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Volltext: Monatszeitschrift V (1902 / Heft 4)

XVIII. und noch früher aber 
wegen Mangels an sensitiver 
Überfeinerung in Kunst- 
sachen. Ein Klinger ist im- 
stande, Bildhauer zu sein, 
aus der Farbe heraus. Neben 
ihm in besonderem Masse nur 
noch einer: Gustave Gardet, 
der Pariser Tierplastiker, dem 
ein gescheckter oder ge- 
streifter Marmor oder ein 
bläulicher Stein einen Tiger, 
eine Hyäne odereine dänische 
Dogge eingibt, deren far- 
bigem Wesen er dann noch 
durch Modellierung, Gravierung und Färbung nachhilft. Im Beethoven ist 
der Gipfel von Farbendeutung und StoHcharakteristik erreicht. Die obere 
Hälfte der sitzenden Beethoven-Figur ist ein Stück Syramarmor von 
bleicher Goldigkeit, dessen Lichtdurchlässigkeit etwas Lebenatmendes 
vertauscht. Der Mantel, der den Schoss und die übergeschiagenen Beine 
drapiert, ist gelb und weiss gebänderter Laaser Onyxmarrnor mit breiten 
zitterigen Streifen, deren senkrechter Lauf die wagrechten Falten kreuzt 
und dadurch eine eigentümliche Vibration erhält. Die Sockelplinthe ist 
ein rosig-bräunlich gemischter Pyrenäenmarmor von schieferigem 
Ansehen, was dem wagrechten Wesen einer Tragplatte ganz wesentlich 
entspricht. Der Figur zu Füssen aber steht ein Adler mit mächtigen, 
halb zugeklappten Fittichen, der mit einer scheuen Wendung in das Ant- 
litz Beethovens emporschaut. Dieser Vogel ist aus einem dunklen 
schwarzgriinlichen, stellenweise weiss durchzuckten Pyrenäenmarmor 
gearbeitet, der in seiner breitfiächigen Geschliffenheit, bei stellenweiser 
Aufrauhung, dem Eindruck eines mächtigen Gefieders unvergleichlich 
entspricht. Diesem Hymnus aus Marmoren fügen sich aber auch noch 
die Stimmen von Metallen, Elfenbein und Edelsteinen ein. Beethoven 
sitzt nämlich auf einem bronzenen, rückwärts mit Flachreliefs verzierten 
Throne. Die Armlehnen bilden Ränder von hellpolierter Goldbronze, die 
sich in zwei breiten, weithin glänzenden Kurven niederwärts krümmt und 
die Figur seitlich scharf einfasst. In Schulterhöhe aber ist die Rücken- 
lehne mit einem breiten Fries geschmückt, der aus fünf elfenbein- 
geschnitzten Engelköpfen und deren in Edelsteinmosaik ausgeführten 
bunten Flügelpaaren besteht. Die Engelköpfe an den Ecken sind die 
 
Franz Barwig, Teekanne, Silber, 
ausgeführt von Alfred Pollak 
Hubert v. Zwickle, 
Papiern-iesser, aus- 
geführt von Rozet 
8: Fischmeister 
grössten und unter dem einen guckt auch noch ein Händchen hervor, das reizend naiv mit 
 
auf sündigen Genuss 
Entbehrung deuten. 
Hubert von Zwickle, Schale, Silber, 
ausgeführt von Rozet äI-"ischmeisier 
dem Finger nach dem Meister deutet. 
Die Reliefs der Rückseite sind allego- 
risch. In derMitte oben die Kreuzigungs- 
scene, und darunter die im Muschel- 
kahn stehende Aphrodite von einer 
stürmisch einherschwebenden Gewand- 
figur (Johannes?) bedroht. Rechts und 
links zwei Adam und Eva-Scenen, die 
und büssende 
Zwei Palmen- 
stämrne bezeichnen die Kanten der
	        
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