von seiner Höhe wieder
zur Ohnmacht herab-
sinkt. In der tiefen
Religiösität, die derAus-
gangspunkt von Ruskins
Denken ist, zeigt sich
mancheVerwandtschaft
mit Tolstoi und im
Nachdenken über die
letzten Ziele der Kunst
gelangen beide zu ähn-
lichen Resultaten. Be-
sonders anziehend wirkt
die Wärme, Begei-
sterung und schmuck-
lose Natürlichkeit, die
aus der Abhandlung
über die künstlerische
Gestaltungskraftspricht.
Wir stossen zwar oft
auf einen im historischen Denken ungeschulten Geist und eine Darstellung, die sich um die
Resultate wissenschaftlicher Forschung nicht viel kümmert, schöpfen jedoch nichts-
destoweniger Goldkörner geistigen Reichtums aus seinen Ausführungen. In der Vor-
lesung: „Der Anschluss an die Natur" behandelt Ruskin die Frage nach den Grenzen,
die der Naturtreue in der Kunst gesetzt sind, und stellt im allgemeinen die Antike als
mustergiltig hierin auf. Die letzte Vorlesung „Die Schule von Athen" beginnt mit einem
höchst anregenden Vergleich zwischen griechischem und florentinischem Kunstempfxnden
und endet mit dem Nachweise der Vorbildlichkeit griechischen Kunstempfindens für alle
Zeiten. - Es kann uns hier natürlich weder darauf ankommen, uns in eine heute sehr
billige Polemik gegen Ruskin einzulassen, noch die bald dunkel, bald unmethodisch
erscheinende Art seiner Darstellung zu kritisieren. Man hat sich mit seiner Schreibweise
längst abgefunden, und auch diejenigen, die nicht zu seinen unbedingten Bewunderern
zählen, verschmähen es nicht, gelegentlich aus seiner Lekture Anregung zu holen und mit
einem Geiste Zwiesprache zu pflegen, der die Frische subjektiven Empiindens ebenso-
wenig vermissen lässt, wie jenes kräftige Sichselbstgenügen, das das Kennzeichen aller
Kernnaturen ist. Folnesics
Augsburger Vorsexzpapier zu einem Edinburgher Einband (2,5 Grösse)
PROF. GERALD MOIRA, dessen dekorative Entwürfe vor einigen Monaten den
Stoff eines Artikels in „Kunst und Kunsthandwerk" bildeten, hat soeben ein Erker-
fenster für das Schloss Skibo, den Besitz des Schottisch-amerikanischen Milliardärs Andrew
Camegie, hergestellt, welches zu den schönsten Resultaten moderner angewandter Kunst
in England zählt. Die hier reproduzierte Photographie der drei Mittelfelder kann allerdings
von der Schönheit dieses Werkes keinen Begriff geben, da nicht nur die wundervolle
Farbenstimmung fehlt, welche sich mit den besten mittelalterlichen Kirchenfenstern
messen kann, sondern auch die riesigen Dimensionen es unmöglich machen, in dem Atelier
des Künstlers ein zufriedenstellendes photographisches Resultat zu erzielen.
Die Hauptschwierigkeit bei dem Entwurfe des Fensters bestand wohl darin, dass
Prof. Moira in den Hauptzügen einem Plane folgen musste, dessen Grenzen von
Mr. Carnegie strenge festgestellt waren. Und es bedarf wahrlich eines Künstlers ersten
Ranges, um so viele entgegengesetzte Motive zu einem harmonischen Ganzen zu
vereinen.