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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 1)

gegönnt wird. Darum 
braucht man sich auch 
über das auffallende 
Verhältnis, in welchem 
in der Ausstellung der 
„historische" Teil zur 
Darstellung der Gegen- 
wart steht, nicht ernst- 
lich zu betrüben. Mit die- 
ser wird der Katalog auf 
I 8 Seitenfertig, während 
die Schätze der Vergan- 
genheit, die nur zum 
geringsten Teil in der 
Gegenwart ihre Nach- 
blüte hat, 226 Seiten, 
einendickenBandfüllen. 
Selbstredend ist der 
fast unübersehbare Um- 
fang der Schaustellung 
ebensosehr durch die 
ethnographische Viel- 
gestaltigkeit des öster- 
reichischen Völker- 
lebens wie durch den 
sachlichen Reichtum 
jeglicher Volksarbeit 
verursacht.Beiderbunt- 
gemischten Zusammen- 
setzung der österreichi- 
schen Bevölkerung, der Menge von Kulturschauplätzen, um die es sich hier 
handelt, in welchen verschiedene große Kulturkreise, sich teilweise über- 
schneidend, zusammentreffen - und angesichts verschiedenster Naturbedin- 
gungen, welche die Landschaft „vom Fels zum Meer" hier über die einzelnen 
Volksentwicklungen verhängt hat, ist die überquellende Fülle des zu Tage 
Getretenen kaum erstaunlich. Wie verschiedenartig übrigens diese Ab- 
Spiegelung nach den Stämmen unserer Heimat auch scheinbar sein mag, 
einheitlich ist dies Bild in seinem Kern und Wesen gegenüber dem nivel- 
lierenden Zug des modernen Lebens. Die enge Zusammengehörigkeit der 
österreichischen Völker, wie sie von Natur und Geschichte gleichmäßig ver- 
fügt worden ist, bewährt sich dem Tieferblickenden auch in dieser Ausstellung 
mit der inneren Verwandtschaft jeder volkstümlichen Kultur. Volk ist eben 
Volk, wenn es auch in verschiedenem Rock, sogar in aufgestutztem National- 
kleid steckt: denn Volk ist Altertum, Volk ist Einfalt und Beschränktheit, ist 
Salzfaß, Holz, mit Reliefschnitzerei, Tirol (Kat. 694) 
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