wo er in den Familien De Galhau und
Villeroy freundliche Aufnahme fand. Den
Conflict zwischen seinem wilden, un-
gebundenen Künstlertemperament und
dem ernsten conservativen Empfinden in
diesen beiden Familien schildert Arsene
Alexandre in anschaulicher Weise.
Im Jahre 1883 machte Carries die
Bekanntschaft des Giessers Bingen, der
ihm bald in inniger Freundschaft zugethan
war und ihm, durch das Band der gleichen
Armuth wie des gleichen Empfindens ver-
bunden, auf seine Absichten bezüglich
der Patina mit vollem Verständnis einging.
Er pflegte das Wachsausgussverfahren,
das einzige, das alle Feinheiten der Mo-
dellirung des Bildhauers ohne Rest wieder-
gibt und jene Nacharbeiten mit Feile und
Hammer überflüssig macht, die oft genug
. zerstören, was die empfindende Hand in
Jean Carriias, Die lächelnde Nonne, Thon gebildet hat. Mit Bingen zusammen
Büimi" Swing"; machte Carries zahlreiche Versuche die
Bronze zu patiniren, indem er sie mit
Pflanzen- und Fruchtsäften behandelte, in Erde und Mist eingrub, Eisen-
und Kupferoxyd einbrannte. Die Büste Gambettas, Loyse Labe, Frans Hals,
Velazquez, die holländische Frau waren die ersten Werke, die Bingen in
Wachs ausgoss und die Carries mit seiner Patina versah. Eine ganze
Scala von grünlichen, leuchtend rothen, braunen Tönen aller Schattierungen
stand ihm schliesslich zur Verfügung. Sie bildeten das Entzücken der Kunst-
freunde und erregten die lebhafteste Theilnahme der Künstler, so der
Malachitton des Frans Hals, die purpurne Bronze der „Infantin" mit dem
Sammetglanz einer schönen Rose, der Faunskopf, der wie Achat schimmert.
Wie in diesen Tönen das Metall leuchtet, hie und da ein unerwarteter kaum
merklicher Reflex aufblitzt, das ist zum Entzücken. Freilich, um solche
Wirkungen hervorzubringen, dazu gehörten nicht bloss die technischen
Manipulationen, sondern die unendlich geschickten, fein empfindenden Hände
und das Auge eines Carries. Wem sie fehlen, der wird vielleicht etwas
Ähnliches, aber stets Gröberes hervorbringen.
Nocheinmal stellte Carries im Salon des Jahres 1883 aus, einen Courbet
und einen Bischof mit Mütze, Mitra und Ring. Beide machten nicht viel Auf-
sehen. Dann hielt er sich fast ein Jahrzehnt vom Salon fern. Inzwischen schuf
er eine ganze Reihe von carricaturhaften Köpfen mit phantastischem
Aufputz, die ihm dazu dienten, seine Versuche mit Patina zu machen, dazu
eine Reihe köstlicher Kinderköpfe, in denen er den ganzen intimen Reiz