I
DIE WINTERAUSSTELLUNG IM ÖSTER-
REICHISCHEN MUSEUM Sie
IE diesjährige Winterausstellung des Museums
erbringt aufs neue den Beweis, dass die
Anstalt stets zielbewusst vorgeht und sich durch
die nicht selten masslose und von unrichtigen
Voraussetzungen abgeleitete Kritik ihrer Gegner
in keiner Weise beirren lässt.
Zu Beginn des „neuen Kurses" wurde auf
dem Gebiete der Ausstellung heimischer Er-
zeugnisse durch die Einführung von Innen-
räumen und Einzelgegenständen im englischen
Stil ein frischer Zug in das damals arg stag-
nierende Kunsthandwerk gebracht. Als die ersten Regungen einer selb-
ständigen künstlerischen Entfaltung in moderner Richtung, insoweit sie das
Kunstgewerbe betraf, wahrnehmbar wurden, hat das Museum den gelungenen
Leistungen der „]ungen" seine vollen Sympathien zugewendet und der
Bewegung die kräftigste Förderung angedeihen lassen. Dass die Leitung der
Anstalt nicht gewillt ist, allen Bocksprüngen der Modernen, die ja häufig
nicht einmal mehr als drollig zu bezeichnen waren und sind, Beifall zu spenden,
bedarf wohl objektiv Denkenden gegenüber kaum der Rechtfertigung.
Auf breiterer Basis wurde heuer der seit Jahren ins Auge gefasste Plan,
dem Wiener Publikum eine Reihe korrekter Interieurs in historischen Stilen
vorzuführen, verwirklicht. Wenn einerseits der kunstsinnige Laie durch
die häufige Betrachtung des guten Alten zu einer gerechteren Beurteilung
des Modernen gelangt, so wird auch anderseits die junge Künstlerschaft
selber durch den fortwährenden Hinweis auf die Leistungen früherer Epochen
angeregt und zum Mass-
halten veranlasst.
Paris, London und
Berlin sind in der Lage, in
ihren kunstgewerblichen
Museen eine Anzahl histo-
rischer Original-Interieurs
dem Publikum und den
speziellen Interessenten-
kreisen vorzuzeigen, in
Wien hat es bisher an
solchen Interieurs sowohl in
den Hofmuseen als auch im
Osterreichischen Museum
gefehlt. Der Beginn, der-
. _ Kassette mit Perlmutterhelag, Entwurf von Rudolf Hammel,
artigeEnsembles wenigstens ausgeführt von Karl Krehan