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Volltext: Monatszeitschrift IV (1901 / Heft 11)

wo er in den Familien De Galhau und 
Villeroy freundliche Aufnahme fand. Den 
Conflict zwischen seinem wilden, un- 
gebundenen Künstlertemperament und 
dem ernsten conservativen Empfinden in 
diesen beiden Familien schildert Arsene 
Alexandre in anschaulicher Weise. 
Im Jahre 1883 machte Carries die 
Bekanntschaft des Giessers Bingen, der 
ihm bald in inniger Freundschaft zugethan 
war und ihm, durch das Band der gleichen 
Armuth wie des gleichen Empfindens ver- 
bunden, auf seine Absichten bezüglich 
der Patina mit vollem Verständnis einging. 
Er pflegte das Wachsausgussverfahren, 
das einzige, das alle Feinheiten der Mo- 
dellirung des Bildhauers ohne Rest wieder- 
gibt und jene Nacharbeiten mit Feile und 
Hammer überflüssig macht, die oft genug 
. zerstören, was die empfindende Hand in 
Jean Carriias, Die lächelnde Nonne, Thon gebildet hat. Mit Bingen zusammen 
Büimi" Swing"; machte Carries zahlreiche Versuche die 
Bronze zu patiniren, indem er sie mit 
Pflanzen- und Fruchtsäften behandelte, in Erde und Mist eingrub, Eisen- 
und Kupferoxyd einbrannte. Die Büste Gambettas, Loyse Labe, Frans Hals, 
Velazquez, die holländische Frau waren die ersten Werke, die Bingen in 
Wachs ausgoss und die Carries mit seiner Patina versah. Eine ganze 
Scala von grünlichen, leuchtend rothen, braunen Tönen aller Schattierungen 
stand ihm schliesslich zur Verfügung. Sie bildeten das Entzücken der Kunst- 
freunde und erregten die lebhafteste Theilnahme der Künstler, so der 
Malachitton des Frans Hals, die purpurne Bronze der „Infantin" mit dem 
Sammetglanz einer schönen Rose, der Faunskopf, der wie Achat schimmert. 
Wie in diesen Tönen das Metall leuchtet, hie und da ein unerwarteter kaum 
merklicher Reflex aufblitzt, das ist zum Entzücken. Freilich, um solche 
Wirkungen hervorzubringen, dazu gehörten nicht bloss die technischen 
Manipulationen, sondern die unendlich geschickten, fein empfindenden Hände 
und das Auge eines Carries. Wem sie fehlen, der wird vielleicht etwas 
Ähnliches, aber stets Gröberes hervorbringen. 
Nocheinmal stellte Carries im Salon des Jahres 1883 aus, einen Courbet 
und einen Bischof mit Mütze, Mitra und Ring. Beide machten nicht viel Auf- 
sehen. Dann hielt er sich fast ein Jahrzehnt vom Salon fern. Inzwischen schuf 
er eine ganze Reihe von carricaturhaften Köpfen mit phantastischem 
Aufputz, die ihm dazu dienten, seine Versuche mit Patina zu machen, dazu 
eine Reihe köstlicher Kinderköpfe, in denen er den ganzen intimen Reiz 

	        
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