Avo
ein Gesamtkolorit bildet. Bald sind wuchtige
Bilder beisammen (Böcklins Meeresidyll, Zuloagas
spanischer Dichter,Kalckreuth, Kuehl), bald heitere
(Uprkas Bauernmadonna, Goltz, Darnaut, Graf,
Sigmundt, Hörmanns Znaim im Schnee), bald
tieftonige (Mediz, Germela, O'Lynch, Hänisch),
bald weisse (Segantinis „Böse Mütter", Monets
Koch in Leinenkostüm, Gallenscher Schnee, die
Helligkeiten Klimtscher Landschaften). Das
Mittelschiff jenes T vereinigt etwa 25 Rudolf
v. Alt, durchaus besten Schlages, und schliesst
mit Pochwalskis immer treßlicher werdendem
Kaiserbildnis ab. Und das letzte Kabinett links
ist mit 20 Waldmüller gefüllt, worunter die
„Klostersuppe" und eine Reihe seiner köstlichen
Altwiener Frauenporträts und manches Land-
schaftliche, worin sein malerischer Freiheits-
trieb deutlich durchbricht. Die gemischten Säle
enthalten sehr gute Spezimina aller öster-
reichischen Richtungen, von Schwind, Führich,
Schnorr, Danhauser, Amerling herwärts zu den
„sonnigen" (Pettenkofen , Leopold Müller,
Schönn), farbenwuchtigen (Canon) und lyrisch Vase, Zeit d" Ylmhnynasüe, mitReuef_
gestimmten (Schindler u. a.). Demnmon
Natürlich wird im Laufe der Zeit hier noch
Manches hinzuwachsen. In willkommener Voll-
ständigkeit stellt sich die neueste Entwicklung dar; Freilicht und Freiluft, die jüngste
Generation. Hier sieht man am deutlichsten, dass durch das neuere Erwerbungssystem
ein organischer Zug geht, und man bedauert desto lebhafter, dass mit dieser Systematik nicht
früher begonnen wurde. Das Ausland ist begreiflicherweise schwächer vertreten. Einigen
Kunstfreunden von hoher Gesinnung verdankt die Sammlung wertvolle Geschenke.
Der Name des regierenden Fürsten von Liechtenstein ist mit vielen Perlen der Kunst
verknüpft; auch mit jener „Fredegonde" und dem grossen Andreas Achenbach. In
neuester Zeit verdankt man dem Triester Architekten Hummel (einem Schmidt-Schüler)
das kostbare Parisurteil, das uns auch das andere grosse Klinger-Werk gebracht hat. Es ist
unschätzbar, dass Wien diese beiden Hauptstücke moderner Malerei, Gesamtkunst viel-
mehr, gewonnen hat; sie stellen es als moderne Kunststadt mit in den Vordergrund. Das
Ausland ist ferner durch Walter Crane, Luigi Loir, Hahns marmorne judith, Rodins
Rochefort, mancherlei französische und englische Graphik u. s. f. vertreten. Es ist blos
ein Anfang, aber ein prächtiger. Nur vereinzelt kommt bisher die Plastik vor. Die grosse
Novität für Wien ist in der modernen Galerie Klingers „Urteil des Paris". Es ist bis 1886
gemalt und schwillt noch von den Pariser Anregungen des damals jungen Meisters. Man
merkt dies auch in den Typen, zum Beispiel dem eigentümlich stumpfen Profil der Venus,
die etwas von der Salome hat. Zum ersten Male versucht hier Klinger eine Wand zu
bauen, die er malerisch schmückt und plastisch umrahmt. Schon melden sich seine
schlanken Hölzer, die das Bild gliedern, und der mächtige Sockel, einstweilen nur aus
majolikaartig bemaltem Gips. Die Gesamtwirkung ist wundervoll. Die Wand ist in eine
helle, luftige Ferne aufgelöst, mit Berg und Hain und wehendem Himmelsblau. Und dieser
Raum rhythmisiert sich fast architektonisch durch die vier aufrechten Gestalten des
Hermes und der drei Göttinnen, die keine Gruppe, sondern ein abgewogenes Nacheinander
bilden. Zu der Architektonik des Ganzen gehört auch, dass die Szene auf der Terrasse des
troischen Königspalastes vor sich geht. Ihre dunkelblauen Säulen und Gesimse scheinen
22'