören, was seit langem in Erneuerung alter,
' verloren gewesener kunstgewerblicher Technik
zu sehen gewesen ist. Es sind Jagdmesser,
' Scheren und ein Besteck mit reichstem figür-
lichen Schmuck und Ornamenten aus Stahl,
im Ganzen geschmiedet und geschnitten.
I-Iiemit hat Blümelhuber an eine Kunstübung
des XVI. und XVII. Jahrhunderts angeknüpft,
welche schon zu Ende des XVII. Jahrhunderts nur mehr wenig gepflegt,
mit dem Ende des XVIII. Jahrhunderts fast gänzlich verschwunden war.
Aber nicht lediglich um eine Erneuerung handelt es sich hier, sondern um
vervollkommnende Weiterführung dieser Kunstweise selbst über die hohe
Vollendung der einschlägigen Renaissancewerke. Die Renaissance beschränkte
sich zwar nicht auf Flachdecor und Relief, sondern schritt auch zum Schnitt
von Vollfiguren von oft bedeutenden Dimensionen vor, aber an die ä jour-
Arbeit, das Herausschneiden vielfiguriger Darstellungen aus dem Vollen
wagte sie sich nicht, alle bekannten derartigen grösseren Compositionen
sind in Einzelstücken geschnitten und durch mechanische Bindung, oft durch
Löthung zusammengefügt.
Das Treiben, Ätzen, Graviren nebst Vergolden und Tauschiren des
Eisens entwickelte sich bereits im XIV.Jahrhundert infolge der höheren künst-
lerischenAnforderungen, welche an die Waffenschmiedekunst gestellt wurden.
Die italienischen und spanischen, die Solinger, Nürnberger, Augsburger,